Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm ...
Nützliches und Kurioses wechselt bei der Versteigerung im Rathaus den Besitzer
ELLWANGEN - Im Sitzungssaal türmen sich Regenschirme, Jacken und Rucksäcke, im Foyer stehen die Fahrräder Spalier – im Rathaus ist Fundsachenversteigerung.
Noch bevor Markus Thorwart vom Ordnungsamt loslegt, inspizieren ungeduldige Besucher die bunten Warenhaufen auf den Tischen und durchstöbern die Kisten. „Lassen wir erst die akademische viertel Stunde verstreichen?“, fragt ein Mann in der ersten Reihe, der es besonders eilig hat.
Um kurz nach 8 Uhr preist Thorwart das erste Stück an: „Einen sehr schönen Stockschirm.“Zehn Cent sind das Startgebot. „Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten. Verkauft!“, ruft Thorwart und der Schirm wechselt unter knallendem Hammerschlag für 50 Cent den Besitzer.
Verhalten geht’s weiter. Die Ellwanger bieten nur zögerlich auf Bücher, Armbanduhren und Co. Erst bei einem Paar Handschuhe für 20 Cent, fällt der Hammer zum zweiten Mal. „Das wird heute eine schwere Geburt“, befürchten die Bieter. Sie mussten ordentlich Sitzfleisch beweisen. Versteigert werden Fundsachen. „Die meisten Gegenstände, die bei uns abgegeben werden, sind Brillen, Schirme, Handschuhe, Mützen und Jacken“, sagt Thorwart. Und genau die wird er schwer wieder los. Die Damenwindjacke Größe 42 will selbst für zehn Cent niemand haben. „Ich kann sie auch anziehen und rumlaufen“, bietet Thorwart an und versucht, die Ellwanger doch noch zu überzeugen. „Vielleicht zusammen mit einem Schirm?“, erhöht er das Angebot. „Zusammen mit einer Frau vielleicht“, antwortet ein Mann in der hinteren Stuhlreihe. Die Jacke bleibt liegen. Ein ähnliches Schicksal wiederfährt einem schwarzen Mercedes-Etui. Die Anleitung zur AKlasse ist zwar vorhanden, doch das passende Auto fehlt leider.
Von der sogenannten Versteigerungsmasse auf den Tischen findet nur der Schmuck schnell Abnehmer. Da überbieten sich die Anwesenden sogar bei einem mit dem Namen „Anita“gravierten Kinderarmbändchen.
Auch Gegenstände kurioser Art sind gut nachgefragt. So verkauft sich ein GPS-Tracker, dessen Nutzen der halbe Saal nicht kennt, fast von allein. Auch eine Spielekonsole ohne Kabel, dafür mit dem falschen Controller, geht für 6 Euro über den Tisch. Das Highlight: ein speckiger Spanngurt ohne Ratsche.
So zögerlich die Versteigerung im Saal läuft, so lebhaft geht es zwischen den Fahrrädern im Foyer zu. Von 45 Fahrrädern gehen 30 unters Volk. Am Ende hat die Versteigerung der Stadt 472,15 Euro eingebracht. Wer noch Bedarf an einer Damenwindjacke Größe 42 hat: Die restlichen zehn Räder und die übrigen Dinge aus dem Saal kommen spätestens in zwei Jahren wieder unter den Hammer.