„Jede kleine Aktion trägt bei, Größeres zu bewegen“
Julia Gruber und Julian Zwick engagieren sich bei den Jusos Ostalb – Für bessere Bildung und Infrastruktur
ELLWANGEN (möc) - Etwas ändern, statt zu schimpfen: Das wollen die 20-jährige Julia Gruber aus Schrezheim und der 19-jährige Julian Zwick aus Schönau. Beide engagieren sich bei den Jusos Ostalb: Julia Gruber ist der Jugendorganisation der SPD vor einigen Wochen beigetreten, Julian Zwick fungiert als einer der stellvertretenden Kreisvorsitzenden. In der Serie über Jugendliche in Ellwangen stellt die Ipf- und Jagst-Zeitung sie vor.
Wie sind Sie zu den Jusos gekommen?
Julian Zwick: Mein Bruder André Zwick ist Vorsitzender der SPD im Ostalbkreis, deshalb hatte ich bereits einen Bezug zu den Sozialdemokraten. Von den Parteien, die es seit langem gibt, ist die SPD die einzige, die sich nach der Zeit des Nationalsozialismus nicht umbenennen musste. Sie konnte den Nationalsozialismus nicht verhindern, ist aber dagegen aufgestanden. Bei der 150-Jahr-Feier der SPD im Sommer 2013 bin ich Mitglied geworden.
Julia Gruber: Übers Zeitung lesen habe ich mich immer mehr für Politik interessiert. Ich habe mich gefragt: Wie kann ich etwas ändern? Und mir die Partei herausgesucht, deren Grundeinstellung mir am besten zusagt. Die SPD ist eine sehr offene Partei, die die Rahmenbedingungen dafür schaffen möchte, dass jeder sein Leben so leben kann, wie er will. Vor einigen Wochen bin ich beigetreten. Was wollen Sie beispielsweise verändern? Julia Gruber: Es gibt mehrere Brennpunkte. Dazu gehören das Erstarken der Rechten, die Rentenpolitik, die Infrastruktur und das Gesundheitswesen. Ich arbeite bei einer Krankenkasse und habe deshalb Einblick in die Entwicklung. Im ländlichen Bereich bricht die Gesundheitsversorgung weg. Dem möchte ich entgegenwirken. Was gibt Ihnen Ihr Engagement? Julia Gruber: Auch wenn wir in der Kommunalpolitik kleinere Dinge bewegen: Es ist ein Anfang. Jede kleinere Aktion trägt dazu bei, etwas Größeres zu bewegen.
Julian Zwick: Sich über schlechte Nachrichten aufzuregen ist einfach. Aufstehen und zur Veränderung beitragen ist sinnvoller. Was bedeutet Ihnen Ellwangen? Julian Zwick: Ellwangen ist mein Zuhause und der Ort, an den ich immer wieder gerne zurückkomme. Ellwangen entschleunigt einen.
Julia Gruber: Für mich ist Ellwangen eine Konstante im Leben, umgeben von Natur, die ich schätze. Wie die Menschen miteinander umgehen, ist angenehm. Was ist Ihnen im Leben wichtig? Julia Gruber: Familie, Freunde, Beruf. Die Arbeit sollte Spaß machen. Man sollte sich mit dem, was man tut, identifizieren und die Arbeitszeit gestalten können. Viele junge Erwachsene suchen einen solchen Job. Julian Zwick: Bei mir ist es anders. Ich werde meine Stelle als Industriemechaniker bei Zeiss bald aufgeben, stehe kurz vor dem Studium und freue mich auf das Neue. Wichtig ist mir eine Work-Life-Balance.
Was ärgert Sie? Julia Gruber: Das Krankenhaus in Ellwangen soll erhalten bleiben. Es kann nicht sein, dass die medizinische Versorgung auf dem Land immer schlechter und alles nur noch zentralisiert wird. Hausärzte finden kaum Nachfolger, gerade auf dem Land. Deshalb sollte man auch solchen Anwärtern ein Medizinstudium ermöglichen, die keinen Schnitt von 1,0 haben. Sie sprachen eingangs auch von der Infrastruktur als Brennpunkt?
Julia Gruber: Ellwangen ist kein Studienort, deshalb müssen viele junge Erwachsene pendeln. Auch von Berufstätigen ist viel Mobilität gefordert. Jeder kennt das Übel: Züge fallen aus oder verspäten sich, auf der B 29 steht man im Stau. Deshalb muss die B 29 ausgebaut werden.
Julian Zwick: Ich kann ein Lied von der Unpünktlichkeit der Bahn singen. Seit vier Jahren fahre ich fast täglich nach Oberkochen. Was ich dabei erlebe, ist hanebüchen. Mich ärgert auch, dass aus Kostengründen Buslinien gestrichen werden wie etwa nach Schönau, wo ältere Menschen darauf angewiesen wären.
Sie haben jetzt für ältere Menschen gesprochen. Was ist mit den jüngeren?
Julia Gruber: Die Jusos fordern das Wahlrecht mit 16 bei allen Wahlen. Die Jugendlichen brauchen ein Mitbestimmungsrecht, gerade weil sie im Verhältnis zu den Älteren immer weniger werden.
Julian Zwick: Um dem Interesse an Politik einen Rahmen zu geben, müsste es AGs an den Schulen geben. Dazu bräuchte es Lehrerstellen. Daraus wird nichts, wenn man Lehrerstellen streicht.
Julia Gruber: Dann die Inklusion. Sie wäre eine super Sache, aber auch dafür müssen Lehrerstellen da sein. Wer Inklusion will, muss investieren.
Welche Zukunfsträume haben Sie?
Julian Zwick: Ich will im September ein Studium im Maschinenbau beginnen, den Bachelor machen und, wenn es gut läuft, den Master. Dann möchte ich einer Arbeit nachgehen, die mich erfüllt, mir aber auch einen Feierabend garantiert, an dem ich mich anderen Dingen widmen kann.
Julia Gruber: Ja, die Trennung von Beruf und Freizeit ist vielen wichtig. Ich möchte mein duales Studium der sozialen Arbeit im Gesundheitswesen abschließen, etwas von der Welt sehen, meinen Master machen, mich ausprobieren und Menschen helfen. Viele meiner Studienkollegen träumen davon, in Entwicklungsländern zu helfen. Aber ich denke, man kann auch bei uns viel bewirken.