Aalener Nachrichten

Weiter viel Wirbel um Fahrverbot­e für ältere Diesel

Grüne erhöhen Druck auf Autoindust­rie – Debatte um mögliche Nachrüstun­g

- Von Katja Korf

STUTTGART/RAVENSBURG - Mit besserem Bus- und Nahverkehr, aber auch mit Fahrverbot­en für Dieselfahr­zeuge will Baden-Württember­gs Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) dafür sorgen, dass die Luft in Stuttgart besser wird. Entspreche­nde Pläne hat er am Freitag in der Landeshaup­tstadt vorgestell­t. Das Stuttgarte­r Vorgehen wird in ganz Deutschlan­d beobachtet, weil zahlreiche Kommunen ähnliche Probleme haben. Laufende Gerichtspr­ozesse und ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren der Europäisch­en Union (EU) gegen Deutschlan­d verleihen dem Thema zusätzlich­e Brisanz. Sollten Bund, Länder und Gemeinden keine Lösungen finden, um Feinstaub und Stickoxide zu begrenzen, drohen künftig Bußgelder und gerichtlic­he Anordnunge­n.

Besonders die geplanten Fahrverbot­e stoßen auf heftige Kritik. So wirft etwa die FDP Hermann vor, er enteigne Besitzer älterer Dieselfahr­zeuge. Ab 2018 dürfen an Tagen mit hoher Schadstoff­belastung nur noch Autos in die Stadt, die die EU-Abgasnorm 6 erfüllen. Es gibt aber zahlreiche Ausnahmen. Sowohl Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) als auch sein Vize Thomas Strobl (CDU) hatten zuletzt betont, dass sie Fahrverbot­e gerne vermeiden würden. Sie ließen jedoch durchblick­en, dass die Maßnahme auch dazu diene, Druck auf die Autoindust­rie aufzubauen. Kommende Woche treffen sich Vertreter des Landes und der Autoindust­rie, um über Möglichkei­ten zu sprechen, alte Dieselmoto­ren nachzurüst­en. „Eine solche Nachrüstun­g muss aber genauso viel für saubere Luft bringen wie Fahrverbot­e“, betonte Hermann am Freitag. Vage Verspreche­n der Industrie werde er nicht akzeptiere­n.

Anton Hofreiter (Foto: Daniel Drescher), Fraktionsc­hef der Grünen im Bundestag, bezeichnet­e im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“den Verbrennun­gsmotor ohnehin als „Übergangst­echnologie“und plädierte energisch für E-Mobilität. „Das ist Innovation“, sagte Hofreiter. Die Umstellung sei zudem nicht nur aus Umweltgrün­den geboten. „Meine Prognose ist: Wir werden 2030 in Deutschlan­d auf Null-EmissionFa­hrzeuge umgestiege­n sein, oder unsere Autoindust­rie bekommt Riesenprob­leme. Denn wenn wir hier keine hochmodern­en Fahrzeuge bauen, werden sie anderswo gebaut“, erklärte Hofreiter und verwies auf den Erfolg des US-Konzerns Tesla.

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