Einmal zum Mond und zurück
Ausstellung in Augsburg zeigt besondere Bibeln – darunter eine von Elvis Presley, die eine Nachricht an seine Mutter enthält
AUGSBURG (lby) - Ein Jahr nach dem Tod seiner geliebten Mutter Gladys hinterließ ihr Elvis Presley eine Nachricht, verewigt an einem besonderen Ort: „I love ya Mama“, schrieb der King of Rock 'n' Roll 1959 in seine Bibel. Elvis nutzte seine Bibeln oft auch für persönliche Notizen. Davon können sich die Besucher einer Ausstellung an drei Orten in Augsburg ein Bild machen. Die mehr als 3000 Jahre alte Geschichte des Buchs der Bücher wird mit etlichen wertvollen Exponaten dargestellt.
Die beiden gezeigten Presley-Bibeln sind dabei nur ein Höhepunkt der bis zum 13. Mai geöffneten Schau. „Wir haben eine ganze Reihe einzigartiger Stücke“, sagt Kurator Roland Werner. So steht einige Meter neben der Elvis-Vitrine im Augsburger Rathaus die Waynai-Bibel, ein eher unhandliches Exemplar der Heiligen Schrift. Das Buch hat 8048 Seiten, ist 2,44 Meter breit und 1,10 Meter dick – und bringt fast eine halbe Tonne auf die Waage. Louis Waynai aus Los Angeles hatte das Mega-Buch händisch von 1928 bis 1930 gedruckt, Buchstabe für Buchstabe. Er brauchte dafür rund 8700 Arbeitsstunden.
Die meisten der 120 Exponate der Ausstellung stammen aus der Sammlung des Museum of the Bible in der US-Hauptstadt Washington. Das Museum wird dort im November in einen 40 000 Quadratmeter großen Neubau einziehen. Zusätzlich will es den Menschen in aller Welt die Bibel auch mit Wanderausstellungen näherbringen.
Daher übernimmt das Museum auch die Kosten für die Ausstellung in Augsburg, die in verkleinerter Form anschließend in Wittenberg gezeigt wird (22. Mai bis 10. September). Vor Ort in Augsburg kümmert sich ein ökumenischer Trägerkreis, an dem unter anderem die Evangelisch-Lutherische Kirche und das katholische Bistum Augsburg beteiligt sind, um die Organisation. „Wir haben 360 ehrenamtliche Mitarbeiter“, erklärt Werner.
Der Titel der Ausstellung „Unser Buch – Die Geschichte der Bibel von Mose bis zum Mond“spielt auf ein weiteres besonderes Exponat an: „The first Lunar-Bible“, die erste Mondbibel. Die Nasa schickte 1971 mit der Apollo-14-Mission 100 Miniaturbibeln auf den Mond, die 1245 Seiten des Buches wurden dafür auf einem gerade einmal zwölf Quadratzentimeter großen Stück Mikrofilm verewigt. Da das kleine Stück Film für sich allein genommen nicht so viel hermacht, wurde die weit gereiste Bibel nach der Rückkehr zur Erde mit einem 22-karätigen Goldrahmen samt Perlen und Rubinen verziert.
Doch auch historisch Interessierte kommen auf ihre Kosten, es werden etliche sehr alte Bibelschriften ausgestellt. Darunter sind Pergamentseiten aus dem 6. Jahrhundert. Das Besondere daran ist, dass der Schreiber gebrauchte Blätter verwendete. Er radierte die vorhandenen Texte aus und schrieb seine biblischen Texte darüber. Denn die Pergamentseiten waren damals sehr kostbar. „Man musste 100 Schafe häuten, um eine Bibel zu machen“, erläutert der Kurator. Mit modernen Techniken können heute die ursprünglichen Schriften auf den Seiten wieder sichtbar gemacht werden. Natürlich darf im Luther-Jahr auch der Reformator in solch einer Ausstellung nicht fehlen, zumal Augsburg eine wichtige Station für Martin Luthers Wirken war. Denn ab 12. Oktober 1518 musste er sich dort einem Verhör durch den päpstlichen Gesandten Kardinal Cajetan stellen. Luther war auf dem Weg nach Augsburg nicht wohl zumute, er fürchtete das Schlimmste, wenn er seine Thesen nicht widerruft – was er letztlich auch nicht tat. Auf seiner Reise zu dem Verhör machte sich Luther bei einem Halt in Nürnberg mit einem Brief, der in der Ausstellung zu sehen ist, selbst Mut: „Denn auch in Augsburg und inmitten seiner Feinde herrscht Jesus Christus“, schrieb er auf Latein.
Die Hauptausstellung im Augsburger Rathaus ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. An den beiden anderen Ausstellungsorten, St. Moritz und St. Anna, gelten teilweise abweichende Öffnungszeiten. Der Eintritt ist kostenlos, ebenso die Führungen.