Charme-Offensive auf dem Kontinent
Royals sollen das durch die Brexit-Pläne angeschlagene Image der Briten aufmöbeln
LONDON - Das britische Prinzenpaar besucht an diesem Freitag und Samstag Paris. Das Programm von Prinz William und Herzogin Kate ist dicht gedrängt: Gespräche mit Terroropfern und Sanitätern, ein festliches Dinner in der Britischen Botschaft, der Besuch eines Rugby-Matches. Eine private, für den Prinzen schmerzliche Besichtigung hingegen steht nicht im Besuchsprogramm: Anders als Tausende von Diana-Fans wird der Zweite der britischen Thronfolge nicht jenen Ort besuchen, an dem seine Mutter vor knapp 20 Jahren tödlich verunglückte.
William war 15, als ihm und seinem jüngeren Bruder Harry, damals 13, der Vater, Prinz Charles, die schreckliche Nachricht überbrachte. Paris muss den kleinen Prinzen als Ort des Grauens erschienen sein.
Mittlerweile ist der Prinz, 34, beinahe so alt ist wie seine Mutter damals und hat selbst zwei Kinder. Seine Ehe freilich steht auf soliderem Fundament als die seiner Eltern. Und anders als die öffentlichkeitssüchtige Mutter hat es William verstanden, sich und seine Familie gegen die Aufdringlichkeit der britischen Presse und der Paparazzi weltweit abzuschotten.
Schlechte Schlagzeilen
Dafür allerdings zahlt der junge Vater von George, 3, und der 22 Monate alten Charlotte den Preis schlechter Schlagzeilen. Arbeitsscheu muss er sich in regelmäßigen Abständen nennen lassen, diese Woche wieder einmal von dem robusten Boulevardblatt „Sun“, das dem überzeugten Republikaner Rupert Murdoch gehört. Der Vorwurf gründete auf der Tatsache, dass der Prinz zu Wochenbeginn nicht an den Feiern anlässlich des Commonwealth-Gedenktages teilnahm. Stattdessen vergnügte er sich mit drei alten Freunden sowie deren attraktiven Begleiterinnen im Schweizer Nobel-Skiort Verbier, und zwar sowohl tagsüber auf der Piste wie abends in der Disco. Dort habe der Prinz, vertrauten Anwesende hämisch der britischen Presse an, dem „Dad-Dance“gefrönt – die veralteten Tanzschritte des Herrn mit dem schütteren Haar sorgten also offenbar für Fremdschämen, William selbst schien die Sache Spaß zu machen.
Nun also die Pflicht. Die Visite in Paris macht den Auftakt zu der umfangreichen Charme-Offensive bei den europäischen Verbündeten, die das Foreign Office in diesem Jahr für die Royals vorgesehen hat. Zunächst Kate und William, später auch der Thronfolger Charles und dessen zweite Gattin sollen wohl den verheerenden Eindruck ausgleichen, den die ebenso arrogante wie schlecht organisierte Brexit-Regierung von Premierministerin Theresa May zuletzt auf dem Kontinent hinterlassen hat.
Charles und Camilla auf Tour
Während das junge Paar nur eine Nacht von den Kindern getrennt bleibt, beginnen die PensionistenRoyals Charles und Camilla, 68 und 69 Jahre, Ende des Monats eine gut einwöchige Tour. Nach Rumänien und Italien mit Stationen in Rom, Neapel und Florenz gipfelt der Trip wohl nicht zufällig in einem WienBesuch. Österreich hat in der zweiten Jahreshälfte 2018 den EU-Vorsitz inne, also just zu jener Zeit, in der die demnächst beginnenden Brexit-Verhandlungen in die schwierige Endphase gehen. Da kann es nicht schaden, in der Wiener Hofburg ein wenig königliches Süßholz zu raspeln. Dass die Pferdenärrin Camilla und der frühere Polospieler Charles die Spanische Hofreitschule besichtigen, darf dabei als Kür, die Visite beim Musikverein für die eher unmusikalischen Royals als Pflicht gelten. William und Kate machen sich dann im Sommer auf den Weg in die Hauptstädte zweier EU-Partner, die aus Londoner Sicht mindestens so wichtig sind wie die am heutigen Freitag besuchte Grande Nation: Polen und Deutschland.