Aalener Nachrichten

Der neue Mokka X hört aufs Wort

Opels kleiner SUV punktet mit Technik, Komfort und Fahrspaß

- Von Robin Uhlenbruch

Die Frage ist durchaus berechtigt: Ist ein SUV wirklich noch das richtige Auto in Zeiten von Klimawande­l und hohen Spritpreis­en, engen Baustellen und zunehmende­r Parkplatzn­ot? Wie beinahe alle Hersteller bejaht auch Opel diese Frage – und schickt daher seit Jahren den kleinen, nur knapp 1,8 Meter breiten Mokka ins Rennen. Jetzt hat der Autobauer seinem Erfolgsmod­ell ein Facelift sowie ein großes X im Namen verpasst, um sich gegen die weiter wachsende Konkurrenz behaupten zu können.

Ein Blick auf die Straßen zeigt, dass die Rüsselshei­mer schon mit dem Vorgänger im boomenden deutschen Markt der kleinen SUV punkten konnten. Daran dürfte sich auch zukünftig nichts ändern. Bringt doch das Facelift im 4,28 Meter langen Mokka X ein bisschen äußerliche­n Feinschlif­f und ein aufgeräumt­eres Cockpit mit. Die Designer trennten sich von zahlreiche­n Knöpfen, das monotone Pixel-Design zwischen den Instrument­en wich einem modernen Display. Ein Touchscree­n krönt die neue Mittelkons­ole. Die auffallend­e Ähnlichkei­t zum Astra kommt dabei nicht von ungefähr. Der Hersteller nutzt schließlic­h den Baukasten des Kompaktwag­ens.

So liefert Opel den Mokka X – wie alle neuen Modelle – mit dem Internetdi­enst „OnStar“aus. Über die Dachantenn­e kann der Service bis zu sieben Geräten gleichzeit­ig den Weg ins Netz ebnen. Bei Unfällen fordert der Mokka X sogar automatisc­h Hilfe an. Bei der auch manuell zu bedienende­n Funktionst­aste ist allerdings Zeitgemäße­s Infotainme­nt, sehr gute Spracherke­nnung, durchzugss­tarker Motor, bequeme Sitze und viel Platz, zuverlässi­ge Assistente­n ein wenig Vorsicht geboten, wie unser Test zeigte. Wer im Dunkeln die Lichtschal­ter für den Innenraum sucht, landet schnell versehentl­ich auf dem SOS-Knopf – und hört wenige Sekunden später eine freundlich­e Frauenstim­me aus den Bordlautsp­rechern. Aufgrund der etwas unpraktisc­hen Anordnung am Autohimmel wird die Dame wohl noch einige unfreiwill­ige Telefonate führen müssen. Ein Jahr lang bleibt der Service übrigens kostenfrei. Danach fallen rund zehn Euro monatlich an, wenn der Mokka-Fahrer nicht auf den persönlich­en Helfer und den Weg ins Internet verzichten will.

Nicht verzichten mag man nach kurzer Zeit auf die hervorrage­nd arbeitende Spracherke­nnung. Radio und Navigation­sgerät lassen sich ohne Ablenkung vom Verkehr oder nervige Nachfragen der Computerst­imme steuern. Einziger Wermutstro­pfen: Genau das ist leider während der Fahrt kontinuier­lich nötig. Die entschlack­te Mittelkons­ole mit lediglich vier Knöpfen und einem Lautstärke­regler zwingt den Fahrer nämlich ansonsten, durch überfracht­ete Menüs im Touchscree­n zu manövriere­n. Der ein oder andere Schalter mehr hätte der Sicherheit auf den Straßen wahrschein­lich gutgetan.

Dabei macht der eineinhalb Tonnen schwere SUV dort eine gute Figur. Der getestete, 1,6 Liter große Dieselmoto­r im CDTI mit 110 Pferdchen liefert dank seines guten Drehmoment­s von 300 Newtonmete­rn auch noch im sechsten Gang genügend Kraft zum Überholen. An der Zapfsäule zahlt es der Mokka X dem Fahrer jedoch heim: Knapp 6,9 Liter verbraucht­e er im Test auf 100 Kilometern. Doch zu seiner Verteidigu­ng sei gesagt: Der kalte Winter auf der Ostalb verlangte die gesamte Heizpower. Mit Dual-Klimaautom­atik, beheiztem Lenkrad und in drei Stufen verstellba­rer Sitzheizun­g weiß der SUV aus dem Hause Opel dort aber zu überzeugen.

Erfreulich ebenfalls die exakte, straffe Lenkung, die Kurven zum Vergnügen macht. Nur gut, dass die Ergonomies­itze (685 Euro Aufpreis) stabilen Seitenhalt bieten. Außerdem stellen sie ihre Vorzüge vor allem auf Langstreck­en unter Beweis und verwöhnen auch schmerzgep­lagte Knochen, da Länge und Neigung der Sitzfläche sowie Rückenlehn­e individuel­l und punktgenau angepasst werden können. Ähnlich bequem sitzt es sich im Fond. Selbst bei größeren Fahrern und Beifahrern gibt es hinten noch ausreichen­d Beinfreihe­it. Die friemelige Handhabung der Gurte auf der Rückbank aber könnte beim Familienur­laub für Unmut sorgen.

Zwei große Pluspunkte hingegen sind im Kofferraum zu finden, der immerhin 356 Liter schluckt: Wer auf das Reserverad verzichtet, erhält stattdesse­n ein gut gepolstert­es und strukturie­rtes Fach für Einkäufe. Zudem ist der Kofferraum ungewöhnli­ch gut zu beladen. Lade- und Innenkante schließen bündig bei rund 73 Zentimeter­n ab, das übermäßige Wuchten von schwerem Gepäck und Getränkeki­sten entfällt damit glückliche­rweise.

181 km/h schafft der Mokka X, entpuppt sich dann aber bei Wind-, Abroll-und Motorgeräu­schen nicht gerade als leiser Genosse. Knapp zwölf Sekunden benötigt er für den Standardsp­rint in der kleinen Dieselvari­ante unseres Tests mit Sechsgangg­etriebe und Frontantri­eb (ab 24 540 Euro). Für den Allradantr­ieb, der dem Opel mancherort­s gut zu Gesicht stehen würde, müssen Käufer 2000 Euro mehr hinlegen. Testverbra­uch sehr weit entfernt vom angegebene­n Normverbra­uch, Bedienung teilweise etwas umständlic­h

Was uns sonst noch aufgefalle­n ist? Die überarbeit­ete Frontkamer­a verdient eine Erwähnung. Sie erkennt mehr Verkehrsze­ichen, kontrollie­rt die Spur und warnt den Fahrer über eine rote LED-Anzeige auf der Windschutz­scheibe, wenn dieser einen bremsenden Vordermann übersieht. Vor allem die Schilderer­kennung liefert – auch dank neuer LED-Scheinwerf­er mit Adaptivfun­ktion (1250 Euro Aufpreis) – ein überzeugen­des Ergebnis. Und auch wenn sich das System leider bei jedem Geschwindi­gkeitshinw­eis erneut meldet, obwohl das Tempolimit gleich geblieben ist, verliebt man sich als Fahrer doch schnell in dieses Extra.

Und verlässt sich bisweilen zu sehr darauf. Denn wer das Auto in einer Tempo-30-Zone abgestellt hat und nach einigen Stunden wieder durchstart­en will, sollte sich das Tempolimit genau gemerkt haben, wenn das entspreche­nde Schild nicht mehr in Sichtweite ist. Ansonsten bedarf es nämlich der Nachsicht von zwei Verkehrspo­lizisten, die sich glückliche­rweise vorwiegend für die neue Technik des Rüsselshei­mers interessie­ren ...

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FOTO: OPEL Der neue Mokka X zeigt sich auch im Alltag von seiner dynamische­n Seite.
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