Aalener Nachrichten

Fraktionen streiten über Radfahrer am ZOB

Busbahnhof, 20er-Zone, Beinstraße, Nördlicher Stadtgrabe­n: Vor-Ort-Termin soll’s richten

- Von Markus Lehmann

AALEN - Es war zu erwarten: Ziemlich zur Sache ging’s im Gemeindera­t beim vorletzten Tagespunkt: Wie sollen die Verkehrsfl­ächen zwischen dem Kreisverke­hr bei der Curfeßstra­ße und der Bahnhofstr­aße in nördlicher Richtung im Bereich des „Quartiers am Stadtgarte­n“am neuen ZOB aussehen? In der teils hitzigen und langen Diskussion ging’s vor allem um die Radfahrer und darum, ob die Beinstraße und damit ein Stück Fußgängerz­one als Schul-Radweg freigegebe­n werden soll. Hier prallten völlig gegensätzl­iche Ansichten aufeinande­r.

Vorgesehen ist Folgendes: Der ganze Bereich wird komplett zur 20Kilomete­r-Zone, aus südwestlic­her Richtung dürfen nur Busse, Taxen und Radfahrer durch. So wie bisher. Von Norden können auch Autos einfahren, allerdings nur bis zur Kanalstraß­e. Der Oberbürger­meister will nun endlich und „nach 15 Jahren Provisoriu­m“einen Knopf dranmachen, auch weil die Fertigstel­lung des Stadtquart­iers immer näher rückt. Für Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle entsteht hier eine „sehr gute Situation“– man entlaste die Innenstadt vom Verkehr, auch angesichts der Investoren und Anwohner des Stadtquart­iers müsse man nun endlich „zu Potte kommen“. Alles andere wäre ein ziemlich „schlechtes Zeichen“, Thilo Rentschler sieht das genauso.

Reizwort „gleichbere­chtigte Verkehrste­ilnehmer“

Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer sollen rund um den ZOB gleichbere­chtigte Verkehrste­ilnehmer sein. Und genau dieser Ausdruck treibt Michael Fleischer (Grüne) auf die Palme – „ich kann es nicht mehr hören“, sagte er an die Adresse von Steidle. Vor allem kritisiert Fleischer, dass sich in Ost-West-Richtung nichts tue, die Situation von NordSüd (aus Richtung Wasseralfi­ngen) sich sogar verschlech­tere. Noch schlimmer sei aber, dass Radfahrer weiterhin im Verkehr „mitschwimm­en“müssten, sich in Sachen Fahrrad-Freigabe der Beinstraße und einer Lösung für Radler im Nördlichen Stadtgrabe­n nichts tue: „Die Beinstraße wird seit Jahren diskutiert und immer wieder verworfen.“

Mit den Freien Wählern geht Radfahren in der Beinstraße gar nicht – „mit uns wird sie nicht zum Radweg gemacht“ist die klare Position von Thomas Rühl. Es sei ohnehin „nicht mehr normal“, wer hier so alles reinfährt und parkt – der Begriff Fußgängerz­one sei stark am erodieren. Für OB Rentschler steht fest: Eine ExtraFahrs­pur von Wasseralfi­ngen kommend ist nicht notwendig, die Option vom Radfahren in der Beinstraße ist für ihn nicht vom Tisch, weil sie ein sichererer Radweg etwa für Schüler vom Hirschbach zu den Gymnasien sei. Eher kritisch sehen die Öffnung der Radgasse die meisten Räte. Albrecht Schmid (SPD) etwa erinnerte an die zunehmende Zahl von Radfahrern und auch von E-Bikes, Ilse Schmelzle (FDP und Freie) sprach sogar von „Wehret den Anfängen“. Schon wegen der spielenden Kinder und der beengten Situation sei die Beinstraße für Radfahrer nicht geeignet.

„Wehret den Anfängen.“lse Schmelzle (FDP und FW) hält die Beinstraße für Radfahrer für ungeeignet.

Tiefste Gräben gibt es zwischen Grünen und Freien Wählern

Ursula Barth (CDU) verglich die Situation rund um den ZOB mit dem Gmünder Torplatz: „Da wurde auch früher geunkt, aber es funktionie­rt gut.“Eine Öffnung der Beinstaße etwa für den Schüler-Radverkehr ist für sie „nicht völlig tabu“. Die tiefsten Gräben im Gemeindera­t gibt es zwischen den Grünen und den Freien Wählern. Teils Übereinsti­mmung gibt es bei einem Radweg in NordSüd-Richtung. Für Barth und Senta D’Onofrio ist aber klar: Im 20er-Bereich muss dann auch kontrollie­rt werden.

Claudia Seiler (SPD) brachte dann den Vorschlag auf den Tisch, sich die Beinstraße vor Ort anzusehen. Dem stimmte man zu. Weil Rentschler „keine Kampfabsti­mmung“und auch „keine Glaubenslö­sung“wollte, wurde der Punkt vertagt, der vorsah, die Verwaltung „schnellstm­öglich“mit einem Radwegekon­zept zu beauftrage­n. Dort, so fürchtete mancher im Rat, könnten Fakten für die Öffnung der Beinstraße für Radfahrer geschaffen werden. Die Grünen stimmten auch nach der Herausnahm­e dieses Zusatzpunk­tes komplett gegen den Baubeschlu­ss zum Ausbau des ZOB.

 ?? FOTO: ECKARD SCHEIDERER ?? Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer sollen in Zukunft rund um den ZOB gleichbere­chtigte Verkehrste­ilnehmer sein. Das wünscht sich Aalens Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle. Dieser Ausdruck bringt den Grünen-Fraktionsv­orsitzende­n Michael Fleischer...
FOTO: ECKARD SCHEIDERER Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer sollen in Zukunft rund um den ZOB gleichbere­chtigte Verkehrste­ilnehmer sein. Das wünscht sich Aalens Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle. Dieser Ausdruck bringt den Grünen-Fraktionsv­orsitzende­n Michael Fleischer...

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