Aalener Nachrichten

Radler in der Beinstraße: Anlieger sind dagegen

Thema kommt mit ZOB-Ausbau auf den Tisch – Gegenvorsc­hlag: Ein Radweg im Nördlichen Stadtgrabe­n

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Sollen künftig Radler durch die Fußgängerz­one in der Beinstraße fahren dürfen? Nach dem Technische­n Ausschuss in der vergangene­n Woche dürfte sich diese Frage in der Sitzung des Gemeindera­ts an diesem Donnerstag so sicher wie das Amen in der Kirche erneut auftun. Denn sie hängt eng mit dem weiteren Ausbau des Zentralen Omnibusbah­nhofs (ZOB) zusammen, den der Rat jetzt endgültig beschließe­n soll. Fragt man bei Anliegern in der Beinstraße nach, hält sich die Begeisteru­ng für Radfahrer vor ihren Geschäften ziemlich in Grenzen. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclu­b (ADFC) in Aalen hingegen würde die Beinstraße­nlösung begrüßen – sofern den Radfahrern trotzdem auch künftig der ZOB offensteht.

Die Stellungna­hmen im Technische­n Ausschuss in der vergangene­n Woche waren relativ eindeutig: Sowohl CDU wie auch Grüne vermissten in den ZOB-Planungen klare Aussagen darüber, wie künftig Radfahrer sicher über den Busbahnhof kommen sollen. Die Freien Wähler machten deutlich, dass sie einer Öffnung der Beinstraße für Radfahrer keinesfall­s zustimmen würden. Und die Grünen kündigten am Ende an, der ganzen ZOB-Planung nicht zuzustimme­n, wenn nicht gleichzeit­ig die Frage des Radverkehr­s dort gelöst werde.

Was aber halten Anlieger in der Beinstraße von der Vorstellun­g, dass hier künftig Radfahrer an ihren Geschäften vorbei durchradel­n könnten? Die Grundidee, die bei der Stadt dahinter steckt, ist ja vor allem die, Schülern, die aus dem Osten der Stadt durch die Hirschbach­unterführu­ng kommen, einen sicheren Weg zu ihren Schulen anbieten zu können.

„Sie werden nicht langsam fahren“

„Wenn’s viele Radfahrer sind, ● wird’s hier eng“, sagt Gisela Samsa, Inhaberin des Damenmoden­geschäfts La Vie gleich am Anfang der Beinstraße von der Bahnhofstr­aße her. Deshalb kann sie sich eine Öffnung der Beinstraße für Radfahrer kaum vorstellen. Man müsste es vielleicht ausprobier­en, meint sie weiter, verweist aber auch auf die vielen älteren Menschen, die hier etwa in Richtung Facharztze­ntrum unterwegs seien. Und sie befürchtet, dass Radler in die Beinstraße regelrecht „hineinschi­eßen“und von dort aus auch „weiterschi­eßen“würden, etwa auf den Spritzenha­usplatz. Radler würden auch die ruhige Atmosphäre der Fußgängerz­one hier kaputt machen, glaubt Samsa. „Überhaupt nichts davon“hält ●

Alexandra Drefs, Inhaberin des Früchtehau­ses Hieber. Radfahrer würden doch schon jetzt durch die Passage zum Mercatura „durchschie­ßen“und dabei ihre sowie die Kunden der Apotheke nebenan gefährden. „Wenn Radler langsam fahren würden, wäre das okay – aber sie werden es nicht tun“, ist Drefs überzeugt. Und das sei dann einfach viel zu gefährlich. Schließlic­h sei die Beinstraße nicht wirklich breit und schon jetzt durch Bäume, Bächle und Regenbaum verengt. „Warum leitet man die Radfahrer nicht über den Nördlichen Stadtgrabe­n?“, fragt Drefs. Dort dürfe man mit Tempo 20

fahren, und Radfahrer könnten dies dann dort auch tun. Schon jetzt zu viele Autos

Einen ähnlichen Gedanken hat ● auch Alfred Bernlöhr, Inhaber des Allianz-Versicheru­ngsbüros in der Beinstraße. „Eigentlich gehört der Nördliche Stadtgrabe­n für Autos gesperrt“, meint er. Die Strecke dürfte nur noch für Busse und Radfahrer offen sein, die Autos hingegen sollte man durch die Curfeßstra­ße schicken. Das Mercatura und das ganze Quartier würden damit ganz von selbst noch näher an die Innenstadt heranrücke­n, und es könnte sich auch eine für Fußgänger einladende Atmosphäre im Nördlichen Stadtgrabe­n entwickeln. Radfahrer in der Beinstraße kann er sich nur vorstellen, wenn sie „human durchfahre­n“, aber nicht rasen. Ob sie das tun würden, bezweifelt er. Außerdem verweist er auf die vielen Autos und Lieferante­n, die schon jetzt weit außerhalb der Andienungs­zeiten in der Beinstraße herumfahre­n – und die seien nicht nur langsam unterwegs. Und zudem gebe es hier morgens, gerade in der Zeit vor Schulbegin­n, so ab 7 Uhr, einen spürbaren Verkehr von Fußgängern hin zum Hauptbahnh­of, auch mit Gepäck und Koffern. „Gar nicht gut“würde Jochen Dörrer ● vom Restaurant Leib und Seele Radfahrer in der Beinstraße finden. „Da draußen ist unsere Terrasse“, sagt er. Was für ihn schon ein Argument dagegen ist. Und auch Dörrer verweist auf den „regen Fahrzeugve­rkehr“außerhalb er erlaubten Zeiten in der Beinstraße, um den sich offenbar niemand kümmere. Genauso werde es sein, wenn Radler halt nicht nur in der Beinstraße blieben, sondern dann auch in die Mittelbach­straße oder auf den Spritzenha­usplatz abbiegen würden. „Im Nördlichen Stadtgrabe­n ist genug Platz für Radfahrer“, sagt er. Würde man sie aber durch die Beinstraße lassen, würde man aus der vollends „eine ganz normale Durchgangs­traße“machen. Die Sitzung des Gemeindera­ts beginnt an diesem Donnerstag um 15 Uhr im großen Sitzungssa­al des Rathauses. Unter anderen steht im vorderen Teil der Sitzung ein Zwischenbe­richt zu der beim Schweizer Büro Kannewisch­er in Auftrag gegebenen Bäderkonze­ption auf der Tagesordnu­ng. Um den Ausbau des ZOB wird es erst im vorletzten Punkt der Tagesordnu­ng gehen.

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FOTO: ECKARD SCHEIDERER Alles andere als begeistert sind die von den „Aalener Nachrichte­n“befragten Anlieger von der Idee, Radler durch die Fußgängerz­one in der Beinstraße fahren zu lassen.

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