Ausbau der Schätteretrasse fällt durch
Nur zwei Unterkochener Ortschaftsräte sind dafür – 60 Bürger verfolgen emotionale Debatte
AALEN-UNTERKOCHEN - Der Ortschaftsrat Unterkochen hat am Montagabend gegen den Ausbau der Schätteretrasse mit Umfahrung des Tunnels von der Tallage auf das Vordere Härtsfeld gestimmt. Nach einer emotionalen Debatte, in die sich auch die rund 60 Besucher durch Applaus oder eigene Einlassungen einbrachten, konnten nur zwei Ortschaftsräte den Plänen der Stadt in seiner jetzigen Form zustimmen. Und das, obwohl der Grundsatzbeschluss über eine Öffnung der Schätteretrasse für Radfahrer bereits vor geraumer Zeit gefallen ist. Doch die Kritiker nahmen die Abstimmung zum Baubeschluss zum Anlass, das gesamte Vorhaben noch einmal infrage zu stellen.
Flammendes Plädoyer von Maier
Unterkochener Bürger waren zahlreich erschienen, um ihrer Forderung Ausdruck zu verleihen: Die Schätteretrasse soll eine reine Wandertrasse bleiben. Dafür hielt Karl Maier, ehemaliger Ortsvorsteher von Unterkochen, und Anführer des „Bündnisses pro Wandertrasse“, ein flammendes Plädoyer: Mehr als 1800 Menschen habe er seit 2012 dazu befragt, und rund 88 Prozent davon seien gegen eine kombinierte Rad-/ Wandertrasse. Auch werde er ständig von Bürgern „bis Heidenheim und Schorndorf“gedrängt, dies zu verhindern. Ihnen gegenüber hätte der Ortschaftsrat eine Verpflichtung. Im Übrigen habe es ihm „den Magen umgedreht“, als er erfahren habe, dass man auch Waldhausen und Ebnat mit in die Entscheidung mit einbezieht. „Es geht doch um die Gemarkung Unterkochen.“Dafür bekam Maier vielstimmigen Applaus.
Anton Funk von der CDU-Fraktion lobte das Engagement von Karl Maier. Er wollte wissen, ob man denn die Benutzer von E-Bikes und Pedelecs bei den Planungen berücksichtigt habe. Die seien rasant unterwegs, was zu gefährlichen Situationen führen könne. „Dadurch entsteht eine permanente Hab-Acht-Situation, das stresst. Der Erholungswert für Fußgänger – und übrigens auch für Radfahrer – sinkt rapide.“Der Stadt warf er vor, das Kleinod Grüß-Gott-Weg zerstören zu wollen. Zum Thema E-Bikes sagte Fraktionskollege Ulrich Starz: „Radreisende sind heute vor allem mit E-Bikes und Pedelecs unterwegs. Damit können sie problemlos die Waldhäuser Steige hochfahren.“Man müsse dort nur eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Autofahrer einführen.
Keine Artenschutz-Bedenken
Weil das Gutachten zum Naturschutz vom Landratsamt noch nicht vorliegt, ging Funk davon aus, dass noch „alles ergebnisoffen“sei. Die Stadt sah das anders. Aalens Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle sprach von wenigen Detailinfos, die im Bereich Naturschutz beim Landratsamt nachgeliefert werden müssten. Und Rudolf Kaufmann, Leiter des Grünflächen- und Umweltamts, setzte hinzu: „Artenschutzrechtlich steht einem Ausbau dieser Strecke nichts im Weg.“
Ganz anders als die CDU sah Martin Fähnle von den Freien Wählern die Sache. Er ist für eine Öffnung der Trasse: „Ich weiß nicht, wo ich in Unterkochen mit meinen Kindern Radfahren kann“, sagte er. Weder die Waldhäuser Steige noch das Steinerne Tor kämen dafür infrage, weil beide Strecken viel zu gefährlich seien.
Florian Stütz, ebenfalls Freie Wähler, stimmte zu: Er kenne keine Strecke, die mit so konstanter Steigung ein so tolles Panorama biete. Dies würde in den Augen von CDU-Sprecher Anton Funk passieren, würde man die Schätteretrasse für Radfahrer freigeben. „Wer gibt uns das Recht, einen so schönen Weg nur den Fußgängern vorzubehalten und die Radfahrer nicht daran teilhaben zu lassen?“, fragte er. Insgesamt sah er in dem Ausbau einen Garant für mehr Sicherheit auf der Strecke: „Die rücksichtslosen Radfahrer nutzen den Weg sowieso, auch bereits jetzt. Wenn wir wenigstens den Weg breiter machen, wird er auch sicherer.“
Stütz und Fähnle waren allerdings nicht mit der geplanten Art des Ausbaus einverstanden: Den bestehenden Grüß-Gott-Weg nur rechts und links jeweils 25 Zentimeter breit mit Schotter aufzufüllen, um die Strecke auf 2,50 Meter zu verbreitern , finden sie nicht sinnvoll. Das aber hat die Stadt zum jetzigen Zeitpunkt vor.
Ortsvorsteherin Heidi Matzik zeigte Verständnis für die anwesenden Unterkochener, erinnerte aber die Ortschaftsräte an ihre „Pflicht, in die Zukunft zu schauen“. Sie forderte, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Der Ortschaftsrat müsse entscheiden, was für die gesamte Bevölkerung gut ist. Matzik beantragte, den Hinweis der Freien Wähler über die Art des Ausbaus als vierten Punkt in den Beschlussantrag mit aufzunehmen, was aber von den Räten abgelehnt wurde. Schlussendlich fiel der gesamte Baubeschluss zum Ausbau der Schätteretrasse beim Ortschaftsrat Unterkochen durch.
„Der Erholungswert für Fußgänger und Radfahrer sinkt rapide“.