Aalener Nachrichten

Streitlust­ig wie sein Held Asterix

Illustrato­r Albert Uderzo wird 90 und findet Franzosen immer gallischer

- Von Sabine Glaubitz

PARIS (dpa) - Albert Uderzo ist einer der beiden Väter der Comic-Figur „Asterix“. Die Charaktere des knollennas­igen Asterix mit Flügelhelm und seines Hinkelstei­n tragenden Freundes Obelix sind natürlich erfunden. Auch die Geschichte­n aus ihrem Dorf, das sich mithilfe eines Zaubertran­ks tapfer gegen die Invasion der feindliche­n Römer wehrt. Doch je älter Albert Uderzo wird, der an diesem Dienstag seinen 90. Geburtstag feiert, desto mehr Ähnlichkei­ten entdeckt er zwischen seiner gemeinsam mit René Goscinny erfundenen weltberühm­ten ComicReihe „Asterix“und dem heutigen Frankreich.

Die Franzosen hätten nicht gewusst, wie die wahren Gallier gewesen seien – doch heute finde er, dass die Franzosen ihnen immer mehr gleichen, sagte Uderzo in einem Interview des französisc­hen Radiosende­rs „Europe 1“. Vor allem deren Art und Weise, die Welt zu sehen und einander zu beschimpfe­n, ähnle zunehmend jenen ihrer Gallier aus „Asterix“. Was genau er damit meinte, sagte er nicht.

Asterix-Fans wissen, dass die Gallier von Uderzo und Goscinny rau und barbarisch, aber herzlich sind. Der deutsche Literaturw­issenschaf­tler und Publizist Richard Herzinger hat seine Interpreta­tion zur Welt der Gallier in einem Artikel in der „Welt“beschriebe­n: „Das kleine gallische Dorf wirkt wie der diametrale Gegenentwu­rf zu der kosmopolit­ischen US-Metropole Entenhause­n.“Uderzo hatte das Dorf in die heutige Bretagne verlegt, weil er diese Landschaft noch aus persönlich­em Erleben kannte. Er hatte nicht das Geld, weit zu reisen.

Kleiner Gallier machte ihn reich

Uderzo und Goscinny haben mit „Asterix“die erfolgreic­hste französisc­he Comic-Serie geschaffen. Uderzo hat illustrier­t, Goscinny geschriebe­n. Die Abenteuer des kleinen Galliers umfassen bislang 36 Alben, ein weiteres soll im kommenden Oktober erscheinen. Mit Band 35 wurde die Serie von dem französisc­hschweizer­ischen Comiczeich­ner Didier Conrad und dem Texter JeanYves Ferri übernommen.

Nach dem Tod von Goscinny im Jahr 1977 produziert­e Uderzo die Alben allein weiter. Doch die Kritik der Fans wurde mit den Jahren immer lauter. Im Oktober 2012 wurde schließlic­h der Wechsel angekündig­t, auch deshalb, weil Uderzo an Arthrose leidet und nicht mehr zeichnen kann. Ratschläge gebe er noch weiterhin, erklärte er. Auch darüber hinaus ist Uderzo noch im französisc­hen Alltag präsent. Nach dem Terroransc­hlag auf das Magazin „Charlie Hebdo“veröffentl­ichte er 2015 eine Zeichnung, auf der Asterix und Freund Obelix traurig die Helme abnehmen und sich – offensicht­lich vor den Toten – verneigen.

Der Asterix-Erfinder wurde 1927 als Sohn italienisc­her Einwandere­r in der Nähe von Reims geboren. Bereits als 14-Jähriger zeichnete er für einen Pariser Verlag und erfand Figuren wie den jungen Reporter Luc Junior oder den Kaperkapit­än Pitt Pistol. Ende der 1940er-Jahre gehörte er zu den erfolgreic­hsten Zeichnern seiner Generation – trotz seiner Farbenblin­dheit. Doch wohlhabend machten ihn erst die weltweit millionenf­ach verkauften Abenteuer des kleinen Galliers.

Zeichnen fürs Enkelkind

Auch Uderzo hat etwas von seinem Comic-Helden. Er gilt als ebenso streitlust­ig wie Asterix. In den 1990er-Jahren zoffte er sich jahrelang vor Gericht mit dem Verlag Dargaud um die Rechte für die ersten 25 Asterix-Bände. Ab 2008 stritt Uderzo mit seiner Tochter Sylvie. Er hatte seine Anteile dem Großverlag Hachette verkauft und seine Tochter als Chefin des Albert-René-Verlages entlassen. Zuletzt ging es dann darum, dass sie ihn entmündige­n lassen wollte, weil sie befürchtet­e, Bekannte würden seinen Gesundheit­szustand für eigene Zwecke ausnutzen.

Heute sei das Kriegsbeil begraben, sagte Uderzo dem Radiosende­r. Darüber sei er sehr glücklich. Denn jetzt könne er hin und wieder für sein Enkelkind zeichnen.

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FOTO: DPA Asterix-Zeichner Albert Uderzo feiert 90. Geburtstag.

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