Energiewirtschaft schlägt Alarm
Bundesverband warnt vor einer zunehmenden Belastung der Stromnetze
HANNOVER (dpa) - Die deutsche Energiewirtschaft warnt vor einer zunehmenden Belastung der Stromnetze durch einen ins Stocken geratenen Trassenausbau. „Wir sind beim Leitungsausbau zu langsam“, sagte BDEW-Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer auf der Hannover Messe. Der Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sieht dafür vielschichtige Gründe, darunter eine mitunter mangelnde Unterstützung durch die Politik vor Ort. Der Zuwachs sei bisher gering: Von geplanten 1800 Kilometern seien nur 35 Prozent realisiert worden.
„Der Anteil der erneuerbaren Energien wird weiter wachsen – das hat natürlich Auswirkungen auf den Netzausbau“, sagte Kapferer. Allein im ersten Vierteljahr wuchs der Anteil von Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen gegenüber dem Vorjahresquartal um vier Prozent auf 50,1 Milliarden Kilowattstunden (kWh) – ein Anteil von einem Drittel am deutschen Stromverbrauch.
Zuwächse bei der Photovoltaik
Den stärksten Schub gab es bei der Offshore-Windkraft, die um 36,7 Prozent auf 4,8 Milliarden kWh stieg. Windkraft auf See sei wettbewerbsfähig und kostengünstig, so der BDEWChef: „Wir gehen bis 2025 von mehr als 8000 Megawatt (MW) Leistung zusätzlich aus, die bei der OffshoreWindenergie in Betrieb gehen werden.“Windparks an Land bleiben jedoch mit 22,4 Milliarden kWh die größte regenerative Stromquelle – sie legten um 3,1 Prozent zu. Zuwächse gab es auch bei der Photovoltaik (29 Prozent), während die Elektrizitätserzeugung aus Wasserkraft wegen geringer Niederschläge um 31,3 Prozent auf 3,7 Milliarden Kilowattstunden sank.
Zugleich warnte der BDEW aber vor einem drohenden Stau bei der Realisierung wichtiger Kraftwerksprojekte in Deutschland. Vor allem bei Gas- und Pumpspeicherkraftwerken sei die Umsetzung wegen der Marktlage fraglich. Insgesamt sind derzeit vier Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 780 MW im Bau, 15 weitere in Planung. Die potenzielle Erzeugungskapazität dieser Kraftwerke liegt bei 9500 MW. Ähnlich sieht es bei Pumpspeicherkraftwerken aus, wo acht Bauprojekte mit einem Gesamtvolumen von 4600 MW in Planung sind. Die Verunsicherung unter den Investoren mache die Realisierung fraglich.