Lage beim Grundwasser entspannt sich etwas
Regenfälle im März könnten Folgen des trockenen Winters mildern
WANGEN - Durch ergiebige Regenfälle im März scheint sich die Grundwassersituation etwas zu entspannen. Ob die ausreichen werden, um im Sommer ein normales Niveau zu haben, lässt sich aber noch nicht genau abschätzen. Das Problem der jüngsten Trockenheit wird durch längere Trockenphasen in den Jahren 2014 und 2015 verstärkt.
Vor wenigen Wochen hatte die baden-württembergische Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) Alarm geschlagen. Der Grund war die anhaltende Trockenheit von Anfang Dezember bis weit in den Februar hinein. Die LUBW befürchtete, es könnte deshalb im Sommer in einigen Landesteilen zu einer Wasserknappheit kommen.
Laut Deutschem Wetterdienst war seit 1963 kein Dezember so trocken gewesen wie der vergangene. Im Schweizer Mittelland war der Dezember gar der trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 150 Jahren. Die Grundwasserstände gingen zurück: „In den vergangenen 30 Jahren hatten wir zum Jahreswechsel keine vergleichbare landesweit ausgeprägte Niedrigwassersituation für das Grundwasser“, sagte LUBW-Präsidentin Margareta Barth im Januar.
Wird jedoch das Grundwasserreservoir nicht ständig aufgefüllt, kann es besonders im Sommer problematisch werden, warnt die LUBW. Der Grund: Während der heißen Jahreszeit steigt der Wasserverbrauch. Es wird mehr getrunken, gegossen, bewässert und gebadet. Ein ohnehin schon niedriger Grundwasserstand sinkt dann weiter.
Bedenkliche Entwicklungen seien vor allem in sowieso schlecht versorgten Gegenden möglich, heißt es von der LUBW. Beispiele sind der Hochschwarzwald, die Schwäbische Alb oder der Kraichgau nordwestlich von Heilbronn. Wer dort auf Brunnen angewiesen ist und keinen Anschluss an eine Fernwasserversorgung hat, läge dann schlimmstenfalls auf dem Trockenen. Wasser müsste teuer mit dem Lkw herangebracht werden.
Ariane Amstutz, Sprecherin beim baden-württembergischen Bauernverband, macht darauf aufmerksam, dass nicht nur Brunnen trocken fallen könnten. Auch die Zulieferung von Dünger oder Futter werde aufwendiger, denn sie erfolgt oft über die Binnenschifffahrt. Bei niedrigen Wasserständen verlangen die Schiffer Zuschläge, und für die Landwirte steigen die Kosten.
Neubildung verschiebt sich
Indes sieht Bernhard Röhrle, Sprecher der Landeswasserversorgung, keinen Grund für eine Dramatisierung der Lage. Er verweist darauf, dass sich die Neubildung des Grundwassers seit Jahren „immer stärker vom Winter ins Frühjahr verschiebt“. Als Grund der Entwicklung vermutet Röhrle den Klimawandel. Für die Landeswasserversorgung sei die Lage aber noch verhältnismäßig entspannt.
Ihre Fassungsbrunnen sind im Donauried östlich von Ulm. Angezapft wird der Grundwassersee unter der östlichen Schwäbischen Alb. Wegen des wasserdurchlässigen Karstgesteins bekommt er recht schnell Nachschub. Röhrle sagt zwar, gegenwärtig herrschten „deutlich unterdurchschnittliche Verhältnisse“. Die Landeswasserversorgung kann aber jederzeit auch auf Wasser aus der Donau zurückgreifen. „Wir sind zuversichtlich, auch 2017 die Wasserversorgung sicherstellen zu können“, betont Röhrle.
Beim zweiten großen Trinkwasserzweckverband, der Bodenseewasserversorgung, stellt sich das Problem erst gar nicht. Die Entnahme ist bei Sipplingen in 60 Metern Tiefe. Und dass der Bodensee austrocknet, glaubt gegenwärtig niemand.