„Sorgen über Sorgen“bei Sanierung in Gmünd
Beim Kreisberufsschulzentrum laufen die Kosten aus dem Ruder und der Zeitplan scheint zu ambitioniert zu sein
AALEN/SCHWÄBISCH GMÜND - Eine Herkulesaufgabe hat Landrat Klaus Pavel die Generalsanierung des Kreisberufsschulzentrums in Schwäbisch Gmünd genannt. In der jüngsten Sitzung des Kreistagsausschusses für Bildung und Finanzen musste er dabei heftige Kritik einstecken, weil die Kosten mit Steigerungen von bis zu 35 Prozent völlig aus dem Ruder gelaufen sind. Allerdings hat der Kreis statt der erwarteten Förderung des Landes von 1,5 Millionen für Schulbaumittel 2,8 Millionen Euro bekommen. Dies führt dazu, dass die fast acht Millionen schwere gesamte Schulerweiterung die Kreiskasse „nur“mit 4,3 statt der kalkulierten 4,8 Millionen Euro belastet.
Der Landrat hatte dennoch im Ausschuss das Büßerhemd angezogen und erklärt, als Chef der Verwaltung müsse er die höheren Kosten verantworten. Allerdings musste er auch reumütig eingestehen, dass sich der Zeitplan – 2020 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein – zumindest teilweise wohl als zu ambitioniert erwiesen habe, zumal die Sanierung in dieser Dimension vom Landratsamt kaum zu bewerkstelligen sei. Trotz zweimaliger Ausschreibung habe sich kein Architekt gefunden, der bereit sei, die Bauherrenfunktion zu übernehmen. Deswegen werde er die Notbremse ziehen und in der nächsten Sitzung die Bestellung eines Projektsteuerers vorschlagen. Pavels Sorge: „Sonst geht etwas schief!“Und sein Stoßseufzer: „Es gibt Sorgen über Sorgen!“
Pleiten, Pech und Pannen
Pleiten, Pech und Pannen – so könnte man den Bericht überschreiben, den der Landrat im Ausschuss gab. Demnach hat der Kreistag am 21. Oktober 2014 einen Grundsatzbeschluss zur Sanierung des Hauptgebäudes des Kreisberufsschulzentrums Gmünd gefasst und ein Jahr später eine Arbeitsgemeinschaft von Architekten mit den Arbeiten betraut. Doch: Deren Zeitund Terminplan kann nicht eingehalten werden.
So seien entgegen den Zusagen die Bauantragsunterlagen einschließlich Brandschutzkonzeption nicht im November oder Dezember 2016, sondern erst im Januar 2017 eingegangen. Die Kostenberechnungen seien für April avisiert. Offen sei, wie sich dieser wenig erfreuliche Zeitverzug auf die Dauer der Gesamtsanierungskonzeption auswirken wird.
Noch weniger erfreulich der Blick auf die Finanzen: Für den Neubau des Mensagebäudes, das am Montag seiner Bestimmung übergeben worden ist, waren 3,3 Millionen Euro angesetzt worden, tatsächlich kostet es 4,1 Millionen. Teurer wurde das Gebäude unter anderem wegen Mehraufwendungen bei den sanitären Anlagen, der LED-Beleuchtung und der Kücheninstallation. Im Mai 2016 hatte die Verwaltung dem Ausschuss deswegen signalisiert, dass sie mit Kosten von 3,9 Millionen rechnet.
Jetzt musste Pavel dem Gremium zerknirscht eingestehen, dass man damals das Augenmerk einseitig auf die Baukosten gelegt habe, aber nicht die Nebenkosten überprüft und nicht berücksichtigt habe, dass wegen der neuen Honorarordnung bei Architekten höhere Honorare anfallen. Daher sei die erhoffte Kostenreduzierung in einzelnen Gewerken leider nicht eingetreten. Pavel: „Das ist daneben gegangen!“
Termin nicht in Stein gemeiselt
Zu alledem habe die Verwaltung wegen der überhitzten Baukonjunktur die Ausschreibung für die Gestaltung der Außenanlagen aufheben müssen. Die Sanierung insgesamt umfasst außer dem Neubau der Mensa die Sanierung des Hauptgebäudes und einen Erweiterungsbau für die Theorieräume. Die Sanierungsarbeiten sollen laut Pavel so organisiert werden, dass es nicht über einen Zeitraum von drei oder vier Jahren überall Baustellen gibt.
Für die CDU machte Manfred Fischer deutlich, dass der Fertigstellungstermin Dezember 2020 nicht in Stein gemeißelt ist. Wichtig sei, die Kostenrechnung auf Herz und Nieren zu prüfen. Man habe die Aufgabe wohl etwas unterschätzt, mutmaßte Carola Merk-Rudolph (SPD), während Armin Kiemel darauf hinwies, die Freien Wähler hätten wegen des ambitionierten Zeitplans einen Controller schon immer für sinnvoll gehalten.
Der Ausschuss vergab die Arbeiten für die Gestaltung der Außenanlagen für 233 000 Euro an die Aalener Firma Grünanlagen Schwarz.
Wegen der Kostenüberschreitungen gebe es große Unzufriedenheit, sagte Georg Ruf (CDU), der dies damit am deutlichsten artikulierte. Die Verantwortung sah er jedoch nicht nur beim Landrat, sondern auch beim Kreistag und bei den Architekten. Ruf: „Das muss uns eine Lehre sein!“Worauf Pavel konterte: „Wir brauchen ein leistungsfähiges, klassisches Kreisbauamt. Wir haben deutliche Defizite.“