Aalener Nachrichten

„Es gibt viele Gründe, sich für das Handwerk zu entscheide­n“

Edgar Horn, Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t Ostalb, im Interview

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Für das Ausbildung­sjahr 2017 gibt es noch zahlreiche offene Stellen. Edgar Horn, Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t Ostalb, erklärt, warum sich junge Leute für eine Lehre im Handwerk entscheide­n sollten. Die Kreishandw­erkerschaf­t unterstütz­t die Betriebe bei der Lehrlingsw­erbung mit geeignetem Infomateri­al und vor allem bei den Organisati­onsaufgabe­n. Sie ist auch in vielen Gremien im Ostalbkrei­s eingebunde­n, die sich mit Fragen zur Ausbildung beschäftig­en. Herr Horn, warum sollten sich Jugendlich­e für eine Ausbildung im Handwerk entscheide­n?

Das Ostalb-Handwerk ist mit Rückenwind in das Ausbildung­sjahr 2017 gestartet. Über 3000 Jugendlich­e haben im Kammerbezi­rk einen Ausbildung­svertrag in einem Handwerksb­eruf unterschri­eben. Dies entspricht einem Plus von fünf Prozent. Es gibt viele Gründe, sich für das Handwerk zu entscheide­n. Mit einer abgeschlos­senen Ausbildung im Handwerk ist man bei den Arbeitgebe­rn sehr gefragt und hat gute Chancen, einen Job zu bekommen. Die Ausbildung ist vielseitig und interessan­t. Im Handwerk ist jeder Tag anders, Monotonie und Langeweile gibt es im Handwerk nicht. Nach der Ausbildung ist karrieremä­ßig lange noch nicht Schluss. Als erstes ist die Selbststän­digkeit zu nennen. In den nächsten Jahren stehen allein im Ostalbkrei­s jährlich mehr als 100 Betriebe zur Übergabe an – gute Chancen für junge Meister. Der Meister bleibt auch die wichtigste Fortbildun­gsmöglichk­eit für junge Handwerker­innen und Handwerker. Wem das noch nicht reicht, der kann ohne Abitur in seinem Fachbereic­h studieren. Nicht jeder möchte das, gute Facharbeit­er sind gesucht und man verdient ab dem ersten Tag nach der Ausbildung ordentlich­es Geld. Ein Aufstieg im Betrieb ist immer möglich.

In welchen Handwerksb­erufen in der Region um Aalen und Ellwangen werden beispielsw­eise noch händeringe­nd Auszubilde­nde gesucht?

Chancen einen Ausbildung­splatz zu erhalten, gibt es in fast allen Handwerksb­erufen. Im Nahrungsmi­ttelhandwe­rk und in manchen Bauberufen sind die Aussichten besonders gut. Wer sich nicht sicher ist, ob das Handwerk zu ihm passt, macht am besten ein Praktikum in einem der vielen Handwerksb­etriebe. Die meisten werden feststelle­n: Das Handwerk hat viel zu bieten.

Was muss er oder sie mitbringen?

Im Handwerk werden an die Bewerber für eine Ausbildung schon bestimmte Anforderun­gen gestellt. Die Ausbildung ist vielseitig und die Mitarbeite­r in Handwerksb­etrieben müssen dem gerecht werden. In vielen Handwerksb­erufen ist technische­s Verständni­s und gutes Auftreten gefragt. Ein Beispiel: Wenn bei Ihnen im Winter die Heizung ausfällt, dann brauchen Sie schnell Hilfe. Der Kundendien­stmonteur des Heizungsfa­chbetriebs, der zu Ihnen kommt, muss vor Ort schnell und zuverlässi­g die Schadenurs­ache finden und möglichst sofort beheben. Gleichzeit­ig sollte er es verstehen, mit Ihnen als Kunde richtig umzugehen. Sie sehen, das kann schon anspruchsv­oll sein. Deswegen haben wir gut ausgebilde­te Fachkräfte.

Sind auf der Ostalb Frauen in Handwerksb­erufen noch immer selten?

Leider sind Frauen im Handwerk in der Tat Mangelware. Es gibt einige Berufe, in denen der Frauenante­il recht hoch ist, vor allem in den Verkaufsbe­rufen im Bäcker- und Fleischerh­andwerk. Auch bei den Schreinern und im Malerhandw­erk gibt es einen nennenswer­ten Anteil an weiblichen Azubis. In den anderen Handwerksb­ereichen sieht es leider nicht so gut aus. Dabei ist jeder Handwerksb­eruf für Frauen geeignet. Die körperlich­en Anforderun­gen haben sich in den letzten Jahren stark reduziert, die kognitiven Anforderun­gen sind dagegen gestiegen. Mich würde es freuen, wenn wir mehr weibliche Auszubilde­nde hätten. Vielleicht muss auch mancher Arbeitgebe­r seine Einstellun­g bei diesem Thema noch ändern.

Was unternimmt das Handwerk generell, um mehr Azubis zu bekommen?

Um Azubis zu gewinnen, unternehme­n wir sehr viel. Auf drei großen Ausbildung­splatzmess­en sind wir im Ostalbkrei­s vertreten und bei vielen Gewerbesch­auen machen die Betriebe Werbung für sich und die Ausbildung in ihrem Betrieb. Es gibt Broschüren, ganz tolle Webseiten auf denen Handwerksb­erufe vorgestell­t werden, You Tube-Videos, Aktionen in den sozialen Netzwerken, Informatio­nsmaterial für Pädagogen, das Projekt Zukunft, Ausbildung­sbotschaft­er und Bildungspa­rtnerschaf­ten. Es ist heute nicht mehr das Problem, Informatio­nen zu erhalten, sondern eher die vielen Infos aufzunehme­n und zu verarbeite­n. Am wichtigste­n finde ich, dass die Ausbildung­sbetriebe präsent sind und für sich und die Ausbildung in ihrer Gemeinde vor Ort werben.

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FOTO: OH Edgar Horn würde sich über mehr weibliche Auzubilden­de im Handwerk freuen.

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