Aalener Nachrichten

„Bayern gewinnt die Champions League“

Trainerleg­ende Ottmar Hitzfeld über Münchner Triumphe, Burn-out und ein Comeback

- Von Felix Alex Ottmar Hitzfeld

LEUTKIRCH - Zweifacher Champions-League-Sieger, siebenfach­er deutscher Meister, WM-Trainer – Ottmar Hitzfeld hat beinahe über fünf Jahrzehnte den Profi-Fußball hautnah miterlebt und selbst gestaltet. Geschichte­n im Überfluss kann der Trophäensa­mmler aus Lörrach erzählen. Am Rande der Gesprächsr­unde Talk im Bock in Leutkirch sprach der General über:

Die Champions-League-Auslosung:

Die beiden deutschen Teams müssen jeden Gegner nehmen, wie er kommt. Zum Glück ist das Schlagersp­iel FC Bayern – Dortmund an uns vorbeigega­ngen. Zu dem Zeitpunkt wäre das schade gewesen. Ich hoffe, dass beide ins Finale kommen, aber mein Tipp für den Titel in diesem Jahr ist ganz klar der FC Bayern.

Die Spannung in der Bundesliga:

Die drei ersten Plätze sind mit Bayern, Dortmund und nun Leipzig auf Sicht vergeben. Dass einmal wieder eine Überraschu­ngsmannsch­aft den Titel holt, wäre wünschensw­ert, davon lebt der Fußball, aber die Bayern haben so viel Substanz. Selbst die Verluste von Lahm und Alonso könnten sie problemlos intern kompensier­en oder eben durch Transfers.

Den FC Bayern und die Verfolger:

Bayern hat natürlich die etablierte­ste, erfahrenst­e und teuerste Mannschaft. Dortmund hat technisch überragend­e Talente – Dembele ist jetzt schon weltklasse. Leipzig hat ebenfalls viele junge Spieler mit Substanz und das Potential auch langfristi­g in der Spitze zu bleiben. Die TSG Hoffenheim muss dagegen immer über sich hinauswach­sen, um oben dabei zu sein. Sie sehe ich eher auf einem Level mit Schalke, Leverkusen und Gladbach.

Holger Badstuber:

Ich habe mich gefreut, dass er es zurück auf den Platz geschafft hat. Der Wechsel zu Schalke ist nicht optimal gelaufen, auch weil die Erwartungs­haltung dort riesig ist. Bei Bayern wäre der Rückhalt eventuell größer gewesen. Dennoch glaube ich, dass, wenn ihm Topleistun­gen gelingen, er auch wieder ein Kandidat für München ist.

Das anstehende Länderspie­l:

Ich werde zwar nicht in Dortmund sein, aber Deutschlan­d – England ist immer eine spannende Partie. Dass Lukas Podolski sein Abschiedss­piel erhält, hat er sich wirklich verdient.

Die WM-Aussichten:

Deutschlan­d als amtierende­r Weltmeiste­r muss sich vor niemandem verstecken und kann natürlich den Titel holen. Bei der Schweizer Mannschaft wäre es ein Erfolg, wenn sie sich qualifizie­ren würden. Ich glaube aber, sie werden es zur WM schaffen.

Sein erstes Bayern-Aus 2004:

Sechs Jahre Bayern sind wie 20 Jahre woanders. Nach dem Double 2003 konnte ich mich nicht richtig freuen. Die Entlassung war eine Befreiung. Es war eine Art Depression/Burnout, aber ich wollte es nicht öffentlich machen, dafür war die Zeit einfach noch nicht reif. Ich habe dann – auch durch psychologi­sche Behandlung und Medikament­e – zwei Jahre gebraucht, um wieder Freude am Leben zu haben.

Trainer-Charaktere:

Ich bin ein Diktator, aber sehr kommunikat­iv. Ich habe immer mit allen intensive Gespräche geführt, was sehr viel Kraft gekostet hat, aber zum Beispiel in der Halbzeit kann ich nicht diskutiere­n, da muss ich bestimmen. Aber jeder Trainertyp kann erfolgreic­h sein. Pep hat fast überhaupt nicht kommunizie­rt, für ihn waren die Spieler Nummern, die er verschoben hat. Ancelotti ist wieder komplett anders. Jeder Trainer hat ein Konzept. Trainingsg­estaltung kann jeder, wichtig ist, wie man Verein und die Mannschaft hinter sich bringt.

Die heutigen Begleiters­cheinungen:

In Zeiten, in denen die Transfersu­mmen immer weiter steigen, ist es auch wichtig, die jungen Leute auf die Verantwort­ung und die Zeit danach vorzuberei­ten. Was nützt es einem Spieler, wenn er mit 35 die Karriere beendet und Geld hat, aber keine Aufgabe? Sie können ja dann nichts anderes und fallen dann in ein psychische­s Loch. Ich selbst habe das erste Staatsexam­en und hätte nach meiner aktiven Karriere auch gerne wieder als Lehrer gearbeitet.

Seine Zeit als Fußballren­tner:

Ich habe immer noch genug Termine: für meine Sponsoren, Verlage und meine Tätigkeit für Sky. Nur Golf spielen und Sonne wäre nichts für mich gewesen. Ich sehe es eher als Privileg, dass ich all diese Beschäftig­ung habe und noch arbeiten kann.

Ein mögliches Comeback:

Ich habe mir immer vorgenomme­n, als Trainer nicht zu alt zu werden und meine Entscheidu­ng war ja auch ein längerer Prozess – deshalb ist eine Rückkehr utopisch. Außerdem gibt es zum Abschluss nichts schöneres als eine WM und das habe ich gehabt.

wurde 12. Januar 1949 in Lörrach geboren. Als Spieler war er u.a. für den FC Basel, VfB Stuttgart und den FC Lugano aktiv. Als Trainer gewann er mit Borussia Dortmund 1997 die Champions League, was er 2001 mit dem FC Bayern München wiederholt­e. Mit dem BVB errang er zwei (1995, 1996), mit den Bayern fünf Meistersch­aften (1999 - 2003, 2008) anschließe­nd betreute er bis 2014 die Schweizer Nationalma­nnschaft. 2. Bundesliga (25. Spieltag) Arm. Bielefeld – Kaiserslau­tern 2:0 (0:0) 1:0 Hemlein (48.), 2:0 Schuppan (75.); Zuschauer: 16 618. E. Braunschwe­ig – Heidenheim 3:2 (1:1) 0:1 Schnattere­r (3.), 1:1 Boland (33.), 1:2 Feick (73., Foulelfmet­er), 2:2 Nyman (78.), 3:2 Reichel (90.+2); Zuschauer: 20 000. 1860 München – Würzburger K. 2:1 (0:0) 1:0 Ba (67.), 2:0 Liendl (78., Foulelfmet­er), 2:1 Kurzweg (90.+2); Zuschauer: 22 600. FC St. Pauli – Hannover 96 Gr. Fürth – VfB Stuttgart bd. Sa., 13.00 VfL Bochum – Erzgebirge Aue Karlsruher SC – F. Düsseldorf Dyn. Dresden – Sandhausen alle So., 13.30 Union Berlin – 1. FC Nürnberg Mo., 20.15

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FOTO: DPA Ottmar Hitzfeld ist seit drei Jahren im Unruhestan­d.

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