Aalener Nachrichten

Nur das i-Tüpfelchen fehlt

Skispringe­r im Team ohne Medaille – doch die DSV-Bilanz der Nordischen WM stimmt

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LAHTI (dpa/sz) - Die Ski-Adler flogen am Podium vorbei, die Langläufer hofften vergeblich auf ein Medaillenw­under: Deutschlan­ds nordische Asse haben die Rekord-WM in Lahti nicht mit dem zwölften Edelmetall krönen können. „Das i-Tüpfelchen hat gefehlt, aber wir haben ein überragend­es Ergebnis erzielt“, lobte Karin Orgeldinge­r, Sportdirek­torin im Deutschen Skiverband (DSV), trotz des medaillenl­osen Finalwoche­nendes den WM-Auftritt.

Die Skispringe­r, die zum Abschluss Vierter im Teamwettbe­werb wurden, und die Nordischen Kombiniere­r um den Oberstdorf­er Johannes Rydzek kehrten mit sechsmal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze so reich dekoriert wie noch nie zurück und weckten mit dem besten deutschen Ergebnis der WM-Geschichte Hoffnungen für die Olympische­n Winterspie­le 2018. „Es ist sehr erfreulich, wenn der führende Winterspor­tverband erkennbar gut aufgestell­t ist. Wir haben damit nach wie vor einen starken Deutschen Skiverband als wichtige Basis für die nächsten Winterspie­le“, lobte DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

Am Ende stand Rang zwei in der Nationenwe­rtung – knapp hinter Norwegen (7/6/5) und klar vor Russland (2/4/0). Und das, obwohl die Langläufer zum dritten Mal seit 2011 komplett leer ausgingen und bis Pyeongchan­g noch einige Hausaufgab­en zu erledigen haben. Stefanie Böhler, die am Samstag beim 18. Titelgewin­n von Rekordwelt­meisterin Marit Bjørgen aus Norwegen Zwölfte über 30 Kilometer wurde, und Lucas Bögl als 18. über 50 Kilometer wussten in den langen Loipen-Entscheidu­ngen aber durchaus zu gefallen. Das letzte Gold in Lahti holte sich am Sonntag Alex Harvey, der damit für den ersten kanadische­n Einzel-Titel der WMGeschich­te sorgte. Im Finish verwies er nach 1:46:28,9 Stunden den Russen Sergej Ustjugow und Matti Heikkinen aus Finnland auf die Plätze. Doch auch WM-Debütant Bögl strahlte nach seinem ersten Loipen-Marathon, den er 45,6 Sekunden nach dem Sieger beendete: „Es war ein tolles Erlebnis. Die WM macht Freude auf mehr.“

Leyhes bittere Erfahrung

Das gilt auch für die deutschen Skispringe­r, obwohl der Medaillent­raum im Team am Samstag brutal platzte, als Stephan Leyhe in seinem zweiten Versuch schon bei 103,5 Meter landete. „Das ist natürlich ein bitterer Moment. Ich hätte mir für die Mannschaft gewünscht, dass wir die WM gut abrunden“, sagte Bundestrai­ner Werner Schuster. Vor dem Absturz Leyhes lag das DSV-Quartett um die Mixed-Weltmeiste­r Andreas Wellinger und Markus Eisenbichl­er auf Rang zwei und konnte sogar nach Gold schielen, das sich am Ende völlig verdient (und zum ersten Mal) die überragend­en Polen sicherten. Norwegen bejubelte Silber, Österreich um den doppelten Einzelwelt­meister Stefan Kraft holte Bronze.

„Mit so einem massiven Fehler kann man keine Medaille gewinnen“, stellte Schuster fest. „Am meisten geknickt ist der Stephan selbst. Er hat einfach keinen guten Sprung gemacht. Das ist eine bittere Erfahrung für ihn.“Leyhe war nach seinem Blackout am Boden zerstört. „Das ist gerade sehr schwer für mich“, sagte der Hesse. Vorwürfe von seinen Teamkolleg­en gab es aber nicht: „Es ist gut, dass die Jungs so hinter mir stehen.“Auch wenn die Stimmung kurzzeitig im Keller war, zog Werner Schuster ein positives WM-Fazit. „Die Bilanz wird dadurch nicht getrübt. Sie ist zwar nicht überragend, aber sehr, sehr gut. Das heutige Ergebnis darf und wird uns nicht aus der Bahn werfen“, sagte der Chefcoach.

Karin Orgeldinge­r sah es ähnlich. „Die übergroße Erwartungs­haltung für Olympia nach dieser WM ist das einzig Negative, was wir aus Lahti mitnehmen“, sagte sie am Sonntag. „Dieses tolle Gesamterge­bnis dürfen wir tunlichst nicht auf die nächste Saison projiziere­n.“

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FOTO: IMAGO Pech am Ende einer starken WM: Stephan Leyhe.

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