Hatice Yavuc: denunziert, verhaftet, freigelassen
Die gebürtige Bopfingerin Hatice Yavuz und ihrer Schwester Yasar Yavuz sind in Istanbul festgenommen worden
BOPFINGEN - Bei ihrer Einreise in die Türkei sind die Bopfinger SPDGemeinderätin Hatice Yavuz und ihre Schwester Yasar Yavuz in Istanbul von türkischen Sicherheitsbehörden verhaftet worden. Beiden wurde vorgeworfen, Mitglieder einer terroristischen Vereinigung sein. Nach einem Tag kommen beide Frauen auf freien Fuß. Später erfahren sie, dass sie von türkischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus Bopfingen denunziert worden sind.
Auch vier Wochen nach ihrer Verhaftung in der Türkei sitzt Hatice Yavuz das Erlebnis noch tief in den Knochen. Am 1. Februar 2017 reisen die SPD-Gemeinderätin und ihre Schwester Yasar Yavuz nach Istanbul. Noch am Flughafen, an der Passkontrolle, werden beide Schwestern von türkischen Sicherheitsbehörden verhaftet. Gegen sie liegt in der Türkei ein Haftbefehl vor.
Am Flughafen von Istanbul festgenommen
Warum sie verhaftet wurden, erfahren sie erst viel später. Zuerst werden beide verhört. „Man hat uns die Pässe und Handys abgenommen und uns nach dem Grund unserer Reise in die Türkei befragt“, erzählt Yavuz. Die Sicherheitsleute hätten wissen wollen, wer in der Türkei auf die Schwestern warte und hätten Fragen über Familienangehörige und Freunde gestellt. Die Koffer der beiden Frauen werden durchsucht, ihre Fingerabdrücke abgenommen. Polizeifotos werden gemacht. Danach landen sie in einer Zelle im Keller – und wissen immer noch nicht, was ihnen vorgeworfen wird.
Am nächsten Tag werden die Frauen einem Haftrichter vorgeführt. Dort erfahren sie, welche Anklage gegen sie erhoben wurde: Hatice Yavuz und ihre Schwester Yasar Yavuz sollen Mitglieder der Terrororganisationen Fetö / PDY sein. Darüber hinaus wird ihnen vorgeworfen, Gelder der Moschee in Bopfingen und die der türkischen Gemeinschaft in Bopfingen an Terroristen in Somalia weitergeleitet zu haben. „Diese haltlosen Beschuldigungen haben uns wie ein Hammer getroffen. Wir waren wie gelähmt“, sagt Hatice Yavuz. Erst später erfahren die Schwestern, dass sie von türkischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus Bopfingen und ihrer Heimatstadt Sinop in der Türkei denunziert wurden. Auch gegen nahe Familienangehörige in Deutschland liegen türkische Haftbefehle vor: „Würden sie in die Türkei reisen, droht ihnen das gleiche Schicksal.“
Schon kurz nach ihrer Verhaftung lief in Bopfingen und in der Türkei die Hilfe für die Schwestern an. Eine dritte Person, die mit Hatice und Yasar Yavuz mit nach Istanbul gereist war, hatte die Verhaftung mitbekommen und umgehend die Familienangehörigen in Bopfingen informiert.
Roderich Kiesewetter schaltet das Konsulat ein
Als die Nachricht Bopfingens Bürgermeister Gunter Bühler erreichte, kontaktierte dieser sofort das Büro des CDU-Bundestagsabgeordneten Roderich Kiesewetter: „Ich sagte, bei uns brennt die Hütte“, erzählt Bühler und bedankt sich bei Kiesewetter und seinen Büromitarbeitern für ihr schnelles Handeln. Kiesewetter informierte das Konsulat in Istanbul über die Verhaftung.
Die Vorsitzende der SPD-Fraktion im Stadtrat, Carola Merk-Rudolph, erfuhr von Hatice Yavuz’ Ehemann von der Verhaftung: „Er war ganz aufgelöst und völlig durcheinander. Glücklicherweise konnte er schon einen Tag später ganz erleichtert von der Freilassung seiner Frau berichten. Es waren bewegende Stunden.“Hatice Yavuz hatte Carola Merk-Rudolph noch kurz vor ihrer Abreise besucht. Ihr sei es wichtig gewesen, dass bekannt war, wohin sie geht. Sie habe vielleicht schon eine Ahnung gehabt, vermutet MerkRudolph.
Für Hatice Yavuz und ihre Schwester ist eines klar: Sie werden mit allen rechtlichen Möglichkeiten gegen ihre Denunzianten vorgehen. Vor allem auch gegen die anhaltenden Drohungen und Beschimpfungen aus der türkischen Gemeinschaft und gegen weitere falsche Behauptungen über sie. „Ich habe einerseits Verständnis für den türkischen Staat, der sich zurzeit in einer sehr schwierigen Situation befindet. Ich habe aber kein Verständnis für Denunzianten. Da kocht die Wut in mir hoch.“Sie habe keine Angst, werde nicht klein beigeben und weiter für ein interkulturelles Miteinander von Menschen zu kämpfen, sagt sie . Die gebürtige Bopfingerin hat ihren türkischen Pass vor über 20 Jahren abgegeben. Die Türkei lässt sie trotzdem nicht los.