Radler in der Beinstraße: Anlieger sind dagegen
Thema kommt mit ZOB-Ausbau auf den Tisch – Gegenvorschlag: Ein Radweg im Nördlichen Stadtgraben
AALEN - Sollen künftig Radler durch die Fußgängerzone in der Beinstraße fahren dürfen? Nach dem Technischen Ausschuss in der vergangenen Woche dürfte sich diese Frage in der Sitzung des Gemeinderats an diesem Donnerstag so sicher wie das Amen in der Kirche erneut auftun. Denn sie hängt eng mit dem weiteren Ausbau des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) zusammen, den der Rat jetzt endgültig beschließen soll. Fragt man bei Anliegern in der Beinstraße nach, hält sich die Begeisterung für Radfahrer vor ihren Geschäften ziemlich in Grenzen. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) in Aalen hingegen würde die Beinstraßenlösung begrüßen – sofern den Radfahrern trotzdem auch künftig der ZOB offensteht.
Die Stellungnahmen im Technischen Ausschuss in der vergangenen Woche waren relativ eindeutig: Sowohl CDU wie auch Grüne vermissten in den ZOB-Planungen klare Aussagen darüber, wie künftig Radfahrer sicher über den Busbahnhof kommen sollen. Die Freien Wähler machten deutlich, dass sie einer Öffnung der Beinstraße für Radfahrer keinesfalls zustimmen würden. Und die Grünen kündigten am Ende an, der ganzen ZOB-Planung nicht zuzustimmen, wenn nicht gleichzeitig die Frage des Radverkehrs dort gelöst werde.
Was aber halten Anlieger in der Beinstraße von der Vorstellung, dass hier künftig Radfahrer an ihren Geschäften vorbei durchradeln könnten? Die Grundidee, die bei der Stadt dahinter steckt, ist ja vor allem die, Schülern, die aus dem Osten der Stadt durch die Hirschbachunterführung kommen, einen sicheren Weg zu ihren Schulen anbieten zu können.
„Sie werden nicht langsam fahren“
„Wenn’s viele Radfahrer sind, ● wird’s hier eng“, sagt Gisela Samsa, Inhaberin des Damenmodengeschäfts La Vie gleich am Anfang der Beinstraße von der Bahnhofstraße her. Deshalb kann sie sich eine Öffnung der Beinstraße für Radfahrer kaum vorstellen. Man müsste es vielleicht ausprobieren, meint sie weiter, verweist aber auch auf die vielen älteren Menschen, die hier etwa in Richtung Facharztzentrum unterwegs seien. Und sie befürchtet, dass Radler in die Beinstraße regelrecht „hineinschießen“und von dort aus auch „weiterschießen“würden, etwa auf den Spritzenhausplatz. Radler würden auch die ruhige Atmosphäre der Fußgängerzone hier kaputt machen, glaubt Samsa. „Überhaupt nichts davon“hält ●
Alexandra Drefs, Inhaberin des Früchtehauses Hieber. Radfahrer würden doch schon jetzt durch die Passage zum Mercatura „durchschießen“und dabei ihre sowie die Kunden der Apotheke nebenan gefährden. „Wenn Radler langsam fahren würden, wäre das okay – aber sie werden es nicht tun“, ist Drefs überzeugt. Und das sei dann einfach viel zu gefährlich. Schließlich sei die Beinstraße nicht wirklich breit und schon jetzt durch Bäume, Bächle und Regenbaum verengt. „Warum leitet man die Radfahrer nicht über den Nördlichen Stadtgraben?“, fragt Drefs. Dort dürfe man mit Tempo 20
fahren, und Radfahrer könnten dies dann dort auch tun. Schon jetzt zu viele Autos
Einen ähnlichen Gedanken hat ● auch Alfred Bernlöhr, Inhaber des Allianz-Versicherungsbüros in der Beinstraße. „Eigentlich gehört der Nördliche Stadtgraben für Autos gesperrt“, meint er. Die Strecke dürfte nur noch für Busse und Radfahrer offen sein, die Autos hingegen sollte man durch die Curfeßstraße schicken. Das Mercatura und das ganze Quartier würden damit ganz von selbst noch näher an die Innenstadt heranrücken, und es könnte sich auch eine für Fußgänger einladende Atmosphäre im Nördlichen Stadtgraben entwickeln. Radfahrer in der Beinstraße kann er sich nur vorstellen, wenn sie „human durchfahren“, aber nicht rasen. Ob sie das tun würden, bezweifelt er. Außerdem verweist er auf die vielen Autos und Lieferanten, die schon jetzt weit außerhalb der Andienungszeiten in der Beinstraße herumfahren – und die seien nicht nur langsam unterwegs. Und zudem gebe es hier morgens, gerade in der Zeit vor Schulbeginn, so ab 7 Uhr, einen spürbaren Verkehr von Fußgängern hin zum Hauptbahnhof, auch mit Gepäck und Koffern. „Gar nicht gut“würde Jochen Dörrer ● vom Restaurant Leib und Seele Radfahrer in der Beinstraße finden. „Da draußen ist unsere Terrasse“, sagt er. Was für ihn schon ein Argument dagegen ist. Und auch Dörrer verweist auf den „regen Fahrzeugverkehr“außerhalb er erlaubten Zeiten in der Beinstraße, um den sich offenbar niemand kümmere. Genauso werde es sein, wenn Radler halt nicht nur in der Beinstraße blieben, sondern dann auch in die Mittelbachstraße oder auf den Spritzenhausplatz abbiegen würden. „Im Nördlichen Stadtgraben ist genug Platz für Radfahrer“, sagt er. Würde man sie aber durch die Beinstraße lassen, würde man aus der vollends „eine ganz normale Durchgangstraße“machen. Die Sitzung des Gemeinderats beginnt an diesem Donnerstag um 15 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses. Unter anderen steht im vorderen Teil der Sitzung ein Zwischenbericht zu der beim Schweizer Büro Kannewischer in Auftrag gegebenen Bäderkonzeption auf der Tagesordnung. Um den Ausbau des ZOB wird es erst im vorletzten Punkt der Tagesordnung gehen.