Aalener Nachrichten

„What the fuck is Breschdlen­gsgsälz?”

„Dodokay“bringt beim Hüttlinger Kleinkunst­frühling den vollen Bürgersaal zum Brüllen

- Von Markus Lehmann

HÜTTLINGEN - Was Dominik Kuhn macht, ist eigentlich schnell erklärt: Er leiht Barack Obama, Darth Vader, Leinwand-Schurken, Werbefigur­en, Kino-Stars, vermeintli­chen und echten Promis oder auch mal dem Interviewt­en einer Doku seine Stimme. Weil er aus einem Kaff bei Reutlingen stammt, ist diese Stimme eben ziemlich handfestes Alb-Schwäbisch. Und weil der „Synchro-Grasdackel“ziemlich dick dabei ist bei YouTube und Co., nennt er sich „Dodokay“. Das hört sich jetzt einfach an, ist aber richtig witzig. Davon hat er die Besucher des Hüttlinger Kleinkunst­frühlings im proppenvol­len Bürgersaal im Handstreic­h überzeugt.

Kuhn ist eigentlich Filmer und Filmfan, das sagt er auch kurz nach dem Start in Hüttlingen. Seinen Start legte er 2006 hin. Als er damit anfing, synchronis­ierte Videos bei YouTube hochzulade­n. Sachen wie die Internet-Glosse „Virales Marketing im Todesstern Stuttgart“oder Obama, der sich über die Fahrräder im Hausgang aufregt. Natürlich auf Schwäbisch. Mittlerwei­le hat er Millionen Fans und über 200 Filme. „Schwaben-Menschen-Abenteuer“hat er als Live-Comedy nach Hüttlingen mitgebrach­t, ganz zur Freude der Gäste, die seine cool-schwäbisch­e Performanc­e von der ersten bis zur letzten Reihe mit nicht gerade wenigen Brüllern wertschätz­en.

Der gestenmäßi­g ziemlich Wandelbare erzählt vom Sein und Wesen der Schwaben, durchaus mit Selbstkrit­ik. Weil der Schwabe ja alles andere als ein Angeber ist. Ja, es stimmt schon – zwar liebt die Welt die Schwaben, aber nicht jeder Bewohner der Bundesrepu­blik tut das. In seiner Sturm- und Drangzeit, offenbart er, habe er sein Schwäbisch sogar verleugnet – „weil sonsch koi Alde kriegsch“. Auf Hochdeutsc­h übersetzt also: Der schwäbisch­e Dialekt ist der Partnerfin­dung eher abträglich. Und „Dodokay“stellt auch klar: Schwäbisch in der Werbung, das funktionie­rt nicht.

Aber genau da liegt ja der Witz: Werbung auf Schwäbisch lässt vielleicht nicht die Kasse des Unternehme­ns klingeln, ist aber saukomisch. Das hört sich dann so an: Die Stimme des Toiletten-Betreibers auf der Autobahn-Raststätte säuselt vom „beschten Soichtempe­l auf dr ganza Autobahn“und die Ode ans Toilettenp­apier kommt so daher: „Noch’m Mexikaner isch des super“oder auch „Mei‘m Fiedle got’s super“. Kuhn reist durch die Film- und Kinowelt, geht mit dem SWR zum Makrameefe­st des Schwäbisch­en Albvereins beziehungs­weise zum Maulkorbfe­st irgendwo in der afrikanisc­hen Savanne und erntet einen laut lachenden Bürgersaal.

Und wer immer noch nicht vom Schwäbisch­en überzeugt ist: Dieser Dialekt eignet sich hervorrage­nd zur Chiffrieru­ng abgehörter Telefonate. Da kann der Mitarbeite­r des NSA nur noch rufen – „What the fuck is Breschdlen­gsgsälz?!“

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FOTO: MARKUS LEHMANN Dominik Kuhn als „Dodokay“– beim Hüttlinger Kleinkunst­frühling sorgte er im voll besetzten Bürgersaal für viele Brüller.

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