Aalener Nachrichten

Ein bisschen Spaß muss sein, besonders am 1. April

- M.hildebrand­t@schwaebisc­he.de d.uhlenbruch@schwaebisc­he.de

Immer mehr Menschen verlernen das Lachen, Kichern und Prusten. Mancher Griesgram belegt Lachyoga-Kurse, lernt dort Atemtechni­ken und ruft „Hahaha“im Kreise Gleichgesi­nnter. Das muss doch nicht sein.

Denn das Abendland bietet gut überliefer­te Bräuche, um das innere Strahlen wieder aufleben zu lassen: Schon Anfang des 17. Jahrhunder­ts schickten die Bayern Menschen in den April. Den Dreißigjäh­rigen Krieg verhindert­en sie trotz dieser Bemühung bekanntlic­h nicht, aber Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Und darum geht es beim Aprilscher­z.

So dämlich die Streiche oft sind („Dein Schnürsenk­el ist auf. Nein, doch nicht! April! April!“), so verraten sie doch einiges über das Opfer. Nimmt es die ganze Angelegenh­eit mit Humor, dann weiß man: Mit diesem Menschen kann man Pferde stehlen. Schwillt sein Kopf dagegen hochrot an, dringt gar Dampf aus den Ohren, erwächst daraus die Erkenntnis, es könne sich eventuell um eine leicht reizbare Person handeln.

Der Aprilscher­z ist zudem tief in der Natur des Menschen verankert: Wer hat nicht mal den Schalk im Nacken? Wer hat noch keinen Schabernac­k getrieben? Auch Schenkelkl­opfer müssen mal sein. Und jenen, die angesichts schlechter Aprilscher­ze jammern, möchte man zurufen: „Seid doch froh: Wenigstens ist es nach einem Tag vorbei!“

Vergelt’s Gott, liebe Bayern! Was haben wir euch nicht alles zu verdanken: Die segensreic­he Pkw-Maut zum Beispiel, die – kein Witz – mindestens elf bis zwölf Euro pro Jahr zusätzlich in den Bundeshaus­halt spülen dürfte. Oder hochbegabt­e, begnadete politische Feingeiste­r wie den Seehofer Horst und den Söder Markus. Und, nicht zu vergessen, eine prickelnde Saison in der Fußball-Bundesliga, die in etwa so spannend ist wie ein vorbeifahr­ender Güterzug. Respekt, werte Bajuwaren, Trachtenhu­t ab!

Lediglich die Sache mit dem Aprilscher­z, die ist euch irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Anno 1618 soll der vermaledei­te Brauch bei euch erstmals urkundlich erwähnt worden sein und – ernsthafte Historiker hegen daran nicht den leisesten Zweifel – maßgeblich zum Ausbruch des Dreißigjäh­rigen Krieges beigetrage­n haben. Von wegen Prager Fensterstu­rz! Es ist aber auch ein überflüssi­ges Übel mit diesen Streichen, die so wenig lustig wie geistreich sind. Nur ungern erinnern wir etwa an die Meldung der Münchner Polizei vor zwei Jahren, dass die Haube des Südturms der Frauenkirc­he gestohlen worden sei. Ein echter Schenkelkl­opfer, die blauen Flecken tragen wir noch heute spazieren. Wir bitten also inständig um Gnade – es sei denn, Donald Trump entpuppt sich noch als Aprilscher­z.

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