Dorfmerkingen, wie es feiert...
Sportfreunde müssen Spagat zwischen Sensation und Meisterschaft schaffen.
NERESHEIM-DORFMERKINGEN Den 25. Mai haben alle rot im Kalender markiert, die es gut mit dem Fußball-Landesligisten Sportfreunde Dorfmerkingen meinen.
Dann nämlich steigt das Verbandspokalfinale zwischen den Stuttgarter Kickers und eben der Mannschaft von Helmut Dietterle, die am Maifeiertag etwas überraschend den Oberligisten TSG Balingen mit 2:1 aus dem Wettbewerb geschmissen hat. Alleine dieser Erfolg ist ein Highlight für den Verein, werden doch bereits zum zweiten Mal die Verbandspokal-Endspiele im Rahmen des „Finaltags der Amateure“von der ARD live übertragen, sind die Härtsfelder noch einmal um 20 000 Euro reicher.
Sollte es der Dietterle-Elf noch einmal gelingen, einen noch höherklassigeren Gegner schlagen zu können, würde man sie noch einmal bundesweit im TV sehen können. Dann nämlich hätten sie das Ticket für die erste Runde des DFB-Pokals gelöst. „Trotz des Sauwetters haben wir den Zuschauern gezeigt, dass wir eine gute Mannschaft haben, in der der eine für den anderen marschiert. Ich bin davon überzeugt, dass das halbe Härtsfeld mit nach Stuttgart reisen wird“, zeigt sich selbst der sonst eher pragmatische Dietterle fast euphorisch.
Gemeinsam mit dem VfR Hausen aus Südbaden sind die Sportfreunde Dorfmerkingen der niederklassigste Verein, der beim „Finaltag der Amateure“teilnehmen wird. Nun läuft es auch in der Liga bislang recht gut für die Härtsfelder, mit sieben Punkten Vorsprung ziert man die Spitze, die Meisterschaft ist zum Greifen nahe.
Nach dem Pokaltriumph vergisst man aber auch leicht, dass die Sportfreunde am Samstag davor gegen Kellerkind Blaustein mit 0:2 verloren haben. Die Meisterschaft wird man trotz der unglaublichen Euphorie, die durch den Finaleinzug entfacht wurde, bei den Sportfreunden nicht aus den Augen verlieren. Dafür wird alleine Dietterle sorgen, der das Wort „Meister“oder „Aufstieg“noch nicht einmal in den Mund genommen hat. „Ich brauche die Jungs nicht auf den Teppich zu holen. Was sie gegen Balingen erreicht haben, ist einmalig und das sollen sie auch genießen ohne Wenn und Aber“, hat selbst Dietterle die Zügel nach dem Finaleinzug etwas lockerer in Händen gehalten, zumal auch er weiß, dass der Sieg im Finale gegen den Regionalligisten Stuttgarter Kickers, fast utopisch ist. „Die Chance liegt bei vielleicht 20 Prozent. Die Kickers spielen in ihrem Stadion, vor ihren Leuten, die werden 10 000 Zuschauer haben, mit ziemlicher Sicherheit. So etwas hat meine Mannschaft noch nie erlebt.“Das spielt aber im Hier und Jetzt kaum eine Rolle, zu groß ist die Freude auf diesen Tag, zu groß ist die Freude darüber, dass die Sportfreunde so viel Werbung in eigener Sache gemacht haben. Einen großen Teil zum Erfolg gegen die Balinger dazu beigetragen hat vor allem die Viererkette mit Jan Hasenmaier, Michael Schiele, Fabian Janik und Felix Gruber, die alles abgeräumt haben, was es abzuräumen galt. Dabei haben sie vor allem nicht nur die Bälle nach vorne gedroschen, sondern häufig auch gegen den großen Favoriten die spielerische Lösung gesucht - und häufig dann auch gefunden. Wenn dann doch etwas durchkam, stand hinter den Vieren Schlussmann und Kapitän Christian Zech, der ebenfalls einen Sahnetag erwischt hat.
Keine Gesetzmäßigkeiten
„Wir haben uns gesagt, dass wir um unseren Lebenstraum spielen“, sagt Dorfmerkingens Schlussmann und Kapitän, Christian Zech.
„Stolz ist noch untertrieben. Nachdem wir am Samstag 0:2 verloren haben, Balingen mit 5:1 in der Oberliga gewonnen hat war klar: hier geht es nur darum, wie hoch die gegen uns gewinnen werden“, sagte Zech nach der Partie. Doch er hat auch verraten, wie es er und seine Mannschaft geschafft haben, den Gesetzmäßigkeiten des Fußballs entgegenzutreten. „Wir haben uns gesagt, dass wir um unseren Lebenstraum spielen. Diese Chance, die hat man meistens nur einmal im Leben. Wir haben einfach alles reingeschmissen, weil wir wussten, dass wir unsere Chancen bekommen werden.“Dabei war es Zech, der bei der Niederlage gegen Blaustein beim ersten Gegentreffer nicht gut aussah - und nach der Partie gegen Balingen zu den stärksten gehörte. So schnell geht Fußball manchmal.