Gelbbauchunken brauchen frische Mini-Tümpel
Nabu-Ortsgruppe Abtsgmünd schafft in Hüttlingen Klein-Biotop – Beton-Tröge sind ein Versuch
HÜTTLINGEN - Für eine heimische Amphibienart erreicht sie ein stattliches Alter: Bis zu 20 Jahre alt kann die seltene und streng geschützte Gelbbauchunke werden. Wenn man sie lässt. Denn auch ihr Lebensraum wird immer knapper – sie bevorzugt Kleinstgewässer auf Zeit, braucht temporäre Miniteiche. Deshalb hat die Nabu-Ortsgruppe Abtsgmünd ein ungewöhnliches Biotop-Projekt gestartet, bei dem die Mitglieder und Helfer richtig anpackten.
Im Wald zwischen Hüttlingen und Seitsberg: Hier waren im vergangenen Jahr Waldarbeiten. Dadurch entstanden tiefe, regenwassergefüllte Traktorspuren im weichen, sandigen Boden. Das finden Waldbesucher oft weniger schön. Für Gelbbauchunken dagegen sind sie ein wahrer Segen. Denn sie brauchen solche neu entstandenen nassen Furchen und Pfützen. Sie sind noch weitgehend unbesiedelt, ihr Laich und die Larven sind nicht so stark von konkurrierenden Arten oder Fressfeinden wie Libellenoder Gelbrandkäferlarven bedroht. Außerdem wird das Regenwasser in den kleinen Wassergräben schneller warm. Und die Gelbbauchunke hat es gern warm. Deshalb laichen sie auch erst von Mai bis Juni, und das mehrmals, wenn ihr Habitat unzerstört bleibt. Vergangenen Mai entdeckte Thomas Mönnig, Amphibienkenner aus Hüttlingen, in solch einer Wegspur Laichballen der Gelbbauchunke. Leider hat dann jemand die wassergefüllten Spuren zugeschüttet – fast 300 Eier wurden vernichtet. Der Waldbesitzer, auf dessen Grund die Rinnen zugeschüttet worden waren, hatte sich damit einverstanden erklärt, die „Tröge“einzubauen. Früher, als noch keine Traktoren oder anderes schwere Gerät solche Spuren in den Boden frästen, laichten die Tiere an naturnahen Bach- und Flussauen, wo durch Ausspülungen und Überflutungen immer wieder solche „neuen“Lebensräume entstanden. Doch die sind selten geworden. Heute findet man diese Pionierart mit dem auffälligen gelben Fleckenmuster auf der Unterseite auch in Steinbrüchen oder Kiesgruben.
Dauerhaft im Wald ein Kleinstgewässer schaffen
Mönnig meldete das Vorkommen der Tiere und die Zerstörung des Klein-Biotops der noch jungen Abtsgmünder Nabu-Ortsgruppe und dem Landratsamt. Die Idee der Ortsgruppe: Dauerhaft im Wald ein Kleinstgewässer schaffen, das sich regelmäßig reinigen, entleeren und so von der „Konkurrenz“der Gelbbauchunke reinigen lässt. Die etwa drei auf einen halben Meter großen Tröge sind daher auch eine Art Versuch, erklären die Sprecher der Ortsgruppe, Ernst Pfisterer und Angelika Pahling. Dieses ziemlich stabile „Angebot“an die Tiere ist wohl bislang das erste weit und breit, schätzen die beiden und hoffen, dass es von den bis zu fünf Zentimeter großen Froschlurchen angenommen wird. Simone Foltyn von der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt findet dieses Artenschutzprojekt toll – auch, dass eine relativ kleine Nabu-Gruppe hier so engagiert ist und Freiwillige mithelfen, die gar nicht Mitglied im Verein sind.