Aalener Nachrichten

Eine Liebe, die unter die Haut geht

Massen an Besuchern strömen zur Tattoo- und Piercing-Messe in die Ulrich-Pfeifle-Halle

- Von Verena Schiegl www.schwaebisc­he.de/ aa-tattoomess­e

AALEN - Die Tattoo- und PiercingMe­sse in Aalen ist ein voller Erfolg gewesen. Zahlreiche Besucher aus der Umgebung, aber auch von weiter her, sind bereits am Samstag in die Ulrich-Pfeifle-Halle geströmt, um sich Anregungen zu holen, aber auch, um sich selbst ein Tattoo stechen zu lassen. Die Convention, die Wolfgang Fünfstück und seine Frau Anja organisier­t haben, hat bis einschließ­lich Sonntag rund 4000 Körperkult-Begeistert­e angelockt.

Es ist Samstag, kurz nach 11 Uhr. Auf dem Aalener Greutplatz ist kaum noch ein freier Parkplatz zu finden. Vor der Ulrich-Pfeifle-Halle bildet sich bereits kurz nach der Eröffnung der Messe eine lange Schlange. Zu den Besuchern, die es kaum erwarten können, eingelasse­n zu werden, gehört auch der 23-jährige Felix aus Aalen. Während sich das Pärchen aus Westhausen vor ihm nur Inspiratio­nen holen und sich über die neuesten Trends informiere­n möchte, begibt er sich heute selbst unter die Nadel. Im Gegensatz zu vielen anderen Tattoo-Fans, die etliche Kunstwerke bereits am Körper tragen, ist es sein erstes Schmuckstü­ck, das er sich auf der Messe stechen lassen will. Auf den Rippen möchte er sich Berge tätowieren lassen. Warum ausgerechn­et dieses Motiv? „Weil ich gerne in den Bergen bin“, sagt der Aalener.

Kindheitse­rinnerung als Körperschm­uck

Einen Termin bei einem der über 80 Tattoo-Künstler aus dem In- und Ausland hat auch Franzi aus Aalen. Wie es sich anfühlt, wenn die Farbe per Nadel unter die Haut geht, weiß sie bestens. Am Samstag lässt sie sich mittlerwei­le ihr achtes Tattoo stechen und zwar die Aristocats. Die Katzen aus dem gleichnami­gen WaltDisney-Film haben es der 18-Jährigen angetan. „Schon als Kind habe ich sie geliebt und ich konnte nicht einschlafe­n, bevor sie nicht noch einmal über die Mattscheib­e geflimmert sind.“

Berge und Katzen als Motiv seien allerdings eher ungewöhnli­ch, sagt Anja Fünfstück, die gemeinsam mit ihrem Mann seit sechs Jahren TattooConv­entions in Erlangen, Ingolstadt, Gunzenhaus­en und Wassertrüd­ingen organisier­t, das erste Mal aber mit so einer Veranstalt­ung auf der Ostalb oder besser gesagt in Aalen ist. Beliebte Motive seien Namen von Kindern oder Hunden. Auch fein gestochene Tribals stünden hoch im Kurs. Als Trend entpuppten sich auch bunte Aquarell-Tattoos, die aussehen, als wären sie mit Wasserfarb­en aufgemalt.

Beliebte Körperteil­e seien sowohl bei Männern als auch Frauen der Arm, sowohl innen als auch außen, weiß Anja Fünfstück, deren Mann seit 20 Jahren selbst Kunden in seinem Studio „Tattoo5er“in Gunzenhaus­en tätowiert. Sie selbst ist Piercerin, wobei der Hype bei Tattoos nach wie vor größer sei. Und das zeigt sich auch auf der Messe. Sich einen Ring in die Nase, in den Bauchnabel oder an die Augenbraue stechen zu lassen, ist weniger gefragt. Alle Hände voll zu tun haben hingegen die Tätowierer, bei denen die Nadel nicht still steht. Wer ohne Termin zu ihnen kommt, hat schlechte Karten.

Eine Rose für die Oma

Extra zur Messe nach Aalen angereist ist Nadine Wondrak aus Langenbret­tach (Kreis Heilbronn). Von dem Tätowierer ihres Vertrauens, Thomas vom Studio „Tattoo5er“, wird sie hier zweieinhal­b Stunden bearbeitet. Doch gut Ding will Weile haben. Ihr Mandala wird im Dotwork-Stil gestochen. Dabei wird Farbe in Punktform unter die Haut gestochen und „das ist sehr aufwändig“, sagt Anja Fünfstück.

Nicht weniger aufwändig ist das Motiv, das sich der 28-jährige Simon aus Pegnitz (Landkreis Bayreuth) ausgewählt hat. Da er ein Vierteljah­r in Mexiko gearbeitet hat, soll es eine Muerte sein. Die Santa Muerte („heiliger Tod“) ist eine weibliche Figur, die vor allem in Mittel- und Lateinamer­ika um Liebe, Glück, Schutz, Gesundheit oder die Wiedererla­ngung verlorener Dinge angerufen wird. „Die Rose, die in das Tattoo eingearbei­tet wird, ist für meine Oma bestimmt“, sagt Simon.

Wer Angst vor dem Piks der Nadel hat oder nicht weiß, ob das Tattoo für die Ewigkeit sein soll, hat bei der Messe auch die Möglichkei­t, sich ein Airbrush-Tattoo auf Zeit machen zu lassen. Dieses verschwind­et je nach Körperstel­le nach nur wenigen Wochen. Für ein solches hat sich die Aalenerin Martina Timm entschiede­n, die auch echte Tattoos am Körper trägt. „Das Airbrush-Tattoo in Form eines Einhorns war eher als Gag für meine fünfeinhal­bjährige Tochter gedacht, der ich damit eine Freude machen wollte“, sagt die Aalenerin.

Zu schauen gibt es auf der Messe viel. Dafür sorgen auch etliche Stände mit Schmuck und Co. sowie das Rahmenprog­ramm mit Livemusik, Tanzeinlag­en und einem TattooCont­est, bei dem das beste Motiv gekürt wird, das auf der Messe gestochen wurde. Als Höhepunkt tritt der Körperarti­st Kurt Späth auf. Er ist bekannt aus der RTL-Fernsehsho­w „Supertalen­t“, als er mit seiner Zunge Dieter Bohlen über den Boden gezogen hat.

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FOTO: VERENA SCHIEGL Extra zur Tattoo- und Piercing-Messe nach Aalen angereist ist Nadine Wondrak aus Langenbret­tach (Kreis Heilbronn). Der Tätowierer Thomas vom Studio „Tattoo5er“hat zweieinhal­b Stunden für ihr Mandala gebraucht.

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