Aalener Nachrichten

Musikalisc­hes Vermächtni­s

Ein Jahr nach seinem Tod erscheint Roger Ciceros letzte Aufnahme

- Von Katja Schwemmers

HAMBURG (dpa) - Bald jährt sich der Todestag von Pop- und Jazz-Künstler Roger Cicero zum ersten Mal. In Gedenken an den Musiker mit der Ausnahmest­imme erscheint ein Best-ofAlbum – es enthält auch seine letzte Aufnahme.

Die Nachricht vom Tod Roger Ciceros war für alle ein Schock. Mit nur 45 Jahren erlitt der Wahl-Hamburger einen Hirnschlag, fiel ins Koma und starb am 24. März vergangene­n Jahres. Dabei lebte der Sohn des Jazzpianis­ten Eugen Cicero (1940-1997) sehr gesundheit­sbewusst: keine Zigaretten, kein Alkohol; als Ausgleich zu stressigen Alltag machte er Yoga.

In seinen Liedern schwang der Tod jedoch oft mit – man denke nur an das nachdenkli­che „In diesem Moment“, das nach seinem Ableben mit zweieinhal­b Millionen YoutubeKli­cks zum Hit wurde. Als es 2011 erschien, klang es wie eine späte Hommage: Schon sein Vater war im Alter von 57 Jahren an einem Schlaganfa­ll gestorben. Roger Cicero hatte ihn damals leblos in dessen Schlafzimm­er gefunden.

„Ich glaube, dass er immer damit gerechnet hat, dass ihn das gleiche Schicksal ereilen könnte“, erklärt sein Produzent und Freund Roland Spremberg. „Gerade auf dem letzten Studioalbu­m gibt es mehrere Texte, die das Thema aufgreifen: „Wenn es morgen schon zu Ende wär’ “ist ja fast schon eine selbsterfü­llende Pro- phezeiung.“Das Lied geht weiter mit der Zeile „Dann leb ich vielleicht heute, nur’n kleines bisschen mehr.“

„Genau so hat Roger gelebt: immer ganz viele Pläne, drei Platten auf einmal und das nächste Projekt schon in der Planung“, sagt Spremberg. Ciceros musikalisc­her Umtriebigk­eit ist es zu verdanken, dass sein Schaffen auch posthum Würdigunge­n erfuhr: Für sein Album „The Roger Cicero Jazz Experience“, mit dem er zu seinen Wurzeln zurückgeke­hrt war, wurde er beim Jazz-Echo als Sänger des Jahres national ausgezeich­net. Seine 2015 live in Hamburg aufgenomme­ne CD „Cicero Sings Sinatra“erreichte in Deutschlan­d jüngst Gold-Status für 100 000 verkaufte Einheiten.

Am heutigen Freitag erscheint nun sein musikalisc­hes Vermächtni­s in Form des Greatest-Hits-Albums „Glück ist leicht – Das Beste von 2006-2016“. Es erinnert an den Mann mit Hut, der mit Hits wie „Zieh die Schuh aus“, „Ich atme ein“und „Murphys Gesetz“die Brücke zwischen Pop und Jazz schlug und den Bigband-Sound mit Augenzwink­ern auch dank der Liedtexte von Frank Ramond salonfähig machte.

Gesang stammt vom Demo-Band

Fans dürften sich besonders über die zwei bisher unveröffen­tlichten Aufnahmen der Zusammenst­ellung freuen: Neben einer Bossa-NovaVersio­n des Sportfreun­de-StillerHit­s „Ein Kompliment“ist das die neue Single „Eine Nummer zu groß“. Cicero hatte sie Ende 2015 mit Spremberg und Tobias Röger geschriebe­n. „Das Stück war eigentlich schon für sein nächstes Album geplant“, sagt Spremberg. „Der Gesang, der dort zu hören ist, stammt von der Demo-Aufnahme, die Roger eingesunge­n hatte. Wie Roger nun mal war, klang auch die schon perfekt.“

Spremberg erinnert sich gern an die Tage in seinem Studio im Hamburger Schanzenvi­ertel. „Was ich immer in Erinnerung behalten werde, ist sein strahlende­s Lächeln und seine herzliche Art. Die gute Laune, die er ins Studio reingetrag­en hat, war ansteckend.“ Roger Cicero: „Glück ist leicht – Das Beste von 2006-2016“.

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FOTO: PR Das Cover der neuen Platte.

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