„Ich würde es noch einmal wagen“
VfR Aalens Cheftrainer Peter Vollmann geht mit Leib und Seele seinem Beruf nach
AALEN - Im Rahmen des „Zeitungstreffs“hat die 9c des Bopfinger Ostalb-Gymnasiums den VfR Aalen besucht. Eine Fragerunde mit Cheftrainer Peter Vollmann hat die Klasse gemeinsam zusammengefasst.
Herr Vollmann, erzählen Sie uns, wie man sich eine Woche als Trainer vorstellen muss.
Trainer ist man rund um die Uhr. Dienstags beginnen wir mit fußballspezifischem Krafttraining am Morgen, das der Athletik-Trainer leitet. Anschließend wird das vergangene Spiel analysiert und am Nachmittag draußen trainiert. Zuletzt werten wir das Training aus und erstellen über die Woche hinweg ein Leistungsbild der Spieler. Am Mittwoch stehen zwei Einheiten auf dem Programm. Am Donnerstag findet eine Pressekonferenz statt. Bis zum Freitag muss dann die Gegneranalyse fertig sein. Anschließend findet das Abschlusstraining statt. Wenn das Liga-Spiel ein Heimspiel ist, treffen wir uns zwei Stunden vor Beginn.
An welchen Moment beim VfR denken Sie besonders gerne zurück?
An das drittletzte Spiel der vergangenen Saison, an dem wir den Klassenerhalt geschafft haben (3:2-Sieg gegen Mainz II/d. Red.). Das war gleichzeitig auch die Erlösung vom Druck, noch absteigen zu können.
Worauf legen Sie im Training besonders Wert?
Körperliche Fitness, Disziplin und Konzentration. Jeder Spieler unterliegt deshalb einem strengen Ablauf, dem sich auch sein familiäres Umfeld anpassen muss.
Warum spielt der VfR so oft unentschieden?
Wir sind verteidigungstechnisch eine sehr gute Mannschaft. Eine Mannschaft steht meistens dann ganz oben in der Tabelle, wenn sie mindestens einen oder zwei Spieler hat, die regelmäßig treffen. Es kommt eben immer auf die Qualität einer Mannschaft an. Unsere Qualität liegt in der Verteidigung und nicht in der Offensive.
Was sind Ihre Ziele und inwiefern wird Neuzugang Sascha Traut zu diesen verhelfen?
Unser kurzfristiges Ziel ist der Klassenerhalt. Mittelfristig wollen wir wieder in die oberen Ränge gelangen, um in den nächsten zwei bis drei Jahren den Aufstieg in die 2. Liga zu realisieren, was aber von vielen Faktoren abhängt. Man benötigt sehr viel Geld, um sich gute Spieler leisten zu können. Ein solcher ist Sascha Traut, geprägt von großer Routine und guter Verteidigungstechnik.
Der VfR hat Insolvenz angemeldet, inwiefern reagieren Sie darauf?
Für mich persönlich ist das eine traurige Situation. Wenn man eigentlich um den Aufstieg mitspielt und acht bis zehn Plätze herunterfällt, ist das kein schönes Gefühl. Für die Spieler heißt das im schlimmsten Fall, dass sie nach der Saison arbeitslos sind, wenn wir die 44 Punkte nicht erreichen sollten. Die Nachteile sollten nicht ausgeblendet werden.
Ist der Druck vor Entlassungen motivierend oder einschränkend?
An den sportlichen Druck habe ich mich gewöhnt, an den medialen werde ich mich aber nicht gewöhnen können. Der Trainerberuf hat sich durch die zunehmende Medienarbeit stark verändert. Hat man mal wenig Erfolg, nehmen Beleidigungen zu, die bis in das familiäre Umfeld hineingehen.
Sehen Sie Nachteile in der Nähe zu Heidenheim?
Für den niederklassigen Verein ist dies immer schwierig. Fußballinteressierte aus der Region schauen sicherlich auch gerne Zweitligafußball, eingefleischte Fans halten aber uns die Treue. Sponsoren vermarkten sich in höheren Ligen besser. Für uns ist es natürlich Motivation, wieder dort hinzukommen, wo Heidenheim derzeit spielt.
Welchen Spieler würden Sie gerne verpflichten, wenn Sie ein unbegrenztes Budget hätten?
Statt eines Ronaldos würde ich lieber mehrere gute Spieler verpflichten.
Würden Sie sich noch einmal für den Trainerberuf entscheiden?
Der Trainerberuf ist ein Privileg, ein interessanter und rentabler Beruf. Es gibt aber auch negative Erscheinungen. So habe ich immer wieder getrennt von meiner Familie leben müssen. Wäre ich heute nochmal 36 Jahre alt, würde ich genauer darüber nachdenken, als ich es damals getan habe. Ich würde es aber trotzdem noch einmal wagen.