Ein bisschen Spaß muss sein, besonders am 1. April
Immer mehr Menschen verlernen das Lachen, Kichern und Prusten. Mancher Griesgram belegt Lachyoga-Kurse, lernt dort Atemtechniken und ruft „Hahaha“im Kreise Gleichgesinnter. Das muss doch nicht sein.
Denn das Abendland bietet gut überlieferte Bräuche, um das innere Strahlen wieder aufleben zu lassen: Schon Anfang des 17. Jahrhunderts schickten die Bayern Menschen in den April. Den Dreißigjährigen Krieg verhinderten sie trotz dieser Bemühung bekanntlich nicht, aber Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Und darum geht es beim Aprilscherz.
So dämlich die Streiche oft sind („Dein Schnürsenkel ist auf. Nein, doch nicht! April! April!“), so verraten sie doch einiges über das Opfer. Nimmt es die ganze Angelegenheit mit Humor, dann weiß man: Mit diesem Menschen kann man Pferde stehlen. Schwillt sein Kopf dagegen hochrot an, dringt gar Dampf aus den Ohren, erwächst daraus die Erkenntnis, es könne sich eventuell um eine leicht reizbare Person handeln.
Der Aprilscherz ist zudem tief in der Natur des Menschen verankert: Wer hat nicht mal den Schalk im Nacken? Wer hat noch keinen Schabernack getrieben? Auch Schenkelklopfer müssen mal sein. Und jenen, die angesichts schlechter Aprilscherze jammern, möchte man zurufen: „Seid doch froh: Wenigstens ist es nach einem Tag vorbei!“
Vergelt’s Gott, liebe Bayern! Was haben wir euch nicht alles zu verdanken: Die segensreiche Pkw-Maut zum Beispiel, die – kein Witz – mindestens elf bis zwölf Euro pro Jahr zusätzlich in den Bundeshaushalt spülen dürfte. Oder hochbegabte, begnadete politische Feingeister wie den Seehofer Horst und den Söder Markus. Und, nicht zu vergessen, eine prickelnde Saison in der Fußball-Bundesliga, die in etwa so spannend ist wie ein vorbeifahrender Güterzug. Respekt, werte Bajuwaren, Trachtenhut ab!
Lediglich die Sache mit dem Aprilscherz, die ist euch irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Anno 1618 soll der vermaledeite Brauch bei euch erstmals urkundlich erwähnt worden sein und – ernsthafte Historiker hegen daran nicht den leisesten Zweifel – maßgeblich zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges beigetragen haben. Von wegen Prager Fenstersturz! Es ist aber auch ein überflüssiges Übel mit diesen Streichen, die so wenig lustig wie geistreich sind. Nur ungern erinnern wir etwa an die Meldung der Münchner Polizei vor zwei Jahren, dass die Haube des Südturms der Frauenkirche gestohlen worden sei. Ein echter Schenkelklopfer, die blauen Flecken tragen wir noch heute spazieren. Wir bitten also inständig um Gnade – es sei denn, Donald Trump entpuppt sich noch als Aprilscherz.