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Hausverbot im Wohnzimmer

Gegen die Bayern kassiert Ratiopharm Ulm die erste Saisonnied­erlage in der Basketball-Bundesliga

- Von Pit Meier Beste Ulmer Dreierschü­tzen: Ulmer Rebounder: Ulmer Trefferquo­te: Ulmer Dreierquot­e: Ulmer Freiwurfqu­ote: Bester

ULM - Nach zuvor 27 Siegen in Serie hat es Ratiopharm Ulm mit einer 68:83 (36:33)-Niederlage gegen Bayern München in der Basketball-Bundesliga erstmals in dieser Saison erwischt. Den Fleck auf der bis dahin völlig weißen Weste des Tabellenfü­hrers haben die Spieler und das Trainertea­m zu etwa gleichen Teilen zu verantwort­en.

Fast drei Viertel lang beharkten sich die beiden Spitzenman­nschaften auf durchaus überschaub­arem Niveau. Aber knapp sieben Sekunden vor dem Ende dieses dritten Spielabsch­nitts brannten bei Thorsten Leibenath die Sicherunge­n durch. Zunächst pfiffen die Schiris ein Foul gegen Taylor Braun – und ein technische­s gab es gleich hinterher. Worüber sich wiederum der Ulmer Trainer derart ausdauernd aufregte, dass er sich innerhalb weniger Sekunden zwei technische Fouls abholte und gemäß dem Basketball-Regelwerk von Schiedsric­hter Robert Lottermose­r aus dem Innenraum der Ratiopharm-Arena verwiesen wurde. Bayern-Kapitän Bryce Taylor verwandelt­e die folgenden fünf Freiwürfe, den anschließe­nden Ballbesitz nutzte Maik Zirbes zu zwei weiteren Punkten. Aus einer Ulmer 50:49-Führung war damit innerhalb dieser sieben Sekunden ein 50:56Rückstan­d vor Beginn des letzten Spielabsch­nitts geworden.

Sechs Punkte sind im Basketball in einem Viertel normalerwe­ise locker aufzuholen, aber die Ulmer Mannschaft war jetzt komplett von der Rolle. Konzentrat­ion und Linie waren verloren gegangen, die Bayern bauten ihren Vorsprung mit einem 10:0-Lauf ruckzuck auf 14 Zähler aus. An der Seitenlini­e schaute der für ein Viertel zum Chef beförderte und überforder­t wirkende Leibenath-Assistent Jesus Ramirez zu und verweigert­e den verunsiche­rten Spielern eine Auszeit. Die nahm der Spanier erst drei Minuten vor Schluss, als das Spiel nach zwei Dreiern des Ex-Ulmers Dru Joyce längst entschiede­n war. Die Besucher in der Halle hatten sich da bereits mit der Gewissheit getröstet, dass Ulm trotz der ersten Saisonnied­erlage Tabellenfü­hrer der Bundesliga bleibt. Die Fans sangen trotzig: „Die Nummer 1 im Land sind wir.“

Woran sich nach Überzeugun­g des Bayern-Trainers bis zum Beginn der Play-offs nichts ändern wird. Aleksandar Djordjevic sagte: „Es ist zwar sehr befriedige­nd, so gut gegen den Topfavorit­en der Bundesliga aufgetrete­n zu sein. Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht, dass wir nach der Hauptrunde Erster sind.“

Günther fordert „andere Reaktion“

Der Ausraster des Thorsten Leibenaths war sicher ein Grund für die erste Saisonnied­erlage des Tabellenfü­hrers. Per Günther nahm allerdings auch die Spieler in die Verantwort­ung: „Man kann sich nach so einem Zwischenfa­ll auch kurz schütteln und einmal aufstampfe­n. Dann kann man zumindest wieder verteidige­n und insgesamt eine andere Reaktion zeigen.“Eine vorbildlic­he Reaktion auf das Spiel, das Ergebnis und die eigene Leistung, die mit elf Punkten deutlich unterdurch­schnittlic­h war, zeigte übrigens Raymar Morgan. Nach einer kurzen Dusche fuhr der amerikanis­che Center von Ratiopharm Ulm umgehend ins Trainingsz­entrum, um eine Serie von Würfen zu nehmen. Babb (3/7), Rubit (2/2), Tadda (2/2), Hobbs (2/5). – Morgen (8). – 39 Prozent (22/56). – 40 Prozent (10/25). –

74 Prozent (14/19). Bundesliga (29 Spieltag) Ratiopharm Ulm – Bayern München 68:83 (36:33). – Punkte Ulm: Rubit 23, Morgan 11, Babb 9, Hobbs, Tadda je 8, Braun 5, Butler 4. – Punkte München: Taylor 19, Booker 15, Lucic 13, Redding 9, Zirbes 7, Joyce 6, Gavel, Johnson je 5, Barthel 4. – Zuschauer: 6200. Außerdem: Giessen 46ers – Würzburg 77:74 (29:48), Alba Berlin – Tigers Tübingen 89:72 (51:37), Eisbären Bremerhave­n – Löwen Braunschwe­ig 89:80 (44:42), Rasta Vechta – Frankfurt Skyliners 63:65 (32:30), Baskets Oldenburg – Riesen Ludwigsbur­g 75:63 (35:44), Baskets Bonn – Science City Jena 72:61 (39:30), Brose Bamberg – medi Bayreuth 83:65 (46:34). Bundesliga, Play-off-Halbfinale (best of three), 1. Spiele: Berlin Volleys – United Volleys RheinMain 3:0 (33:31, 25:23, 25:17), VfB Friedrichs­hafen – SWD Powervolle­ys Düren 3:0 (25:21, 25:19, 25:21). – 2. Spiele, Sa., 15. April: Düren – Friedrichs­hafen (19.30 Uhr); So., 16. April: RheinMain – Berlin (16 Uhr).

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FOTO: HORST HÖRGER Aus dem Gesicht von Thorsten Leibenath spricht Fassungslo­sigkeit. Schiedsric­hter Robert Lottermose­r hat ihm soeben zwei technische Fouls aufgebrumm­t und schickt den Ulmer Trainer aus der Halle.

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