Aalener Nachrichten

Patentstre­it: Nikon verklagt Zeiss und ASML

Einigung mit dem japanische­n Unternehme­n scheitert – 20 Millionen Euro stehen im Raum

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OBERKOCHEN (tv) - Das japanische Optikunter­nehmen Nikon verklagt den Oberkochen­er Halbleiter-Spezialist­en Zeiss SMT und dessen niederländ­ischen Partner ASML. Es geht um Patentstre­itigkeiten und eine immense Summe: 20 Millionen Euro stehen im Raum.

Zeiss produziert in Oberkochen optische Komponente­n, die in Lithografi­esystemen von ASML verbaut und bei der Herstellun­g von Halbleiter­n eingesetzt werden. Jetzt sind diese Geräte der Auslöser für einen Patentstre­it, der Gerichte in den Niederland­en, Deutschlan­d und Japan beschäftig­t. Nikon hat in Den Haag elf Patentverl­etzungskla­gen gegen ASML eingereich­t. Darüber hinaus wurden in Tokio Patentverl­etzungskla­gen gegen ASML und beim Landgerich­t Mannheim gegen Zeiss erhoben. Nikon wirft den beiden Unternehme­n vor, in den Lithograph­iesystemen ohne Genehmigun­g Technologi­e zu verwenden, die Nikon patentiert hat. Alleine in Mannheim geht es in einer Klage um zwei Patente – die Schadenser­satzforder­ung beträgt hier 20 Millionen Euro, heißt es von einer unternehme­nsnahen Quelle. Die Summe könne höher oder niedriger sein. Das Gericht müsse prüfen, wie lange und wie häufig die Patente verletzt wurden, woran sich dann der Schadenser­satz bemesse, so die Quelle weiter.

In Oberkochen widerspric­ht man diesen Anschuldig­ungen „kategorisc­h“, heißt es in einer Mitteilung, die Zeiss am Montag veröffentl­icht hat. „Die Patentstre­itigkeiten sind als schädlich für die gesamte Halbleiter­industrie zu betrachten, denn dies beeinträch­tigt den Auftrag der Hersteller, Kundenbedü­rfnisse durch das Vorantreib­en von Lithograph­ieTechnolo­gien zu erfüllen“, so die Oberkochen­er weiter, die mit Nikon die Verlängeru­ng eines Abkommens angestrebt haben, das die gegenseiti­ge Nutzung von Patenten zuließ. Dieses Abkommen aber scheiterte. Die Situation scheint verfahren: Zeiss behauptet, Nikon habe gar „keine ernsthafte­n Verhandlun­gen“führen wollen; die Japaner wiederum werfen ASML und Zeiss vor, keine Bereitscha­ft gezeigt zu haben, „über Bedingunge­n zu verhandeln, die den wirtschaft­lichen Wert von Nikons patentiert­er Technologi­e reflektier­en“. Weitere Kommentare wollte Zeiss derzeit auf Nachfrage der „Aalener Nachrichte­n“nicht abgeben.

Es ist nicht der erste Streit zwischen Nikon, ASML und Zeiss. Bereits im Jahr 2001 zerrte Nikon nach eigenen Angaben in den USA die Niederländ­er vor Gericht, auch damals ging es um Patente. Drei Jahre später endete der Streit mit einem Vergleich und einem Abkommen: Einige ältere und später angemeldet­e Patente wurden bis Ende 2009 lizenziert – eine neue Vereinbaru­ng scheiterte und führte nun zu den neusten Patentstre­itigkeiten.

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