Varta Microbattery schafft 100 neue Stellen
Unternehmen weitet Produktion aus – Ziel: Weltmarktführer bei kleinen Lithium-Ionen-Batterien
ELLWANGEN - Varta Microbattery in Ellwangen hat sich viel vorgenommen: Bei den Hörgerätebatterien ist die Firma nach eigener Aussage schon Weltmarktführer, die Produktion ist im vergangenen Jahr ausgeweitet worden. In wenigen Jahren will sie es auch bei den kleinen, wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Batterien sein. Dazu wird in Ellwangen die Produktion ausgebaut und es werden in den kommenden beiden Jahren 100 neue Mitarbeiter eingestellt.
Die kleinen Lithium-Ionen-Batterien, im Varta-Sprachgebrauch kurz und knackig Coin-Power genannt, sind zum Verkaufsschlager geworden. Eingesetzt werden sie unter anderem in kabellosen Kopfhörern. Zum Kundenstamm äußert sich Geschäftsführer Herbert Schein im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst- Zeitung“nicht, das sei vertraulich. Aber alle großen Hersteller bevorzugten die Batterien aus Ellwangen. Auf dem Markt der kabellosen Kopfhörer sind die Batterien aus Ellwangen so erfolgreich und ist die Auftragslage so nachhaltig, dass nun die Produktion ausgeweitet wird. Wie viel das Unternehmen am Standort Ellwangen investieren will, lässt sich Schein aber nicht entlocken.
Anspruch: Langlebig und leistungsfähig
Schein hat schon seit längerem auf die kleinen Batterien mit Lithium-Ionen-Technologie gesetzt. In den kabellosen Kopfhörern sind sie inzwischen der größte Bestandteil, umso wichtiger ist, dass diese Batterien langlebig, leistungsfähig und wiederaufladbar sind. Je länger man damit Musik hören kann, desto besser. In den vergangenen Jahren sei es schon gelungen, die Leistung der Batterien um 20 Prozent zu erhöhen, sagt Schein. In den nächsten Jahren will er weitere 30 Prozent drauf packen.
Dass immer kleinere Energiespeicher mit immer höherer Leistung auch Probleme machen können, hat sich zuletzt beim Handy-Akku im Samsung 8 gezeigt. „Wir kriegen das hin“, ist Schein dagegen überzeugt. Varta Microbattery schaffe nicht nur eine enorme Energiedichte, sondern habe auch die besten Sicherheitskonzepte.
Die Lithium-Ionen-Batterien seien die Technologie der Zukunft, von ihnen erwartet Schein großes Wachstum. Varta Microbattery werde es schaffen, diese Technologie voranzutreiben und die Energiedichte massiv zu erhöhen: „Wir haben einen Plan dafür und der ist so gut, dass wir das jetzt kommunizieren.“
Um dabei voranzukommen, beteiligt sich Varta an vielen Forschungsprojekten, deren Ergebnisse helfen, immer kleinere und leistungsfähigere Batterien zu produzieren.
Ein Forschungsprojekt macht Varta zusammen mit VW, dessen Ergebnisse sind auch schon in die Weiterentwicklung von Coin-Power geflossen. Im Zusammenhang mit EMobilität, was bei der Kooperation mit dem Autobauer VW ja nahe läge, fällt der Name Varta dagegen selten. „Wir setzen den Schwerpunkt bei den kleinen Batterien“, sagt Schein, schließt für die Zukunft aber auch nicht aus, dass Varta Microbattery eines Tages auch in diesem Markt mitmischen könnte.
Nun soll in Ellwangen erst einmal an der Erfolgsgeschichte von PowerCoin und Hörgerätebatterien weitergeschrieben werden. Schon jetzt laufen die Produktionsanlagen laut Schein im Drei-Schicht-Betrieb. Künftig soll in Ellwangen über eine Milliarde Batterien pro Jahr produziert werden. Die Milliarden-Grenze ist jetzt schon geknackt. Dafür werden weitere Anlagen gebraucht. Platz dafür ist in den bestehenden Hallen. Varta baut die Batterien in Ellwangen selbst zusammen vom Bandstahl, der in Form gebracht wird, übers Mischen und Beschichten, bis zum Becher, Deckel und den Dichtungsringen. Die Maschinen dafür entwickelt und baut das Unter- nehmen selbst: „Wir wollen, dass die Technologie im Haus bleibt.“
Um die Produktion auszuweiten, will Varta Microbattery in diesem und im nächsten Jahr rund 100 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen. 800 sind es derzeit. Zwar ist die Produktion vollautomatisch, ohne Arbeitskräfte geht es trotzdem nicht, sie werden unter anderem bei der Kontrolle oder als Maschinenführer gebraucht, sagt Schein.
Erweiterung aus eigener Kraft
Varta sei ein hochprofitables Unternehmen, sagt Schein. Die Produktionserweiterungen stemme die Firma aus eigener Kraft. Einen erneuten Börsengang schließt er aber nicht aus. Der war Ende vergangenen Jahres geplant, um sich Geld für Zukäufe zu verschaffen, um schneller zu wachsen. Der Börsengang wurde ausgesetzt. Vielleicht dauert es nun ohne Zukäufe etwas länger mit der Weltmarktführerschaft bei Coin-Power. Aber das Ziel ist gesteckt.