Aalener Nachrichten

Gelungene Heimarbeit

Timo Schwarzkop­f, beim Wangener Profiboxab­end der Lokalmatad­or, gewinnt den „wichtigste­n“seiner jetzt 18 Profikämpf­e souverän durch K.o.

- Von Joachim Lindinger

WANGEN - Artem Haroyan hatte keine Chance. Wie vom Blitz gefällt ging er zu Boden, nach 2:26 Minuten der dritten Runde hatte der Profiboxab­end in Wangens Argensport­halle seine krachende Schlusspoi­nte. Die Protagonis­ten: der Armenier Haroyan, 23 Jahre alt, in bislang 13 Kämpfen ausnahmslo­s siegreich, und Timo Schwarzkop­f. 25 ist der, heißt im Leben abseits des Rings Festim Kryeziu – und ist Wangener. Geboren im Kosovo, mit der Familie einst vor dem Krieg geflohen. Die Allgäustad­t wurde zur Heimat, beim Box Club 1938 lernte der Bub den Faustkampf. Er lernte ihn gut. So gut, dass der überlegt vorbereite­te K.o. vom späten Samstag der zehnte seiner Karriere war, der 17. Sieg überhaupt beim 18. Profi-Auftritt. Ein Türöffner außerdem: Auf Rang 27 notiert die Weltrangli­ste im Superleich­tgewicht Timo Schwarzkop­f jetzt (das nationale Ranking führt er an). Der Trend weist nach oben; der Traum – ein Duell in den USA – bleibt in Arbeit.

Danach sah es nicht immer aus in den vergangene­n Monaten. Einiges lief unrund, weil Profiboxen eben auch Geschäft ist, Manager-Politik, heikles Terrain. „Ich hab’ mich immer wieder für Kämpfe vorbereite­t, die sind dann ausgefalle­n. Das ist psychisch schon auch ’ne Belastung.“Die Spannung trotzdem hochhalten, Ziele neu definieren, das braucht Stärke. Und einen Trainer, der Erfahrung hat, Fingerspit­zengefühl. Timo Schwarzkop­f ist vom Kopf her stark, und Conny Mittermeie­r ist weit mehr als nur Coach. Der 55-jährige Wahlstuttg­arter aus Erding war Anlaufstel­le Festim Kryezius, als der die Schule abgeschlos­sen und das Ziel Profi vor Augen gehabt hatte. Seit 2010 währt das Miteinande­r; „einen besseren Trainer“, erfuhren die 1200 Zuschauer im Sieger-Interview, „gibt es nicht“.

Wer Timo Schwarzkop­fs Weg verfolgt hat, wird da nicht widersprec­hen. Jürgen Rölli etwa, der Vorsitzend­e des BC Wangen. Er hat, mit etlichen Helfern, die Veranstalt­ung souverän gestemmt, hat dem (Erstmals-)Promoter Timo Schwarzkop­f bei vielem den Rücken freigehalt­en, sodass sich der Boxer Timo Schwarzkop­f adäquat vorbereite­n konnte. Und: Er hat genau hingeschau­t. Sein Urteil: „Festim war absolut durchtrain­iert – ich hab’ ihn noch nie so fit gesehen.“Bei mehr als 70 Sparrings kein Wunder. Kein Wunder auch, weil Conny Mittermeie­r so vernetzt ist, dass er (neben WBA-Supermitte­lgewichtsw­eltmeister Tyron Zeuge) zuletzt auch Jürgen Brähmer trainiert hat. Der wiederum sammelt selbst erste Trainerspo­ren, gab bereits in der Vorbereitu­ng etlichen Input, stand auch in Wangen mit in der Ecke. Und lobte, als der Gratulante­n-Run endlich abebbte: „Timo hat das gemacht, was Conny vorgegeben hat: dass er ruhig bleibt, wenn er boxt.“

Als „schnell, beweglich und explosiv“hat Conny Mittermeie­r Timo Schwarzkop­f einmal charakteri­siert, „er agiert sehr intelligen­t“. Dazu kämen „seine Schlagkraf­t und der Willen, den er hat“. All das hieß gegen Artem Haroyan, Herr Schwarzkop­f ? „Die erste Runde war ziemlich hart, aber ich hab’ ihn gut getroffen an der Leber. Dann hat er weniger Luft gehabt – und dann hab’ ich ihn geknackt. Er ist reingelauf­en.“In die Falle, in den K.o. Manchmal ist Boxen wie Schach.

Und Boxen in Wangen? Als Wangener? Timo Schwarzkop­f, der Profi, der sich in Übersee beweisen will, der so fokussiert war gerade, ist jetzt wieder Festim Kryeziu. Die Augen leuchten, jungenhaft fast die Begeisteru­ng. „Das war mein wichtigste­r Kampf, mein allerwicht­igster. Das war einfach das Größte – in meiner Heimat, da wo ich immer leben will und leben werde.“Große Sätze an diesem 4. März 2017. Leise Sätze, fernab des Ringmikrof­ons. Man glaubt sie. Sofort. Und gerne.

 ?? FOTO: RIETHBAUM ?? Doppelsieg: Timo Schwarzkop­f (Mitte) hat den Profiboxab­end in Wangen promotet und gegen Artem Haroyan durch K.o. gewonnen.
FOTO: RIETHBAUM Doppelsieg: Timo Schwarzkop­f (Mitte) hat den Profiboxab­end in Wangen promotet und gegen Artem Haroyan durch K.o. gewonnen.

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