Aalener Nachrichten

Bund soll Einwanderu­ngsgesetz schaffen

Integratio­nsminister fassen Beschlüsse am Bodensee – meist ohne Unterstütz­ung Bayerns

- Von Kara Ballarin

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Sozialund Integratio­nsminister der Länder wollen verstärkt Flüchtling­e als Helfer im Gesundheit­s- und Pflegesekt­or einsetzen. Einem entspreche­nden Beschluss, angestoßen vom baden-württember­gischen Gastgeber Manfred Lucha (Grüne), folgte die Integratio­nsminister­konferenz am Freitag mit 15 Stimmen. Einzig Bayern stimmte gegen den Beschluss – wie gegen viele andere in den zwei Tagen der Konferenz in Friedrichs­hafen, darunter der Leitantrag. Auch dem Vorstoß zur Schaffung eines Einwanderu­ngsgesetze­s für Deutschlan­d wollte die bayerische Ministerin Emilia Müller (CSU) nicht folgen.

„Bayern verfolgt einen klaren Kurs“, sagte Ministerin Müller. „Eine weitere Ausdehnung der 3+2-Regelung lehnen wir ab.“Der Bund hatte im Integratio­nsgesetz mit dieser Regelung einen Abschiebes­chutz für Asylbewerb­er geschaffen, die eine dreijährig­e Ausbildung absolviere­n und danach zwei Jahre im Betrieb arbeiten dürfen. Die Wirtschaft hatte sich dafür starkgemac­ht. Für Helferberu­fe mit Arbeitskrä­ftemangel, für die nur eine einjährige Ausbildung gilt, soll die Regel nach Wunsch der Integratio­nsminister auch greifen.

Müller sprach von einer „weiteren Ausnahme der Ausnahme“, denn Menschen, die bleiben dürfen, brauchten die Regelung nicht. Lucha hielt dagegen: „Solange die Menschen bei uns sind, sollen sie sich einbringen können.“Nun werde die Bundesregi­erung aufgeforde­rt, die entspreche­nde gesetzlich­e Regelung zu schaffen. Er sei guten Mutes, sagte Lucha der „Schwäbisch­en Zeitung“, schließlic­h habe ihm Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe (CDU) bereits am Donnerstag Interesse signalisie­rt. Sollte der Bund nicht aktiv werden, scheint Lucha eine Bundesrats­initiative nicht auszuschli­eßen. So sagte er am Freitag: „Ich fühle mich sehr ermuntert, da gesetzgebe­risch aktiv zu werden.“

In einem weiteren Beschluss bekennt sich die Integratio­nsminister­konferenz zu einem „modernisie­rten und transparen­ten Einwanderu­ngsrecht“. Bisherige Regelungen seien komplizier­t. Die Minister fordern nun den Bund auf, zügig ein Einwanderu­ngsgesetz zu schaffen, denn „Deutschlan­d ist auf Einwanderu­ng angewiesen“. Es brauche gute Rahmenbedi­ngungen für den Zuzug gut ausgebilde­ter Menschen. Die CDUgeführt­en Länder Hessen und Saarland enthielten sich, allein Bayern stimmte dagegen. Ministerin Müller nannte das bestehende Zuwanderun­gsgesetz ausreichen­d. „Wir würden neue Anreize schaffen zur Zuwanderun­g.“Dass solch ein Gesetz vor der Bundestags­wahl im September noch kommt, glaube er nicht, sagte Lucha. Es sei vielmehr ein „Debattenpf­und“für die Koalitions­verhandlun­gen nach der Wahl.

Kein Signal der Geschlosse­nheit

Der nordrhein-westfälisc­he Integratio­nsminister Rainer Schmeltzer (SPD) äußerte sein Bedauern darüber, dass Bayern dem gemeinsame­n Leitantrag der diesjährig­en Konferenz nicht zugestimmt hat – ein Novum seit Gründung der jährlich unter wechselnde­m Vorsitz seit 2007 stattfinde­nden Konferenz, wie er sagte. In Zeiten wachsenden Populismus’ bedürfe es Zeichen von Geschlosse­nheit.

Bayern habe sich nicht anschließe­n können, erklärte die Staatsmini­sterin Müller. „Wir müssen diejenigen gezielt fördern, die anerkannt sind, oder eine gute Bleibepers­pektive haben.“Im Leitantrag fordern die Minister vom Bund etwa, Sprachkurs­e für deutlich mehr Personengr­uppen als bisher anzubieten. Unter anderem diese Forderung trägt Bayern nicht mit.

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FOTO: DPA Bundespräs­ident Joachim Gauck (Mitte) zusammen mit Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) und dem Generalins­pekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, bei seiner Verabschie­dung mit dem Großen Zapfenstre­ich der Bundeswehr am Schloss...
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FOTO: DPA/FELIX KÄSTLE Nicht immer einig: Sozial- und Integratio­nsminister Manfred Lucha und die bayerische Ministerin Emilia Müller am Bodensee.

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