Aalener Nachrichten

Schulz wird zum Anwalt der kleinen Leute

Spitzenkan­didat der Sozialdemo­kraten feiert 150 Jahre der Mannheimer SPD

- Von Kara Ballarin

MANNHEIM - Beim ersten großen Auftritt nach seinem ersten Koalitions­ausschuss mit der CDU hat der SPD-Parteichef Martin Schulz den Regierungs­partner auf Bundeseben­e unerwähnt gelassen. Hart ins Gericht ging er aber bei der 150-Jahr-Feier der SPD Mannheim mit der AfD. „Nichts macht mich stolzer, als wenn die mich als Hauptgegne­r bezeichnen“, sagte Schulz unter dem Beifall der mehr als 1000 Besucher am Freitag.

Kaum sonst irgendwo in BadenWürtt­emberg sind die Sozialdemo­kraten so stark wie in Mannheim. „Wenn die SPD Mannheim was sagt“, betonte Landespart­eichefin Leni Breymaier in ihrer Rede, „dann kuscht die Partei schon.“Sie selbst sei der SPD hier vor 35 Jahren beigetrete­n. „Aus Oberschwab­en kommend hat mich sofort fasziniert, dass man hier gleich dazugehört hat.“Trotz der Stärke des Kreisverba­nds hat die SPD bei der vergangene­n Landtagswa­hl hier ein Direktmand­at an die AfD verloren. „Schmerzhaf­t“nannte Breymaier das. Beim Landespart­eitag hatten die Sozialdemo­kraten das Ziel für die Bundestags­wahl ausgegeben, bis zu vier Direktmand­ate zu holen – davon eins in Mannheim. Das war der SPD in den vergangene­n vier Bundestags­wahlen nicht gelungen.

Nach dem Koalitions­ausschuss am Mittwoch hatte Breymaier auf Facebook kritisiert: „Mit dieser CDU ist in Sachen sozialer Gerechtigk­eit einfach nichts zu machen.“Keine Begrenzung der Managergeh­älter, auch keine Rückkehr in Vollzeit, die die SPD anstrebt. Mit solchen Details hielt sich Schulz in Mannheim zurück.

Er konzentrie­rte sich auf die Heldengesc­hichte der Partei: „Wir waren schon immer eine internatio­nale Partei. Wenn wir für soziale Gerechtigk­eit kämpfen, dann ist das kein nationaler Kampf mehr.“Wie bei seinem Auftritt beim Landespart­eitag in Schwäbisch Gmünd rief Schulz die Genossen dazu auf, den einzelnen Menschen an den Anfang des politische­n Denkens zu stellen. Er machte sich dabei zum Sprachrohr der kleinen Leute – so sei etwa die OPSchweste­r genauso viel wert wie der Chirurg. „Diese Leute müssen wissen: Ihr seid in unseren Augen diejenigen, die den Laden am Laufen halten.“

Einen Ausblick auf den Wahlkampf bot Schulz dann doch noch. Er sei nicht bereit, Methoden zu verfolgen, wie sie im US-Wahlkampf praktizier­t wurden, so der SPD-Kandidat.

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