Favorit: Ein echtes Kombibad im Hirschbach
Schweizer Bäderexperte Stefan Studer stellt im Gemeinderat erstes Zwischenergebnis zu seinem Gutachten vor
AALEN - Ein vollwertiges Kombibad aus einem Hallen- und einem kompletten Freibad wäre für Stefan Studer, Bäderexperte des Schweizer Büros Kannewischer, nach jetzigem Stand die bevorzugte Lösung in der Frage der Zukunft der Aalener Bäderlandschaft. Der logische Standort dafür wäre für ihn im Hirschbach. Am Donnerstag hat Studer im Gemeinderat einen Zwischenbericht zu dem bei seinem Büro in Auftrag gegebenen Bädergutachten vorgestellt.
Gut zwei Stunden lang hat Studer die von ihm federführend erstellte, umfassende Analyse und die Schlussfolgerungen daraus – in der Präsentation knapp 190 Seiten umfassend – erläutert. Und ist am Ende zu folgendem Fazit gelangt:
Drittbeste Lösung: ein Gartenbad
Aus konzeptioneller Sicht wäre ein vollwertiges Kombibad im Hirschbach die bevorzugte Lösung.
Sollte dies aus baulichen oder verkehrstechnischen Gründen nicht möglich sein, kämen für eine solche Kombibad-Lösung die Standorte Spiesel und eventuell auch Unterrombach infrage. Standorte rund ums Berufsschulzentrum böten zwar Platz für ein Kombibad, sind nach Studers Auffassung wegen ihrer Lage aber ungeeignet.
Als drittbeste Lösung sieht der Experte ein Gartenhallenbad auf dem ehemaligen Gaskesselgelände an der Hirschbachstraße, also ein wie auch immer öffenbares Hallenbad mit einer Liegewiese und einem allenfalls minimalen Außenbecken-Angebot. Der Standort Lederhosen wäre dafür fast gleich gut geeignet, biete aber eine geringere Aufenthaltsqualität. Rund ums Berufsschulzentrum wäre diese höher, insgesamt sei dieser Standort aber schlechter.
Logische Folge bei dieser Lösung wäre für Studer dann aber die Aufgabe des Freibads Hirschbach. Wenn somit das SpieselFreibad als einziges großes Freibad für Aalen übrig bliebe, müsste dieses dann aber wesentlich umfangreicher „aufgerüstet“werden als bisher geplant.
An den Limesthermen ließe sich nach Studers Analyse ein Hallenbad mit hoher Aufenthaltsqualität realisieren, die Synergien mit dem Thermalbad seien aber wesentlich geringer als bei einer echten KombibadLösung. Wegen der Lage und der dort herrschenden Winde hält Studer die Limesthermen als Standort für ein Freibad für ungeeignet.
„Der Rückgang der öffentlichen Badegäste in den Limesthermen ist dramatisch“, sagt Stefan Studer mit Blick auf den hohen Anteil von Hotelgästen und Angehörigen der Rheumaliga unter den Besuchern.
Freibäder: „Anständige Werte“
Aus der Vielzahl von Einzelanalysen und Untersuchungen des Büros Kannewischer erscheinen diese besonders markant:
Das Hallenbad und die Limesthermen haben seit 2008 kontinuierlich Besucher verloren: im Hallenbad minus 17 Prozent, in den Limesthermen minus zehn Prozent. Dem Hallenbad fehlen vor allem voll zahlende erwachsene Besucher, Zeichen dafür, dass seine Attraktivität, so Studer, abgenommen habe. Nur die Eintritte durch Vereine sind hier gleich geblieben.
Bei starken wetterbedingten Schwankungen verzeichnen die beiden großen Freibäder jährlich zwischen 50 000 und 110 000 Besucher. An Spitzentagen „sehr anständige Werte“, wie Studer meint. Die Besucherzahl in Unterrombach liegt etwa bei einem Viertel davon.
Das operative Gesamtdefizit aller Aalener Bäder liegt bei jährlich rund vier Millionen Euro.
An allen sechs Aalener Bäderstandorten besteht ein erheblicher Sanierungsbedarf. Der nötige Aufwand dafür: Hallenbad 5,1 Millionen, Lehrschwimmbecken Ebnat 3,3 Millionen, Limesthermen 1,4 Millionen, Hirschbach-Freibad 7,5 Millionen, Spiesel-Freibad 5 Millionen (zusätzlich zu dem bereits geplanten Umbau) und Freibad Unterrombach 1,9 Millionen Euro.
Je nach Größe des Schwimmbeckens (25- oder 50-Meter-Bahn), nach Art und Zahl zusätzlicher Becken, nach der weiteren Ausstattung und der Frage, ob ein Lehrschwimmbecken in ein neues Hallenbad integriert wird, könnten die Kosten für einen Hallenbad-Neubau im Zusammenhang Kombibad zwischen 19 und 29 Millionen Euro netto liegen. Die möglichen Kosten der Freibad-Sanierung kämen im Falle der Kombination mit einem bestehenden Freibad noch hinzu. Weil im Hirschbach die gesamte Statik der Becken nicht mehr stimmt und Senkungen auftreten, käme hier die Sanierung laut Studer einem kompletten Becken-Neubau gleich.
Ebenfalls einem Neubau käme die dringend notwendige Sanierung des von etlichen Aalener Schulen immer noch gut genutzten Ebnater Lehrschwimmbeckens gleich. Angesichts der Wegstrecken, die dorthin zurückzulegen sind, wäre für Studer die Integration eines Lehrschwimmbeckens in ein neues Hallenbad aber sinnvoller.