Märchenexpertin wird 70
Ute Hommel feiert am Sonntag ihren Runden und erklärt ihre Begeisterung für das Genre
AALEN - Zahlreiche Märchenbücher aus aller Herren Länder zieren das Bücherregal von Ute Hommel. Stolz präsentiert die ehemalige Grundschullehrerin ihren gut gehüteten Schatz, an dem sie begeisterte Märchenliebhaber regelmäßig teilhaben lässt. Denn zusammen mit ihren sechs Kolleginnen veranstaltet Hommel in der Erzählgemeinschaft Ostalb „Märchenbrunnen“einmal pro Monat Abende voller Fantasie für Erwachsene. Am 26. März feiert die Organisatorin der Erzählgemeinschaft ihren 70. Geburtstag.
„Als Kind habe ich Schneeweißchen und Rosenrot geliebt“, erinnert sich Hommel. „Mittlerweile habe ich die japanischen Märchen für mich entdeckt.“Ihr Repertoire umfasse 150 Märchen. „Manche davon könnte ich jederzeit vortragen.“Andere müssen gepaukt werden – wie in der Schule. Gut zwei Wochen brauche sie, bis ein Märchen sitzt. Denn der Qualitätsanspruch der Erzählgemeinschaft ist nicht nur, das Märchen textgetreu wiederzugeben, sondern es auch frei und ohne abzulesen vorzutragen. Denn in der Unabhängigkeit vom Buch, unterstützt durch Gestik und Mimik, erhalte ein Märchen erst seine Lebendigkeit und man habe einen direkten Draht zum Publikum. „Ich sehe, wie das Märchen wirkt und kann mit Stimme und Betonung drauf reagieren“, erklärt Hommel.
Märchen sprechen Urgefühle an
Diese Anpassung des Märchens an das Publikum sei besonders bei Kindern wichtig, betont sie. Wenngleich die Erzählgemeinschaft ausschließlich Abende für Erwachsene veranstaltet. „Ursprünglich waren Märchen für Erwachsene gedacht.“ Märchen, so Hommel weiter, seien faszinierend, weil in ihnen alles möglich ist. Und gerade auf der Bedeutungsebene könne sich jeder das herausholen, was für seine Lebenssituation gerade wichtig ist. „Märchen sprechen Urgefühle an, spiegeln Ängste, Sorgen und Nöte wider, ebenso wie Freude, Wünsche und Bedürfnisse. Und so gibt es auch sehr bewegende Momente bei den Märchenabenden.“Das sei erfüllend und mache Mut, auf diesem Weg weiterzugehen, den sie 2004 beschritt.
Damals hatte sich Hommel der Erzählgemeinschaft angeschlossen. „Ich arbeitete zu der Zeit noch als Grundschullehrerin und war lange Jahre engagiert im Aalener Gemeinderat sowie als Vorsitzende im Verein Pate. Irgendwann war es an der Zeit, ganz etwas für mich selbst tun.“Und als sie dann einen Märchenabend in einem Nürnberger Fachgeschäft für Orientteppiche erlebte, war der Herzenswunsch geboren. Sie wollte ihre Leidenschaft mit anderen teilen und selbst Märchen an Erwachsene weitergeben. So absolvierte Hommel über zwei Jahre hinweg eine Ausbildung bei „Dornrosen“in Nürnberg als Märchenerzählerin. Denn Märchen, das seien ihre Leidenschaft, ihre Freude und Liebe und ein fester Bestandteil in ihrem Leben. „Meinen drei Kindern und meinen Schülern habe ich immer gerne Märchen erzählt“, erinnert sie sich. „Und solange es mir und anderen Freude macht, will ich gerne weiter Märchen erzählen, Menschen damit verzaubern und ein Stück weit in ihre Kindheit zurückversetzen.“