Bausingers Werk großteils zerstört
AALEN/TÜBINGEN (ard) - Bei der versuchten Wohnungsräumung und dem anschließenden Gebäudebrand in Tübingen, bei dem am Montag ein Mensch ums Leben gekommen ist (wir haben in unserem überregionalen Teil berichtet), hat der aus Aalen stammende, inzwischen 91-jährige Professor Hermann Bausinger wesentliche Teile seines Archivs und damit seines Lebenswerks verloren.
Das Gebäude in der Tübinger Biesinger Straße nutzte das von Bausinger nach dem Krieg wieder aufgebaute und erneuerte LudwigUhland-Institut (LUI) für Empirische Kulturwissenschaften der Universität Tübingen seit 2011. Dessen langjähriger Leiter Bausinger, Grand Seigneur und Erneuerer der deutschen Volkskunde, hatte darin Ton-, Bild- und Filmaufnahmen unter anderem zu seinen umfangreichen Dialektforschungen gelagert. Zwar ist der allergrößte Teil der Tonbandaufzeichnungen inzwischen digital auf einem UniServer gesichert, Hunderte von CDs, auf denen Dialekte gespeichert sind, wurden aber bei dem Feuer vernichtet. Ebenso Bücher, Grundlagenwerke zum Teil noch aus der Zeit um 1900, unzählige Fotos und die gesamte Korrespondenz Bausingers aus Jahrzehnten. Professor Hubert Klausmann, Leiter der Arbeitsstelle Sprache in Südwestdeutschland am LUI, spricht gegenüber Medien von einem Komplettschaden und dem Verlust von unersetzbaren Dokumenten. Die Arbeit von Jahrzehnten sei „für die Katz“gewesen. Bausinger, 1926 in Aalen geboren, hat noch täglich in seinem Büro in dem Gebäude in der Biesinger Straße gearbeitet. Derzeit befindet sich der hoch betagte Wissenschaftler auf einer Reise in Südafrika.