Andreas Rebers erweist sich scharfzüngig
HÜTTLINGEN (vo) – Er ist mit 59 bissig wie der ihm vor 17 Jahren verliehene „Wolfsburger Wolf“, angriffslustig wie der Salzburger Stier (2006) und knorrig wie der Wilhelmshavener Knurrhahn, den er im vergangenen Jahr erhalten hat. So lieben ihn die Hüttlinger bei ihrem Kleinkunstfrühling, nicht als „Wir-Kabarettisten“, sondern als „ich bin ich“. Schließlich lebt er in München und hört das „mir san mir“zumindest an jedem Wochenende, wenn denn die „Roten“gewonnen haben.
Aber er ist in die Jahre gekommen, könnte man meinen. Das tut seinem seit dem vergangenen Jahr aufgelegten Programm „Amen“keinen Abbruch. Für ihn ist nicht Trump das Problem, sondern Erdogan, er warnt vor den in Deutschland zündelnden Türken, Salafiund Dschihadisten, den Rotationseuropäern, mag aber auch keine schwäbische Leinenbettwäsche, weil die zu hart ist und ihn zu sehr in die Matratze drückt. Er lebt seit Jahren in München, mag aber die weiß-blaue Schicki-Micki-Metropole offensichtlich nicht. Vielleicht gibt es dort nicht so zerrissene T-Shirts zu kaufen, die er liebt, und er würde es lieber sehen, wenn nicht die bayerischen Diesel mit den drei großen Buchstaben, sondern viel mehr die Milch der Bergbauern gefördert werden. Er mag die Schlesier, auch wenn er bei der Lach- und Schießgesellschaft groß geworden ist, den Scheibenwischer, „Nuhrs Satire Gipfel“und Otti’s Schlachthof liebt. Für seine Schärfe lieben ihn die Fans. Das ist in Hüttlingen nicht anders als im Weserbergland, wo er aufgewachsen ist und Akkordeon spielen lernte. Seine Verehrer im Kochertal ließen ihn im voll besetzten Bürgersaal des Kultur- und Sportzentrums erst gehen, als er mehrere Zugaben verstreut hatte.