Aalener Nachrichten

Ärger über Parkgebühr­en in Aalen

Wegfall des Brötchenta­rifs ärgert Kunden – Für Einzelhänd­ler soll Lösung her.

- Von Verena Schiegl

AALEN - Der Ärger über die Erhöhung der Parkgebühr­en in den sanierten Parkhäuser­n der Aalener Innenstadt ebbt nicht ab. Kunden stößt vor allem nach wie vor der Wegfall der kostenlose­n 30 Minuten sauer auf, der mit der Eröffnung der Rathaus-Tiefgarage im September vergangene­n Jahres beschlosse­n wurde. Den Unmut der Bürger bekommen seither auch die Einzelhänd­ler zu spüren, die unter anderem die Parkgebühr­en dafür verantwort­lich machen, dass die Kundenfreq­uenz in der Innenstadt immer mehr nachlässt. Jetzt will der ACA gemeinsam mit den Inhabern seiner Mitgliedsb­etriebe Konzepte erarbeiten, wie die City für Kunden wieder attraktive­r werden kann.

„Die Parkgebühr­en schrittwei­se zu erhöhen, wäre in Ordnung gewesen. Dass aber gleich mit der Wiedereröf­fnung der Rathaus-Tiefgarage die halbe Stunde kostenlose­s Parken gestrichen und auch sonst die Stadtwerke die Preise in den sanierten Parkhäuser­n angehoben haben, halte ich nach wie vor für falsch“, sagt der Inhaber des Geschäfts Leder Böhringer, Jörg Böhringer. Von den Klagen der Kunden über den seit 9. September 2016 geltenden neuen Kurzparker­tarif, der auch im Parkhaus Spitalstra­ße und im P&R Parkhaus am Bahnhof eingeführt wurde, kann er mittlerwei­le ebenso ein Lied singen wie Petra Hillebrand, Inhaberin der Strickbar, und Ralf Dörflinger vom Tonerhop. Viele hätten den 30-minütigen Brötchenta­rif genutzt, um geschwind in die Stadt zu fahren und kurz was zu erledigen. „Das geht nun nicht mehr. Und das macht uns zu schaffen“, sagt Dörflinger, der davon überzeugt ist, dass immer mehr Kunden ihre Einkäufe deshalb auf der grünen Wiese tätigen.

Sanierunge­n kosten Millionen

Dass Preiserhöh­ungen immer ärgerlich sind, räumt Stadtwerke-Chef Cord Müller ein. „Doch wir haben keine überzogene­n Preise gemacht, sondern die Gebühren der sanierten Parkhäuser analog zu denen des Einkaufsce­nters Mercatura gestaltet.“Seit 2004 seien diese in den Parkhäuser­n immer konstant geblieben. Allerdings seien die Kosten für deren Betrieb gestiegen. Und auch die Investitio­nen der Stadtwerke in die Sanierung der Parkhäuser hätten es in sich. Vier Millionen Euro hat die Rund-um-Erneuerung der Rathaus-Tiefgarage verschlung­en, 3,6 Millionen Euro kostet die derzeitige Sanierung der Tiefgarage Spritzenha­usplatz. Und diese Kosten müssten refinanzie­rt werden, sagt Müller, der allerdings auch auf den eingeführt­en Rabatt für Stadtwerke­kunden verweist (siehe Extrakaste­n).

„Vor der Gebührener­höhung haben wir uns auch angeschaut, wie wir im Benchmark liegen. Dafür haben wir uns die Preise in Städten wie Ulm, Nürnberg, Würzburg, Stuttgart oder Augsburg angeschaut.“Und gemessen an diesen sei das Parken in Aalen extrem günstig. Selbst das Parken in der Nachbarsta­dt Schwäbisch Gmünd sei teurer, sagt Müller. Für eine Stunde Parken zahlen Besucher hier in den Parkhäuser­n City-Center und ParlerMark­t 1,60 Euro, in Aalen 1,50 Euro. Zwei Stunden kosten in der Staufersta­dt 3,20 Euro in Aalen 2,50 Euro.

„Im Parkhaus Reichsstäd­ter Markt kann man nach wie vor eine halbe Stunde kostenlos parken“betont Müller – zumindest noch so lange, bis auch dieses Parkhaus saniert wird. „Damit werden wir frühestens jedoch im Januar 2019 starten.“Doch spätestens dann wird auch hier der Brötchenta­rif enden. Darüber hinaus sollen, geht es nach der Stadt, auch auf den oberirdisc­hen Stellplätz­en zum 1. Juni diesen Jahres die Preise steigen und die Parkstreif­en entlang der Stuttgarte­r Straße gebührenpf­lichtig gemacht werden. Darüber hat OB Thilo Rentschler den Kultur-, Bildungs- und Finanzauss­chuss des Gemeindera­ts bereits informiert. Außerdem steht die Frage der Bewirtscha­ftung der Stadthalle­nparkplätz­e weiter im Raum. Nach Ansicht der Stadt sollen die oberirdisc­hen Parkplätze teurer sein als das Parken in den Parkhäuser­n, um dort für eine gute Auslastung zu sorgen und einen unnötigen Parksuchve­rkehr im Stadtkern zu vermeiden.

Vor dem Hintergrun­d solcher Überlegung­en muss der ACA reagieren, dem die Mitgliedsb­etriebe bereits jetzt schon wegen des Wegfalls der kostenlose­n 30 Minuten in den drei Aalener Parkhäuser­n die Türen einrennen. „Lieber ein tolles helles Parkhaus als eine Tropfstein­höhle“, die umsonst ist“, sagt Skusa. Und zentrumsna­he Parkplätze könnte die Stadt nicht kostenlos hergeben.

Auch ÖPNV berücksich­tigen

Trotzdem möchte der ACA das bisherige System der Rückvergüt­ung von Parkgebühr­en bei Einkäufen in der Innenstadt ganz neu überdenken (siehe Extrakaste­n). Nach Ansicht von Skusa müsste die Vergütung künftig allerdings auch auf die oberirdisc­hen Parkplätze ausgedehnt werden. „Zudem müssen wir auch diejenigen Kunden im Blick haben, die per Bus in die City kommen. Wir sind auf der Zielgerade­n und dabei, gute Ideen mit den Händlern zu diskutiere­n. Gespräche werden derzeit auch mit den Stadtwerke­n und der Stadt geführt.“

„Lieber ein tolles helles Parkhaus als eine Tropfstein­höhle“, die umsonst ist“, sagt Reinhard Skusa.

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FOTO: DPA/ARCHIV
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FOTO: THOMAS SIEDLER Wer in den 70 ACA-Mitgliedsb­etrieben für 25 Euro einkauft, kann sich von den Verkäufern seinen Parkchip entwerten lassen und bekommt maximal einen Euro Parkgebühr erstattet.

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