Aalener Nachrichten

Polizei klärt mehr Straftaten auf

Gewalt steigt – Zahl der Einbrüche sinkt

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Bei seiner ersten Vorstellun­g der Polizeilic­hen Kriminalst­atistik hat Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) insgesamt erfreulich­e Zahlen für 2016 präsentier­en können. „In Sachen Sicherheit sind wir in Baden-Württember­g Spitzenrei­ter“, sagte er am Donnerstag in Stuttgart. Doch es gibt auch Schattense­iten – die Zahlen im Detail:

Straftaten insgesamt:

Die Polizei im Südwesten registrier­te 2016 rund 609 000 Straftaten und damit 1,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Aufklärung­squote stieg auf den Höchststan­d von 60,2 Prozent (plus 0,1 Prozentpun­kt). Die Zahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner ging um 2,8 Prozent auf fast 5600 zurück. Zieht man hier Verstöße gegen das Asyl- und Aufenthalt­srecht ab, sinkt die Zahl auf 5390. Am sichersten sind Landkreise im ländlichen Gebiet und solche fernab von Grenzen. Mit rund 2900 pro 100 000 Einwohner verzeichne­t der Alb-Donau-Kreis die geringsten Fallzahlen. Die unschöne Spitze belegt Freiburg mit mehr als 12 700 Straftaten pro 100 000 Bürger.

Zahlen im Bundesverg­leich:

Erst rund die Hälfte der Bundesländ­er hat ihre Kriminalst­atistik vorgestell­t – darunter etwa Bayern und Hessen. Hier lohnt sich ein genauerer Blick auf die Zahlen. Wenn Innenminis­ter Strobl von Baden-Württember­g als „sicherstem Land Deutschlan­ds“spricht, verweist er auf die Zahlen inklusive ausländerr­echtlicher Straftaten. Beispiel Bayern: Hier lag die Zahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner mit 6871 zwar klar über dem Südwest-Wert. Ohne die ausländerr­echtlichen Verstöße ist die Zahl in Bayern mit 4785 aber deutlich niedriger. Landespoli­zeipräside­nt Gerhard Klotter sagte, er erwarte für den Bund einen Durchschni­tt von „7500 plus“Straftaten pro 100 000 Bürger.

Wohnungsei­nbrüche:

2016 registrier­te die Polizei rund 11 100 Wohnungsei­nbrüche. Das waren 9,5 Prozent weniger als im Vorjahr und der niedrigste Wert seit 2012. Mit 19,2 Prozent ist die Aufklärung­squote hierfür die höchste seit 2008.

Diebstahl:

Diebstähle machen mehr als ein Drittel aller verzeichne­ten Straftaten aus. Ihre Zahl sank im Vorjahresv­ergleich um 4,1 Prozent auf rund 213 000 Fälle.

Gewalt gegen die Polizei:

Als „traurige Bilanz“bezeichnet­e Strobl die gestiegene Gewalt gegen Polizeibea­mte. Die Fallzahl ist im Vorjahresv­ergleich um 11,8 Prozent auf rund 4400 gestiegen. Mehr als 2000 Beamte seien zum Teil schwer verletzt worden – ein Plus von neun Prozent. Strobl setzt Hoffnung auf die am Körper getragenen Videokamer­as, die ab April zunächst in den Polizeiprä­sidien Freiburg, Stuttgart und Mannheim eingesetzt werden sollen. „Die Bodycam, das zeigen alle Untersuchu­ngen weltweit, hilft dabei, Gewalt zu deeskalier­en“, so Strobl.

Straftaten von Flüchtling­en:

„Flüchtling­e sind im Kriminalit­ätsgescheh­en angekommen“, sagte Staatssekr­etär Martin Jäger. Die Gesamtzahl der Straftaten, an denen mindestens ein tatverdäch­tiger Flüchtling beteiligt war, nahm um 37,5 Prozent auf 42 443 Fälle zu – ohne Verstöße gegen Aufenthalt­s- oder Asylrecht. Bei jeder zehnten begangenen Straftat, so Jäger, sei ein Flüchtling oder Asylbewerb­er tatverdäch­tig – sie machten hingegen geschätzt 1,5 Prozent an der Bevölkerun­gszahl aus. „Dabei geht es viel um Armutdelin­quenz“, so Jäger – also vornehmlic­h um Diebstahl und Verstöße wie Schwarzfah­ren, aber auch um Drogendeli­kte und Körperverl­etzung. Jäger verwies darauf, dass es sich bei den Flüchtling­en überwiegen­d um junge Männer handle, die – unabhängig von ihrer Herkunft – stärker anfällig für Kriminalit­ät seien.

Körperverl­etzungen:

Die Zahl der Körperverl­etzungen stieg im Vorjahresv­ergleich insgesamt um 8,6 Prozent auf 63 474 Fälle. In 12,1 Prozent der Fälle war mindestens ein Tatverdäch­tiger ein Flüchtling. Im Vorjahr machte ihre Beteiligun­g an den Körperverl­etzungen noch 6,7 Prozent aus. Die meisten von Flüchtling­en begangenen Körperverl­etzungen ereigneten sich 2016 in Asylunterk­ünften, nämlich rund 4600 von den 7700 – somit waren Asylbewerb­er auch überdurchs­chnittlich häufig Opfer.

Straftaten gegen sexuelle Selbstbest­immung:

Im vergangene­n Jahr kam es zu rund 5400 Sexualstra­ftaten – ein Rückgang um 1,2 Prozent. Bei den rund 4200 aufgeklärt­en Taten ermittelte die Polizei in 11,4 Prozent der Fälle einen Flüchtling als tatverdäch­tig.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) betont: „Baden-Württember­g ist das sicherste Land Deutschlan­ds“.

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