Warum Barfußgehen im Hallenbad kein Risiko ist
Gegen Fußpilz, Keime und Legionellen: Das Aalener Hallenbad investiert mehrere Stunden täglich in die Hygiene
AALEN - Hygiene spielt eine wichtige Rolle für das Aalener Hallenbad. Mehrere Stunden investieren die Mitarbeiter dafür täglich. Hochmoderne Technik im Keller überwacht zudem permanent die Wasserqualität in den Becken. Worauf es bei der Sauberkeit ankommt, welche Gefahren hier lauern und warum die stellvertretende Betriebsleiterin im Schwimmbad lieber barfuß als in Schlappen geht, hat Petra Weiler den „Aalener Nachrichten“gezeigt.
An einem normalen Mittwochmorgen wie heute grüßt Weiler beinahe jeden Badegast. Die meisten sind Stammkunden. Genauso routiniert ist die junge Frau bei der Arbeit: Die Vorschriften bei der Hygiene sind genormt. So sind zum Beispiel der zulässige PH-Wert und die Menge des Chlors in den Becken genau festgelegt. Um den PH-Wert stabil zu halten, verwenden die Mitarbeiter Salzsäure. Das Chlor selbst ist übrigens gar nicht der Stoff, der den Menschen in den Augen brennt, verrät Weiler, sondern der Schmutz darin: Dieser macht freies Chlor zu gebundenem Chlor, welches wiederum das Brennen verursacht.
„Füße gut abtrocknen hilft gegen Fußpilz“
Während Weiler durch das Schwimmbad geht, um überall nach dem Rechten zu sehen, hat sie zwar oft Badeschlappen an – aber nicht aus hygienischen Gründen, sondern eher wegen der Sicherheit: „Die Rutschgefahr ist kleiner“, erklärt sie kurz. Grundsätzlich findet sie das Barfußlaufen aber angenehmer. Dass viele Badegäste Angst vor Fußpilz haben, kann die stellvertretende Betriebsleiterin nicht so recht nachvollziehen. Man müsse eben ein paar Grundregeln einhalten: „Die Füße nach dem Duschen gut abzutrocknen ist das A und O“, sagt sie. „Fußpilz hat am gesunden Fuß keine Angriffsfläche.“Denn wenn zwischen den Zehen Feuchtigkeit zurückbleibt und die Badegäste so in ihre Socken schlüpfen, weicht die Haut auf, es entstehen kleinste Verletzungen und Risse in der Haut, durch die wiederum Keime eindringen können. Eher gefährlich als nützlich findet Weiler in diesem Zusammenhang den Einsatz von Desinfektionsmitteln direkt auf der Haut: „Das trocknet sie eher aus und macht sie angreifbar.“
Sechs Personen sind jeden Tag drei Stunden lang damit beschäftigt, das ganze Haus zu reinigen: Duschen, Umkleidekabinen, Böden, Sauna, die Eingangshalle. „Die Schwimmhalle wird unter der Woche nur abgespritzt, am Wochenende dann grundgereinigt“, so Weiler. Zusätzlich ziehen die Mitarbeiter stündlich in den Duschen das Wasser ab und auch immer wieder im Schwimmbad selbst, um stehendes Wasser und Schmutz zu entfernen.
Eine potenzielle Gefahr lauert in den Duschleitungen: Hier können sogenannte Legionellen entstehen. Das sind sporenbildende Bakterien, die beispielsweise beim Duschen über den Wasserdampf eingeatmet werden und krank machen können. Um das zu verhindern, erhitzt sich einmal wöchentlich über Nacht das Duschwasser in den Boilern auf mehr als 70 Grad Celcius, was „thermisches Erhitzen“genannt wird. Anschließend lassen Mitarbeiter alle Duschen mehrfach durchlaufen. Laut Weiler eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn: „Legionellen entstehen in stehendem Wasser.“Und das sei in Privathaushalten viel eher der Fall, weil dort deutlich seltener geduscht werde: „Dort steht das Wasser im Schlauch 24 Stunden lang. Bei uns laufen die Duschen aber den ganzen Tag“, sagt Weiler. Um zusätzlich vorzusorgen, hängen die Mitarbeiter die Handbrausen abends nach unten, damit das Wasser darin über Nacht abfließen kann. Dennoch wird das Wasser regelmäßig auf Legionellen kontrolliert.
Wasser in den Becken reinigt sich von selbst
Das Wasser in den Becken wird wiederum im Keller gereinigt: Über sogenannte Überlaufrinnen fließt es ab und ein bis zwei Stockwerke tiefer in riesige Behälter, wo es mit Sand und Aktivkohle von gebundenem Chlor und anderem Schmutz befreit wird. Das Wasser aus den Becken komplett abzulassen und neu zu befüllen, ist deshalb nicht nötig: „Das Becken muss laut Vorschrift eine 100-prozentige Strömung über die Überlaufrinne haben“, erklärt Weiler. Das heißt, es muss sich in regelmäßigen Abständen selbst komplett austauschen. Neben den riesigen Wasserbehältern gibt es im Keller auch allerlei Messtechnik: Über Bildschirme können die Mitarbeiter genau die Temperatur, den Chlorwert, den PHWert und auch den Redoxwert zur Bestimmung der Wasserqualität in den einzelnen Becken ablesen. Auch der Differenzdruck gibt Auskunft über das abgelaufene und zu filternde Wasser: „Je größer der Druck, desto dreckiger das Wasser“, erklärt Weiler.
Und weil das alles noch nicht reicht, kommt jedes Jahr das Gesundheitsamt und nimmt Wasserproben. Würde auch nur ein Grenzwert überschritten, würden die Kontrolleure sofort Alarm schlagen.