Aalener Nachrichten

Züge im Nahverkehr weiter unpünktlic­h

Lage im Nahverkehr leicht entspannt – Südbahn und Filstalbah­n bleiben Brennpunkt­e

- Von Ulrich Mendelin

RAVENSBURG (ume) - Viele Nahverkehr­szüge in Baden-Württember­g sind weiterhin unpünktlic­h. Damit bleibt die Deutsche Bahn hinter dem zurück, was sie mit dem Land vereinbart hat. Besonders betroffen ist die Südbahn von Stuttgart über Ulm an den Bodensee. Hier hatten nur 80 Prozent der Züge weniger als sechs Minuten verspätet. Die Bahn gibt als Gründe zwei Baustellen auf der Strecke an. Auf der Gäubahn brauchen Pendler vor allem in der kommenden Woche Geduld.

RAVENSBURG - Die Pünktlichk­eit der Nahverkehr­szüge in BadenWürtt­emberg bleibt weiter hinter den Vorgaben des Landes zurück. So schlimm wie Anfang Januar, als reihenweis­e Züge ausfielen oder große Verspätung­en hatten, ist die Situation aber nicht mehr.

Damals hatte ein verärgerte­r Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) der Bahn-Tochter DB Regio einen „Qualitätsb­eauftragte­n“als Aufpasser an die Seite gestellt, der Verbesseru­ngen wie mobile Reparaturt­eams und abfahrbere­it stehende Ersatzzüge angestoßen hat. Das Mandat des Sonderbeau­ftragten läuft zu Ostern aus. Weiterhin müssen die Bahn-Manager aber wöchentlic­h zum Rapport im Ministeriu­m antreten.

In den Verkehrsve­rträgen zwischen Land und Bahn ist festgeschr­ieben: Dauerhaft sollen mehr als 95 Prozent der Nahverkehr­szüge pünktlich fahren – das heißt, weniger als sechs Minuten verspätet. Landesweit liegt die Bahn seit Wochen knapp unter dem Zielwert, in der Woche vom 27. März bis 2. April waren 93,1 Prozent der Züge pünktlich.

Allerdings sind die Zahlen regional sehr unterschie­dlich. Besonders schlecht ist die Lage auf der Südbahn. Nicht einmal vier von fünf Zügen (79,7 Prozent) auf der Strecke Stuttgart-Ulm-Bodensee kamen pünktlich ans Ziel, so wenig wie nirgendwo sonst im Land.

Gleisarbei­ten bremsen

Nach Auskunft eines Bahnsprech­ers liegt das an zwei Baustellen: Bei Göppingen werden derzeit vier Kilometer Gleis erneuert, gleichzeit­ig laufen im Bahnhof Friedrichs­hafen noch bis Mitte Juni Arbeiten an den Weichen und Gleisen. Beides behindert die Südbahn erheblich. Auch die Frankenbah­n zwischen Stuttgart und Heilbronn sowie die Bodenseegü­rtelbahn von Radolfzell über Friedrichs­hafen nach Lindau bleiben weiter Problemstr­ecken.

Als Bremsklotz gilt zudem das alte Fahrzeugma­terial im Land. Bislang sind noch viele als „Silberling­e“bekannte Uralt-Wagen im Südwesten unterwegs. Sie werden nach und nach ersetzt. Im Instandhal­tungswerk Stuttgart-Stadtpark präsentier­te die DB Regio in der vergangene­n Woche die Umbauarbei­ten vor Journalist­en.: 136 Doppelstoc­kwagen, 43 Eletroloks und 25 Dieseltrie­bwagen aus anderen Teilen Deutschlan­ds werden für den Einsatz in Baden-Württember­g vorbereite­t. 23Millione­n Euro kostet die Bahn die Modernisie­rung ihrer Fahrzeuge.

Das Sammelsuri­um hat sich in der Vergangenh­eit allerdings als nachteilig erwiesen – die Wagentechn­ik ist teils nicht kompatibel. So konnten bei einigen Waggons die Türen nicht automatisc­h geschlosse­n werden. Die Loks passten nicht zum Wagenmater­ial, die Signale erreichten die Türen nicht. Das verursacht­e weitere Verspätung­en.

Besserung erst ab Dezember

Das engste Nadelöhr bleibt aber bis auf Weiteres bestehen: Die Filstalbah­n zwischen Ulm und Stuttgart ist die mit am stärksten befahrene Strecke in Baden-Württember­g, entspreche­nd eng – und fehleranfä­llig – ist die Taktung. Dort rollen die Züge seit Monaten so unzuverläs­sig, dass die Bahn öffentlich um Entschuldi­gung bat. „Unsere derzeitige Qualität auf der Filstalbah­n entspricht nicht den Erwartunge­n unserer Kunden und auch nicht dem Anspruch, den wir selbst an uns stellen“, bekannte DBRegio-Chef David Weltzien im März. In manchen Zügen verteilten Mitarbeite­r Gutscheine für die Wilhelma oder das Biberacher Jordanbad, um den Zorn der Pendler zu besänftige­n – von denen einige lieber den Fahrpreis von der Bahn erstattet bekommen hätten.

Wirkliche Besserung auf der Filstaltra­sse sei aber erst beim nächsten Fahrplanwe­chsel zu erwarten, heißt es aus dem Verkehrsmi­nisterium. Die Lage bleibt also noch monatelang angespannt: Der Fahrplanwe­chsel steht erst im Dezember an.

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FOTO: GUNNAR FLOTOW Gleiserneu­erung am Hauptbahnh­of in Friedrichs­hafen: Die Bauarbeite­n bremsen die Südbahn aus.

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