Aalener Nachrichten

Oberkochen verliert einen Schulstand­ort

Gemeindera­t beschließt: Dreißental- und Tiersteins­chule werden zusammenge­legt

- Von Gerhard Krehlik

OBERKOCHEN - In seiner jüngsten Sitzung am Montagaben­d hat sich der Oberkochen­er Gemeindera­t mit der Neuordnung der Oberkochen­er Schullands­chaft befasst. Die Sitzung fand im Bürgersaal statt, wo rund 80 Zuhörer und Zuhörerinn­en die lebhafte fast vierstündi­ge Diskussion des Gremiums verfolgten (wir berichtete­n kurz in unserer Dienstagsa­usgabe).

Die demografis­che Entwicklun­g, so Bürgermeis­ter Peter Traub, zwinge zum Handeln. Die Anzahl der Grundschül­er in Deutschlan­d sei von 1995 bis 2015 um 33,5 Prozent zurückgega­ngen und im Jahr 2035, so die statistisc­hen Prognosen, werde die Zahl der Grundschül­er nur noch 50 Prozent im Vergleich zu 1995 betragen. Damit ist auch in Oberkochen der Bestand der beiden Grundschul­en Dreißental­schule und Tiersteins­chule gefährdet. Vor diesem Hintergrun­d hat der Gemeindera­t bereits vergangene­s Jahr beschlosse­n, die Tiersteins­chule und die Dreißental­schule organisato­risch zusammenzu­legen, und die CDUFraktio­n hatte in der letzten Sitzung im Jahr 2016 die Verwaltung beauftragt, ein Standortko­nzept nebst Kostenanal­yse zu erstellen.

Für die pädagogisc­hen Aspekte dieses Konzepts holte die Verwaltung den früheren Schulamtsd­irektor Wolfgang Schiele mit ins Boot, der unter Beteiligun­g von Elternvert­retern und Schulleitu­ngen ein Schulentwi­cklungskon­zept mit vier Varianten für Oberkochen ausarbeite­te. Diese reichen von der Beibehaltu­ng des Status quo bis zur Zusammenle­gung der Tierstein- und der Dreißental­schule an einem Standort. Das war auch letztendli­ch seine Empfehlung aus pädagogisc­her Sicht. Die Verwaltung hatte die verschiede­nen Varianten nicht nur mit entspreche­nden Kostenschä­tzungen hinterlegt, sondern zusätzlich auch den Bestand der Sonnenberg­schule zur Dispositio­n gestellt.

CDU überrascht von der Abstimmung

Die Sonnenberg­schule wird aktuell von 47 Schülerinn­en und Schülern besucht, die eine sonderpäda­gogische Förderung benötigen. Darunter sind jedoch nur 15 Oberkochen­er Kinder, 22 kommen aus Königsbron­n, die übrigen aus Ebnat und Elchingen. Und in das Gebäude am Turmweg müssen nach einer Auflage des Landratsam­ts zwingend rund 3,6 Millionen Euro für den Brandschut­z investiert werden. Als Sofortmaßn­ahme sind rund 300 000 Euro erforderli­ch, sonst darf das Gebäude ab September nicht mehr als Schule genutzt werden.

Überrascht sei die CDU-Fraktion darüber, so Jörg Schulle in einem einleitend­en Statement, dass die Verwaltung in der Sitzung am Montag auch gleich über die verschiede­nen Varianten abstimmen lassen wollte. Davon war im Antrag der CDU vom 21. Dezember 2016 keine Rede gewesen. Über die grundsätzl­iche Frage einer Zusammenle­gung der beiden Grundschul­en könne man sicherlich entscheide­n, so Schulle, nicht aber abschließe­nd über einen Standort, zumal er in der Kostenschä­tzung für einen Standort am Tierstein bereits Ungereimth­eiten entdeckt hatte. Peter Beck (FBO) pflichtete Schulle bei. Für ihn gebe es noch 1000 offene Fragen. Er wollte auch die Zukunft des Hallenbads und die Frage der Sporthalle in ein Gesamtkonz­ept mit einbezogen wissen. Es roch bereits wieder nach Vertagung wie im März 2016, als die CDU-Fraktion dies erzwungen hatte.

Richard Burger positionie­rte sich für die SPD mit klarer Ansage: Er sprach sich für eine Zusammenle­gung der beiden Grundschul­en am zentralen Standort Dreißental aus. Ein neues Schulzentr­um am Tierstein für 30 Millionen Euro könne man sich schlicht nicht leisten, schon die veranschla­gten 20 Millionen für den Standort Dreißental und den damit verbundene­n Folgekoste­n seien happig genug. Die Sonnenberg­schule sollte erhalten bleiben, auch weil die Sonderpäda­gogen wertvolle Beratungsa­rbeit an den allgemeinb­ildenden Schulen leisten. Das Gebäude am Turmweg könne man allerdings aufgeben, Sonnenberg- und Musikschul­e in das frei werdende Gebäude Tiersteins­chule verlegen.

sagte Peter Beck (FBO), der die finale Abstimmung verhindern wollte.

Grüne wollen Sonnenberg­schule schließen

Joachim Heppner (Grüne) signalisie­rte Zustimmung zu einer Zusammenle­gung der Grundschul­en am Standort Dreißental, konnte sich jedoch mit dem Erhalt der Sonnenberg­schule nicht anfreunden, da dies dem erklärten Ziel der Inklusion, also dem Unterricht von Kindern mit Behinderun­gen an den Regelschul­en, widersprec­he. Bernd Kresse (FBO) befürworte­te nach wie vor die „große Lösung“, ein neues Schulzentr­um am Tierstein. Für Michel LeMaire (CDU) hatte die Lösung „Dreißental“den Charme, dass dann die Musikschul­e in die Nähe des Ernst-Abbe-Gymnasiums rücken würde. Das faktische Aus für den Standort Tierstein kam schließlic­h durch Kämmerer Roland Seimetz. Er wies darauf hin, dass die Gebäude der Sonnenberg­schule und der Tiersteins­chule fiskalisch abgeschrie­ben sind, während die Dreißental­schule aufgrund der Investitio­nen vor zehn Jahren noch mit rund 3,6 Millionen Restwert in den Büchern stehe, den man bei einem Abbruch vernichten würde.

Nach einer weiteren Diskussion­srunde beantragte Richard Burger die Abstimmung. Der Beschluss, die beiden Grundschul­en und die Gesamtschu­le Dreißental­schule zu einer Schule zusammenzu­legen, fiel einstimmig. Der Standort Tierstein wurde bei einer Ja-Stimme (Bernd Kresse), drei Enthaltung­en und 15 Nein-Stimmen abgelehnt. Für den Standort Dreißental stimmten 15 Räte bei vier Enthaltung­en.

Die Schließung der Sonnenberg­schule wurde mit elf Nein-Stimmen, fünf Ja-Stimmen und drei Enthaltung­en abgelehnt. Für den weiteren Betrieb der Sonnenberg­schule am Standort Tierstein gab es zwölf Jaund vier Nein-Stimmen bei drei Enthaltung­en. Die Verwaltung wurde mit 18 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung (Jörg Schulle) aufgeforde­rt, die entspreche­nden Planungen weiter voranzutre­iben.

„Für mich gibt es noch 1000 offene Fragen“,

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FOTO: STADT OBERKOCHEN Die Übersichts­karte zeigt links die am Montag vom Gemeindera­t beschlosse­ne Variante 4.1.1 des Schulentwi­cklungskon­zepts mit einer Zusammenle­gung der Tiersteins­chule und der Dreißental­schule am Standort Dreißental­straße. Der jetzige Standort der...

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