Alle machen mit – außer Württemberg
Pfarrer Manfred Metzger informiert im Unterkochener Albert-Schweitzer-Haus über die Segnung homosexueller Partnerschaften
AALEN-UNTERKOCHEN - Unterkochens evangelischer Pfarrer Manfred Metzger lädt am Montag, 20. März, um 19.30 Uhr ins AlbertSchweitzer-Haus (Otto-Hahn-Straße 55) zu einem Vortrag und einem Gespräch über die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren in der evangelischen Kirche ein. Unser Redakteur Ansgar König hat sich vorab mit Metzger über das Thema unterhalten.
Herr Metzger, gibt es aktuellen Anlass für diesen Abend?
Ja. In Deutschland gibt es nur noch eine evangelische Landeskirche, die bei homosexuellen Paaren keine Segnung macht. Und das sind wir, Württemberg. Bisher ist eine Segnung hier nur im Rahmen der Seelsorge, aber nicht im Gottesdienst möglich. Allerdings halten sich einige Pfarrerinnen und Pfarrer nicht an diese Regelung oder sogenannte Regenbogengemeinden erklären sich offen für Segnungen. Eine Initiative „Trauung für alle“fordert zum Beispiel die komplette Gleichstellung. In diesem Jahr will nun die Landeskirche das Thema Trauagende angehen. Das ist die Handreichung für Pfarrer, die alles rund um die Hochzeit regelt. So wird es zum Beispiel neue Formulare geben. Wenn wir nun die letzten sind, die eine Segnung ablehnen, sollten wir auch eine Agenda für homosexuelle Paare angehen. Im Juni wird es zum Thema eine Klausurtagung der Landessynode geben.
Und wieso halten gerade Sie diesen Vortrag?
2009 hat die Landeskirche acht „Prälaturbeauftragte für Homosexualität und Kirche“berufen. Ich bin einer davon. Wir dienen als Ansprechpartner für alles rund um dieses Thema, zum Beispiel, wenn ein Homosexueller kurz vor dem Outing steht oder wenn ein gleichgeschlechtliches Paar heiratswillig ist. Wir sind dann die Personen, an die man sich in einem geschützten Raum vertrauensvoll wenden kann.
Wie hoch sind denn die Fallzahlen? Ist die Segnung überhaupt ein aktuelles Thema?
Wir wissen wissenschaftlich, dass zwei Prozent der Frauen lesbisch und drei bis vier Prozent der Männer schwul sind. Allerdings tauchen Homosexuelle im gemeindlichen Bereich nur selten auf. Sie kommen vor, aber die meisten haben sich von der Kirche abgewendet, weil sie wissen, dass das Thema bei der Kirche schwierig ist. Die katholische Kirche lehnt das ja vollkommen ab. Seit 2001 gibt es das Gesetz zur eingetragenen Lebenspartnerschaft, und seither gibt es auch eine Diskussion in den Kirchen. Zuerst machte Nordelbien(Hamburg) eine Segnung möglich. Nach und nach zogen andere Kirchen nach – außer Württemberg.
Und jetzt?
Jetzt wollen wir Prälaturbeauftragte erst einmal bei Infoveranstaltungen für Gemeinden und Gemeindeglieder die Stimmung einfangen und informieren, damit jeder weiß, worüber wir reden. Wir wollen über den aktuellen Stand der Diskussion in den anderen Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) berichten. Mein persönliches Ziel ist es allerdings, die Segnung in Württemberg möglich zu machen.
Warum?
Auch wenn es anders in der Bibel steht: Wenn Homosexuelle in Treue und in Partnerschaft leben, dann ist für mich eigentlich klar, dass die Kirche ihnen den Segen geben sollte.