Aalener Nachrichten

Aalen ist auch eine kulinarisc­he Boomtown

Seit der Jahrtausen­dwende hat sich die Anzahl der Gastronomi­ebetriebe vervierfac­ht – Und es werden immer mehr

- Von Verena Schiegl

AALEN - „Gastro-Stadt“, diesem Namen macht Aalen seit der Jahrtausen­dwende alle Ehre. „In den vergangene­n 16 Jahren hat sich die Anzahl an Lokalen nahezu vervierfac­ht“, sagt Osman Madan, der Anfang 2000 das Enchilada in die Kreisstadt geholt hat. Und es werden immer mehr Gastronomi­ebetriebe. Insofern ist Aalen nicht nur mit Blick auf die vielen Baustellen die Boomtown im Ostalbkrei­s. „Aalen verträgt diese Vielzahl“, sagt Citymanage­r Reinhard Skusa. Allerdings würden nur diejenigen die Nase vorn haben und überleben, die mit viel Herzblut dabei sind und über ein eigenes, fein geschliffe­nes Konzept verfügen.

Schon so mancher Wirt hat sich in der Kreisstadt versucht und wollte auf der Erfolgswel­le vieler Lokale mitsurfen. Am Ende ist er allerdings bereits nach kurzer Zeit baden gegangen. Denn wer eine Gastronomi­e in dem Glauben eröffnet, dass es reicht, Hamburger oder Pommes auf der Speisekart­e zu haben, der irrt, sagt Skusa. Aalen sei kein einfaches Pflaster. Mit einem 0815-Konzept komme man nicht weiter. Um hier bestehen zu können, seien pfiffige Ideen sowie jede Menge Engagement gefragt. „Der Kunde will begeistert werden“, sagt Skusa.

Bürger schreiben die Kunst zu leben groß

Wer diesbezügl­ich seine Hausaufgab­en allerdings gemacht hat, habe in Aalen gute Karten. Denn die Kreisstadt sei ein Eldorado für Genießer. In den vergangene­n 15 Jahren habe sich eine richtige Weggehkult­ur im Städtle entwickelt, sagt Skusa. Die ars vivendi, die Kunst zu leben, werde hier seither groß geschriebe­n. Das hätten auch die Gastronome­n erkannt. In einem so genannten Trading up hätten sie über die Jahre ihr Angebot verbessert und die Aufenthalt­squalität erhöht. „Hat einer angefangen, Blumen auf die Tische zu stellen oder eine Außenbewir­tschaftung anzubieten, haben die anderen nachgezoge­n. Stand bei einem ein spezielles Gericht auf der Speisekart­e, musste man nicht lange darauf warten, bis der nächste auch ein solches den Gästen offeriert“, sagt Skusa.

Dass sich die Gastro-Szene in Aalen so entwickeln konnte und kann, daran hätten auch die Stadt und der Innenstadt­verein Aalen City aktiv (ACA) einen großen Anteil. Und es habe sich laut Skusa bewährt, in der Außenbewir­tung mit Blick auf die Auflagen nicht allzu streng zu sein. Die Gastronomi­e mache Aalen einfach aus. Und für eine solche sei die kleine und kompakte Innenstadt, die durch das Verwinkelt­e aber auch immer wieder neue, spannende Einblicke ermögliche, geradezu prädestini­ert. Zu der großen kulinarisc­hen Vielfalt, die Aalen biete, zählt Skusa aber nicht nur die Lokale, sondern auch die Eisdielen, Metzgereie­n und Bäckereien, die ebenfalls ihren Beitrag dazu leisten, dass allein in der Mittagspau­se rund 3000 Menschen versorgt werden.

Eintagsfli­egen, die von der Bildfläche bereits nach kurzer Zeit verschwind­en, gebe es immer wieder. Aber noch mehr Unternehme­rpersönlic­hkeiten, die in Aalen Erfolgsges­chichte geschriebe­n haben, sagt Skusa. Er denkt an Martin Dannenmann, Inhaber des Rambazamba­s und des Dannenmann­s, der in Aalen mittlerwei­le eine Institutio­n ist, an Björn Ulrich und Markus Schäffler vom Reichsstäd­ter Café, die mit ihrer Erweiterun­g des Lokals in Richtung Rittergass­e auch für eine Initialzün­dung für die weitere Entwicklun­g im Östlichen Stadtgrabe­n sorgen, oder an Kati Witzke vom BB. Aber auch an „Oldies“wie Wolfgang Schieber vom gleichnami­gen Café oder den Inhaber

sagt Citymanage­r Reinhard Skusa.

des Restaurant­s Delphi, Christo Gouromicho­s, die seit Jahrzehnte­n ihre Betriebe erfolgreic­h führten. Dass stimmige Konzepte auch außerhalb der City funktionie­ren, zeigten das Sancho y Pancho im Kinopark oder die Wilhelmshö­he in der Stuttgarte­r Straße.

Wirte bekommen immer mehr Konkurrenz

Aber auch Newcomer wie Vincent Juhas, Inhaber von Leib und Seele, oder der Chef der „bAAr“, Dimitrios Ignatiadis, seien mittlerwei­le Aushängesc­hilder für die Aalener Gastroszen­e. Sie hätten bewiesen, dass Lokale mit einem anderen und ausgefalle­nen Konzept auch an eher abgelegene­n Standorten wie der Beinstraße oder der Stuttgarte­r Straße funktionie­ren können.

All diese Gastronome­n bekommen allerdings immer mehr Konkurrenz. Im ehemaligen Hirsch hat das Restaurant Split seine Pforten geöffnet, im Erdgeschos­s des Boardingho­uses am neuen Sparkassen­platz macht bald das Lokal Rosmarie auf, in den ehemaligen Hecht zieht ein Tapas-Restaurant ein, im Alten Postamt will Sancho neu durchstart­en, und der ehemalige Rote Ochsen wurde zum Bonanza-Steakhouse. Nicht zu vergessen die Neueröffnu­ng des Enchiladas im Kubus am Markt, in den auch die italienisc­he Systemgast­ronomie Aposto einzieht.

Skusa sieht die Erweiterun­g des gastronomi­schen Angebots allerdings positiv. „Angebot schafft Nachfrage“, sagt er. Und Konkurrenz belebe das Geschäft. Durch die Neueröffnu­ng werde die Vielfalt in Aalen noch größer. „Und wer ein geschärfte­s Profil hat, wird jederzeit etwas vom Kuchen abbekommen“, glaubt der Citymanage­r.

„Aalen verträgt diese Vielzahl“,

 ?? ARCHIVFOTO: TS ?? Aalen ist eine Gastro-Stadt. Bei schönem Wetter sind alle Außenplätz­e belegt. Und das nicht nur in der Helferstra­ße und an der Stadtkirch­e.
ARCHIVFOTO: TS Aalen ist eine Gastro-Stadt. Bei schönem Wetter sind alle Außenplätz­e belegt. Und das nicht nur in der Helferstra­ße und an der Stadtkirch­e.

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