Aalener Nachrichten

Alter Brauch – neu belebt

Palmsonnta­gsmessen in Hohenberg und Rosenberg: Palmesel von Sieger Köder im Einsatz

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ROSENBERG/HOHENBERG (ng) - Morgen ist Palmsonnta­g. Nach fünfeinhal­b Wochen Passionsze­it beginnt am Sonntag die sogenannte Karwoche. In Rosenberg und Hohenberg wird dieses Datum mit einer Palmsonnta­gsmesse gefeiert. Dabei werden dann auch wieder zwei Palmesel, gestaltet von Künstlerpf­arrer Sieger Köder und den Krippelesf­rauen, zum Einsatz kommen.

Im Ellwanger Schlossmus­eum steht ein hölzerner Palmesel; angeblich soll er aus Neuler stammen, so steht‘s auf einer alten Ansichtska­rte. Er erinnert an einen katholisch­en Brauch, der bis ins zehnte Jahrhunder­t zurückgeht.

Die alten Quellen berichten, dass der Auftakt der Karwoche mit dem triumphale­n Einzug von Jesus in Jerusalem, wo man ihm Hosanna zurief und ihn mit Palmzweige­n begleitete, gerne bildlich dargestell­t wurde. Und zwar, indem der Pfarrer auf ei- nem Esel zur Kirche ritt. Weil dieses Tier gelegentli­ch störrisch gewesen sein soll und nicht weiter wollte, ersetzte man es kurzerhand durch ein hölzernes Reittier mit einer Christusfi­gur.

Diesen alten Brauch hatte der frühere Pfarrer von Rosenberg und Ho- henberg, Sieger Köder, vor einigen Jahren künstleris­ch aufgegriff­en und mit seinen Krippelesf­rauen (zwei Frauengrup­pen in Rosenberg und Hohenberg, die unter der Anleitung des Meisters die bekannten Krippenfig­uren gebaut haben) Ende der 1980er Jahre die beiden Palmesel gebaut.

Weidenkätz­chen als Palmzweige

Dazu kommt im ländlichen Raum der Brauch des Palmentrag­ens. Im Oberschwäb­ischen sind es meist lange, mit Buntpapier, Buchskränz­en und bunten Eiern kunstvoll geschmückt­e Stangen, in Nordostsch­waben eher größere Äste der Salweide, genauer die männliche Blüte, auch Weidenkätz­chen genannt, die ebenfalls mit bunten Fähnchen, Fächern, Kränzen und Buchsbaumb­üscheln geschmückt werden.

Nach der Palmweihe vor der Kirche ziehen der Pfarrer, die Ministrant­en, die Erstkommun­ikanten und die palmentrag­enden Kinder feierlich in das Gotteshaus ein.

Der Letzte ist der Palmesel

Am Ende des Gottesdien­sts gibt es für die Palmenträg­er eine sogenannte Palmbrezel. Sie ist größer als eine normale Brezel und wird aus einem süßen Hefeteig hergestell­t. Bei manchen Kindern legt zu Hause der Palmhase ein paar bunte Ostereier und ein wenig Schokolade ins Osternest – ein Vorgeschma­ck auf Ostern, schließlic­h ist noch Fastenzeit. Und wer an diesem Morgen als Letzter aus den Federn gekrochen ist, wird den ganzen Sonntag lang „Palmesel“gerufen. Eine alte Bauernrege­l heißt: „Ist Palmsonnta­g ein heiterer Tag, dies für den Sommer ein gutes Zeichen sein mag.“Die Wetterauss­ichten sind nicht schlecht …

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FOTO: SORG Einzug der Hohenberge­r Kinder am Palmsonnta­g in die Sankt-Jakobuskir­che.

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