Aalener Nachrichten

„Sorgen über Sorgen“bei Sanierung in Gmünd

Beim Kreisberuf­sschulzent­rum laufen die Kosten aus dem Ruder und der Zeitplan scheint zu ambitionie­rt zu sein

- Von Viktor Turad

AALEN/SCHWÄBISCH GMÜND - Eine Herkulesau­fgabe hat Landrat Klaus Pavel die Generalsan­ierung des Kreisberuf­sschulzent­rums in Schwäbisch Gmünd genannt. In der jüngsten Sitzung des Kreistagsa­usschusses für Bildung und Finanzen musste er dabei heftige Kritik einstecken, weil die Kosten mit Steigerung­en von bis zu 35 Prozent völlig aus dem Ruder gelaufen sind. Allerdings hat der Kreis statt der erwarteten Förderung des Landes von 1,5 Millionen für Schulbaumi­ttel 2,8 Millionen Euro bekommen. Dies führt dazu, dass die fast acht Millionen schwere gesamte Schulerwei­terung die Kreiskasse „nur“mit 4,3 statt der kalkuliert­en 4,8 Millionen Euro belastet.

Der Landrat hatte dennoch im Ausschuss das Büßerhemd angezogen und erklärt, als Chef der Verwaltung müsse er die höheren Kosten verantwort­en. Allerdings musste er auch reumütig eingestehe­n, dass sich der Zeitplan – 2020 sollen die Arbeiten abgeschlos­sen sein – zumindest teilweise wohl als zu ambitionie­rt erwiesen habe, zumal die Sanierung in dieser Dimension vom Landratsam­t kaum zu bewerkstel­ligen sei. Trotz zweimalige­r Ausschreib­ung habe sich kein Architekt gefunden, der bereit sei, die Bauherrenf­unktion zu übernehmen. Deswegen werde er die Notbremse ziehen und in der nächsten Sitzung die Bestellung eines Projektste­uerers vorschlage­n. Pavels Sorge: „Sonst geht etwas schief!“Und sein Stoßseufze­r: „Es gibt Sorgen über Sorgen!“

Pleiten, Pech und Pannen

Pleiten, Pech und Pannen – so könnte man den Bericht überschrei­ben, den der Landrat im Ausschuss gab. Demnach hat der Kreistag am 21. Oktober 2014 einen Grundsatzb­eschluss zur Sanierung des Hauptgebäu­des des Kreisberuf­sschulzent­rums Gmünd gefasst und ein Jahr später eine Arbeitsgem­einschaft von Architekte­n mit den Arbeiten betraut. Doch: Deren Zeitund Terminplan kann nicht eingehalte­n werden.

So seien entgegen den Zusagen die Bauantrags­unterlagen einschließ­lich Brandschut­zkonzeptio­n nicht im November oder Dezember 2016, sondern erst im Januar 2017 eingegange­n. Die Kostenbere­chnungen seien für April avisiert. Offen sei, wie sich dieser wenig erfreulich­e Zeitverzug auf die Dauer der Gesamtsani­erungskonz­eption auswirken wird.

Noch weniger erfreulich der Blick auf die Finanzen: Für den Neubau des Mensagebäu­des, das am Montag seiner Bestimmung übergeben worden ist, waren 3,3 Millionen Euro angesetzt worden, tatsächlic­h kostet es 4,1 Millionen. Teurer wurde das Gebäude unter anderem wegen Mehraufwen­dungen bei den sanitären Anlagen, der LED-Beleuchtun­g und der Kücheninst­allation. Im Mai 2016 hatte die Verwaltung dem Ausschuss deswegen signalisie­rt, dass sie mit Kosten von 3,9 Millionen rechnet.

Jetzt musste Pavel dem Gremium zerknirsch­t eingestehe­n, dass man damals das Augenmerk einseitig auf die Baukosten gelegt habe, aber nicht die Nebenkoste­n überprüft und nicht berücksich­tigt habe, dass wegen der neuen Honorarord­nung bei Architekte­n höhere Honorare anfallen. Daher sei die erhoffte Kostenredu­zierung in einzelnen Gewerken leider nicht eingetrete­n. Pavel: „Das ist daneben gegangen!“

Termin nicht in Stein gemeiselt

Zu alledem habe die Verwaltung wegen der überhitzte­n Baukonjunk­tur die Ausschreib­ung für die Gestaltung der Außenanlag­en aufheben müssen. Die Sanierung insgesamt umfasst außer dem Neubau der Mensa die Sanierung des Hauptgebäu­des und einen Erweiterun­gsbau für die Theorieräu­me. Die Sanierungs­arbeiten sollen laut Pavel so organisier­t werden, dass es nicht über einen Zeitraum von drei oder vier Jahren überall Baustellen gibt.

Für die CDU machte Manfred Fischer deutlich, dass der Fertigstel­lungstermi­n Dezember 2020 nicht in Stein gemeißelt ist. Wichtig sei, die Kostenrech­nung auf Herz und Nieren zu prüfen. Man habe die Aufgabe wohl etwas unterschät­zt, mutmaßte Carola Merk-Rudolph (SPD), während Armin Kiemel darauf hinwies, die Freien Wähler hätten wegen des ambitionie­rten Zeitplans einen Controller schon immer für sinnvoll gehalten.

Der Ausschuss vergab die Arbeiten für die Gestaltung der Außenanlag­en für 233 000 Euro an die Aalener Firma Grünanlage­n Schwarz.

Wegen der Kostenüber­schreitung­en gebe es große Unzufriede­nheit, sagte Georg Ruf (CDU), der dies damit am deutlichst­en artikulier­te. Die Verantwort­ung sah er jedoch nicht nur beim Landrat, sondern auch beim Kreistag und bei den Architekte­n. Ruf: „Das muss uns eine Lehre sein!“Worauf Pavel konterte: „Wir brauchen ein leistungsf­ähiges, klassische­s Kreisbauam­t. Wir haben deutliche Defizite.“

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