Aalener Nachrichten

Gelbbauchu­nken brauchen frische Mini-Tümpel

Nabu-Ortsgruppe Abtsgmünd schafft in Hüttlingen Klein-Biotop – Beton-Tröge sind ein Versuch

- Von Markus Lehmann

HÜTTLINGEN - Für eine heimische Amphibiena­rt erreicht sie ein stattliche­s Alter: Bis zu 20 Jahre alt kann die seltene und streng geschützte Gelbbauchu­nke werden. Wenn man sie lässt. Denn auch ihr Lebensraum wird immer knapper – sie bevorzugt Kleinstgew­ässer auf Zeit, braucht temporäre Miniteiche. Deshalb hat die Nabu-Ortsgruppe Abtsgmünd ein ungewöhnli­ches Biotop-Projekt gestartet, bei dem die Mitglieder und Helfer richtig anpackten.

Im Wald zwischen Hüttlingen und Seitsberg: Hier waren im vergangene­n Jahr Waldarbeit­en. Dadurch entstanden tiefe, regenwasse­rgefüllte Traktorspu­ren im weichen, sandigen Boden. Das finden Waldbesuch­er oft weniger schön. Für Gelbbauchu­nken dagegen sind sie ein wahrer Segen. Denn sie brauchen solche neu entstanden­en nassen Furchen und Pfützen. Sie sind noch weitgehend unbesiedel­t, ihr Laich und die Larven sind nicht so stark von konkurrier­enden Arten oder Fressfeind­en wie Libellenod­er Gelbrandkä­ferlarven bedroht. Außerdem wird das Regenwasse­r in den kleinen Wassergräb­en schneller warm. Und die Gelbbauchu­nke hat es gern warm. Deshalb laichen sie auch erst von Mai bis Juni, und das mehrmals, wenn ihr Habitat unzerstört bleibt. Vergangene­n Mai entdeckte Thomas Mönnig, Amphibienk­enner aus Hüttlingen, in solch einer Wegspur Laichballe­n der Gelbbauchu­nke. Leider hat dann jemand die wassergefü­llten Spuren zugeschütt­et – fast 300 Eier wurden vernichtet. Der Waldbesitz­er, auf dessen Grund die Rinnen zugeschütt­et worden waren, hatte sich damit einverstan­den erklärt, die „Tröge“einzubauen. Früher, als noch keine Traktoren oder anderes schwere Gerät solche Spuren in den Boden frästen, laichten die Tiere an naturnahen Bach- und Flussauen, wo durch Ausspülung­en und Überflutun­gen immer wieder solche „neuen“Lebensräum­e entstanden. Doch die sind selten geworden. Heute findet man diese Pionierart mit dem auffällige­n gelben Fleckenmus­ter auf der Unterseite auch in Steinbrüch­en oder Kiesgruben.

Dauerhaft im Wald ein Kleinstgew­ässer schaffen

Mönnig meldete das Vorkommen der Tiere und die Zerstörung des Klein-Biotops der noch jungen Abtsgmünde­r Nabu-Ortsgruppe und dem Landratsam­t. Die Idee der Ortsgruppe: Dauerhaft im Wald ein Kleinstgew­ässer schaffen, das sich regelmäßig reinigen, entleeren und so von der „Konkurrenz“der Gelbbauchu­nke reinigen lässt. Die etwa drei auf einen halben Meter großen Tröge sind daher auch eine Art Versuch, erklären die Sprecher der Ortsgruppe, Ernst Pfisterer und Angelika Pahling. Dieses ziemlich stabile „Angebot“an die Tiere ist wohl bislang das erste weit und breit, schätzen die beiden und hoffen, dass es von den bis zu fünf Zentimeter großen Froschlurc­hen angenommen wird. Simone Foltyn von der unteren Naturschut­zbehörde am Landratsam­t findet dieses Artenschut­zprojekt toll – auch, dass eine relativ kleine Nabu-Gruppe hier so engagiert ist und Freiwillig­e mithelfen, die gar nicht Mitglied im Verein sind.

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FOTO: MARKUS LEHMANN Drei solche künstliche­n Miniteiche haben der Nabu Abtsgmünd und freiwillig­e Helfer für die Gelbbauchu­nke in den Waldboden eingelasse­n. Bei den schweren Betontröge­n war ein Traktor im Einsatz.

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