USA deuten härtere Gangart gegen Nordkorea an
US-Außenminister Rex Tillerson sucht bei seiner Ostasien-Reise Wege aus der Krise
SEOUL/WASHINGTON (dpa) - Bei seiner ersten Ostasien-Reise in dieser Woche erklärte der neue US-Außenminister Rex Tillerson die Versuche in den vergangenen 20 Jahren, Nordkorea im Streit um sein Raketenund Atomprogramm zum Einlenken zu bewegen, für gescheitert. Aus Sicht Washingtons muss ein neuer Ansatz her. Doch wie dieser aussieht, lässt Tillerson bei seinen Besuchen in Tokio und Seoul offen.
Der langjährige Ölmanager ist auch in der Region, um einen neuen Lösungsweg in einem Konflikt auszuloten, der aus Sicht aller Akteure immer bedrohlicher wird. In Südkorea werden Tillersons Bemerkungen als deutlicher Hinweis dafür gesehen, dass sich Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un auf eine härtere Gangart Washingtons unter Präsident Donald Trump einstellen muss.
Washington sieht wie seine Verbündeten Seoul und Tokio das Treiben Nordkoreas mit wachsender Sorge. Befürchtet wird eine Eskalation. In der US-Hauptstadt kursieren Studien, die Nordkoreas Tests ballistischer Raketen in diesem Monat als klare Kriegsvorbereitung bewerten. „Das ist kein einsamer Diktator mehr, der nach Aufmerksamkeit schreit, sondern ein militärisches Testprogramm mit dem Ziel verlässlicher Fertigkeiten“, sagt Victor Cha vom Think Tank CSIS.
Nordkorea hat derzeit an neuen Verhandlungen kein Interesse, solange diese die Abschaffung seiner Atomwaffen zum Ziel hätten. Tillersons Besuch ist auch deswegen nicht einfach, weil China sich der geplanten Aufstellung eines neuen US-Raketenabwehrsystems auf südkoreanischem Boden widersetzt. Noch komplizierter macht ihn die politische Ausnahmelage in Südkorea: Das Verfassungsgericht hatte Präsidentin Park Geun Hye am vergangenen Freitag wegen eines Korruptionsskandals des Amts enthoben; Südkorea muss jetzt am 9. Mai einen neuen Präsidenten wählen. Der könnte eine andere Linie fahren.