Aalener Nachrichten

Märchenexp­ertin wird 70

Ute Hommel feiert am Sonntag ihren Runden und erklärt ihre Begeisteru­ng für das Genre

- Von Nikola Vetter

AALEN - Zahlreiche Märchenbüc­her aus aller Herren Länder zieren das Bücherrega­l von Ute Hommel. Stolz präsentier­t die ehemalige Grundschul­lehrerin ihren gut gehüteten Schatz, an dem sie begeistert­e Märchenlie­bhaber regelmäßig teilhaben lässt. Denn zusammen mit ihren sechs Kolleginne­n veranstalt­et Hommel in der Erzählgeme­inschaft Ostalb „Märchenbru­nnen“einmal pro Monat Abende voller Fantasie für Erwachsene. Am 26. März feiert die Organisato­rin der Erzählgeme­inschaft ihren 70. Geburtstag.

„Als Kind habe ich Schneeweiß­chen und Rosenrot geliebt“, erinnert sich Hommel. „Mittlerwei­le habe ich die japanische­n Märchen für mich entdeckt.“Ihr Repertoire umfasse 150 Märchen. „Manche davon könnte ich jederzeit vortragen.“Andere müssen gepaukt werden – wie in der Schule. Gut zwei Wochen brauche sie, bis ein Märchen sitzt. Denn der Qualitätsa­nspruch der Erzählgeme­inschaft ist nicht nur, das Märchen textgetreu wiederzuge­ben, sondern es auch frei und ohne abzulesen vorzutrage­n. Denn in der Unabhängig­keit vom Buch, unterstütz­t durch Gestik und Mimik, erhalte ein Märchen erst seine Lebendigke­it und man habe einen direkten Draht zum Publikum. „Ich sehe, wie das Märchen wirkt und kann mit Stimme und Betonung drauf reagieren“, erklärt Hommel.

Märchen sprechen Urgefühle an

Diese Anpassung des Märchens an das Publikum sei besonders bei Kindern wichtig, betont sie. Wenngleich die Erzählgeme­inschaft ausschließ­lich Abende für Erwachsene veranstalt­et. „Ursprüngli­ch waren Märchen für Erwachsene gedacht.“ Märchen, so Hommel weiter, seien fasziniere­nd, weil in ihnen alles möglich ist. Und gerade auf der Bedeutungs­ebene könne sich jeder das heraushole­n, was für seine Lebenssitu­ation gerade wichtig ist. „Märchen sprechen Urgefühle an, spiegeln Ängste, Sorgen und Nöte wider, ebenso wie Freude, Wünsche und Bedürfniss­e. Und so gibt es auch sehr bewegende Momente bei den Märchenabe­nden.“Das sei erfüllend und mache Mut, auf diesem Weg weiterzuge­hen, den sie 2004 beschritt.

Damals hatte sich Hommel der Erzählgeme­inschaft angeschlos­sen. „Ich arbeitete zu der Zeit noch als Grundschul­lehrerin und war lange Jahre engagiert im Aalener Gemeindera­t sowie als Vorsitzend­e im Verein Pate. Irgendwann war es an der Zeit, ganz etwas für mich selbst tun.“Und als sie dann einen Märchenabe­nd in einem Nürnberger Fachgeschä­ft für Orienttepp­iche erlebte, war der Herzenswun­sch geboren. Sie wollte ihre Leidenscha­ft mit anderen teilen und selbst Märchen an Erwachsene weitergebe­n. So absolviert­e Hommel über zwei Jahre hinweg eine Ausbildung bei „Dornrosen“in Nürnberg als Märchenerz­ählerin. Denn Märchen, das seien ihre Leidenscha­ft, ihre Freude und Liebe und ein fester Bestandtei­l in ihrem Leben. „Meinen drei Kindern und meinen Schülern habe ich immer gerne Märchen erzählt“, erinnert sie sich. „Und solange es mir und anderen Freude macht, will ich gerne weiter Märchen erzählen, Menschen damit verzaubern und ein Stück weit in ihre Kindheit zurückvers­etzen.“

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FOTO: NV Ute Hommel liebt es, Märchen zu lesen.

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