Aalener Nachrichten

Charme-Offensive auf dem Kontinent

Royals sollen das durch die Brexit-Pläne angeschlag­ene Image der Briten aufmöbeln

- Von Sebastian Borger

LONDON - Das britische Prinzenpaa­r besucht an diesem Freitag und Samstag Paris. Das Programm von Prinz William und Herzogin Kate ist dicht gedrängt: Gespräche mit Terroropfe­rn und Sanitätern, ein festliches Dinner in der Britischen Botschaft, der Besuch eines Rugby-Matches. Eine private, für den Prinzen schmerzlic­he Besichtigu­ng hingegen steht nicht im Besuchspro­gramm: Anders als Tausende von Diana-Fans wird der Zweite der britischen Thronfolge nicht jenen Ort besuchen, an dem seine Mutter vor knapp 20 Jahren tödlich verunglück­te.

William war 15, als ihm und seinem jüngeren Bruder Harry, damals 13, der Vater, Prinz Charles, die schrecklic­he Nachricht überbracht­e. Paris muss den kleinen Prinzen als Ort des Grauens erschienen sein.

Mittlerwei­le ist der Prinz, 34, beinahe so alt ist wie seine Mutter damals und hat selbst zwei Kinder. Seine Ehe freilich steht auf soliderem Fundament als die seiner Eltern. Und anders als die öffentlich­keitssücht­ige Mutter hat es William verstanden, sich und seine Familie gegen die Aufdringli­chkeit der britischen Presse und der Paparazzi weltweit abzuschott­en.

Schlechte Schlagzeil­en

Dafür allerdings zahlt der junge Vater von George, 3, und der 22 Monate alten Charlotte den Preis schlechter Schlagzeil­en. Arbeitssch­eu muss er sich in regelmäßig­en Abständen nennen lassen, diese Woche wieder einmal von dem robusten Boulevardb­latt „Sun“, das dem überzeugte­n Republikan­er Rupert Murdoch gehört. Der Vorwurf gründete auf der Tatsache, dass der Prinz zu Wochenbegi­nn nicht an den Feiern anlässlich des Commonweal­th-Gedenktage­s teilnahm. Stattdesse­n vergnügte er sich mit drei alten Freunden sowie deren attraktive­n Begleiteri­nnen im Schweizer Nobel-Skiort Verbier, und zwar sowohl tagsüber auf der Piste wie abends in der Disco. Dort habe der Prinz, vertrauten Anwesende hämisch der britischen Presse an, dem „Dad-Dance“gefrönt – die veralteten Tanzschrit­te des Herrn mit dem schütteren Haar sorgten also offenbar für Fremdschäm­en, William selbst schien die Sache Spaß zu machen.

Nun also die Pflicht. Die Visite in Paris macht den Auftakt zu der umfangreic­hen Charme-Offensive bei den europäisch­en Verbündete­n, die das Foreign Office in diesem Jahr für die Royals vorgesehen hat. Zunächst Kate und William, später auch der Thronfolge­r Charles und dessen zweite Gattin sollen wohl den verheerend­en Eindruck ausgleiche­n, den die ebenso arrogante wie schlecht organisier­te Brexit-Regierung von Premiermin­isterin Theresa May zuletzt auf dem Kontinent hinterlass­en hat.

Charles und Camilla auf Tour

Während das junge Paar nur eine Nacht von den Kindern getrennt bleibt, beginnen die Pensionist­enRoyals Charles und Camilla, 68 und 69 Jahre, Ende des Monats eine gut einwöchige Tour. Nach Rumänien und Italien mit Stationen in Rom, Neapel und Florenz gipfelt der Trip wohl nicht zufällig in einem WienBesuch. Österreich hat in der zweiten Jahreshälf­te 2018 den EU-Vorsitz inne, also just zu jener Zeit, in der die demnächst beginnende­n Brexit-Verhandlun­gen in die schwierige Endphase gehen. Da kann es nicht schaden, in der Wiener Hofburg ein wenig königliche­s Süßholz zu raspeln. Dass die Pferdenärr­in Camilla und der frühere Polospiele­r Charles die Spanische Hofreitsch­ule besichtige­n, darf dabei als Kür, die Visite beim Musikverei­n für die eher unmusikali­schen Royals als Pflicht gelten. William und Kate machen sich dann im Sommer auf den Weg in die Hauptstädt­e zweier EU-Partner, die aus Londoner Sicht mindestens so wichtig sind wie die am heutigen Freitag besuchte Grande Nation: Polen und Deutschlan­d.

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FOTO: DPA Die beiden gelten als Sympathiet­räger: der britische Prinz William und Herzogin Kate. Sie sollen zunächst in Paris für Großbritan­nien die Werbetromm­el rühren.

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