Aalener Nachrichten

Wochenende der großen Gefühle

- Von Felix Alex

Manchmal sind es die kleinen Überraschu­ngen, die einen Bundesliga­spieltag ausmachen. Denn auch ohne großen Aufreger inklusive Wutausbrüc­hen, Skandalen oder höchst strittigen Entscheidu­ngen stehen in solchen Momenten gerade diese menschlich­en Geschichte­n und Gesten im Vordergrun­d, die letztendli­ch die Schönheit und Faszinatio­n des Fußballs ausmachen und gleichzeit­ig das Spiel als schönste Nebensache der Welt erklären. Und da geht es nicht nur um

der bei sommerlich­en Temperatur­en seine Frühlingsg­efühle entdeckte und seinen sensiblen Franzosen nach dessen Auswechslu­ng mit einem Küsschen versöhnte. Allgemein erscheint der FC Bayern München trotz Dominanz dieser Tage menschlich. Einer Niederlage in Hoffenheim folgte die Trotzreakt­ion mit allem Spaß und allen Tricks, die die Ballvirtuo­sen ihren talentiert­en Füßen abringen konnten.

Ancelotti,

Gerade jene vermissten dagegen die Dortmunder. Doch Trainer

ließ allen Welpenschu­tz angedeihen und stellte sich abwehrend vor seine Zöglinge, als er sagte: „Alles andere als dieses Ergebnis hätte mich überrascht.“Und vielleicht war es gerade

Tuchel Franck Ribéry Carlo Thomas

diese Ehrlichkei­t, die sich BVBBoss zum Vorbild nahm, als er einen Tag später im Sport1-Doppelpass formuliert­e: „Ab und zu musst du leiden. Deshalb liebe ich den Verein ja auch so, sonst wäre ich Bayern-Fan geworden, da musst du nicht leiden.“

Leidensmei­ster sind hingegen auch die großen Rivalen der Dortmunder aus Schalke. Doch hier schickt sich eine Schnäppche­nlösung an, die Entdeckung der Saison zu werden. Achtmal hat Wintereink­auf

bereits getroffen, die Ablösesumm­e von 1,5 Millionen Euro an den Zweitligis­ten 1. FC Nürnberg damit längst wieder eingespiel­t. Seine Kosten-Nutzen-Bilanz wird immer besser. Im Schnitt kostete ein Treffer des 27-Jährigen die Königsblau­en 187 500 Euro Ablöse. „Einer wie er hat einfach gefehlt. Wir hatten zu wenig Stürmertor­e“,

Hans-Joachim Watzke Guido Burgstalle­r

meinte dann auch Trainer ganz versöhnlic­h.

Weinzierl

Gleichwert­ig gelöst ist die Stimmung in Freiburg. Hier spielt seit dem Wochenende der „beste Joker der Bundesliga-Geschichte“. „Tja“, sagte der grinsende Angreifer und Neurekordh­alter dazu, „damit hätte ich zu Beginn meiner Karriere jetzt nicht unbedingt gerechnet.“

Nils Petersen

Ebenfalls unvorherse­hbar waren Aufstieg und Hype um Hoffenheim­Trainer Alles ging so rasant, dass Club-Mäzen

sich sogar wundert, wie der Jungtraine­r den Trubel überhaupt verkrafte. Dass Nagelsmann weiter auch bodenständ­ig bleibt, dafür soll nun auch eine Zahl sorgen. „Ich lege hiermit seine Ablösesumm­e auf 400 Millionen Euro fest“, sagte

Julian Nagelsmann. Dietmar Hopp Markus

der SAP-Mitbegründ­er scherzhaft und verkündete, dass Nagelsmann in einigen Jahren einer der gefragtest­e Trainer der Welt sein werde: „Auf einer Stufe, auf der heute Pep Guardiola, Jürgen Klopp oder José Mourinho stehen.“

Dass Euphorie mitunter amüsante Verwirrung­en zur Folge haben kann, musste Borussia-Mönchengla­dbachTrain­er erleben. Wenige Minuten vor Schluss bat er Mittelfeld­spieler Jonas Hofmann am Spielfeldr­and, „endlich mal Ruhe reinzubrin­gen“. Der Mittelfeld­spieler sah seinen Trainer ratlos an und sagte: „Eigentlich haben Sie mich schon ausgewechs­elt.“Dass seine Spieler an der Episode ihren Spaß haben werden, war dem Coach auch klar: „Da wird es das eine oder andere Gelächter geben.“Und weil er gerade so guter Laune war, legte er dem Bundestrai­ner gleich noch ans Herz: „Ich kann nur Empfehlung­en ausspreche­n. Und wenn andere Ideen hat, ist das sein gutes Recht. (...) Er hätte es sich verdient.“

Dieter Hecking

Und während überall die Gefühle dominieren, blieb der Großmeiste­r der Emotionen gekonnt zurückhalt­end. „Wenn wir so auftreten wie die letzten beiden Spiele, werden wir noch viele Punkte holen“, sagte Bayer Leverkusen­s Sportdirek­tor und sprach seinem Trainer

sachlich Rückendeck­ung zu – und das am Wochenende der kleinen Gesten und großen Gefühle.

Völler Tayfun Korkut Lars Stindl Jogi Löw Rudi

Samstag, 15. April TSG Hoffenheim – Bor. Mönchengla­dbach RB Leipzig – SC Freiburg Borussia Dortmund – Eintracht Frankfurt FSV Mainz 05 – Hertha BSC VfL Wolfsburg – FC Ingolstadt FC Augsburg – 1. FC Köln (alle 15.30) B. Leverkusen – Bayern München (18.30) Sonntag, 16. April Werder Bremen – Hamburger SV Darmstadt 98 – Schalke 04 (15.30) (17.30) 1. Robert Lewandowsk­i (FC Bayern) 26 2. Pierre-Emerick Aubameyang (BVB) 25 3. Anthony Modeste (1. FC Köln) 23 4. Timo Werner (Leipzig) 15 5. Mario Gomez (VfL Wolfsburg) 13 6. Andrej Kramaric (Hoffenheim) 12 7. Vedad Ibisevic (Hertha BSC) 11

Sandro Wagner (Hoffenheim) 11 9. Chicharito (Leverkusen) 10

Serge Gnabry (Bremen) 10 11. Florian Niederlech­ner (SC Freiburg) 9

Arjen Robben (FC Bayern) 9

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FOTO: DPA Trainer Carlo Ancelotti (re.) herzt Franck Ribéry.
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