Aalener Nachrichten

Ministerin äußert Bedauern

Ursula von der Leyen relativier­t Vorwürfe an Bundeswehr

- Von Tobias Schmidt

BERLIN - „Es tut mir leid“: Ein mea culpa von Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen nach ihrer Kritik am „Haltungspr­oblem“der Bundeswehr wegen des Skandals um den rechtsextr­emen Oberleutna­nt Franco A. Die CDU-Politikeri­n will die Wogen glätten, nimmt ihren Vorwurf aber nicht zurück.

Die Soldatinne­n und Soldaten leisteten einen „unverzicht­baren Dienst“, hatte sie am Donnerstag vor hundert Generälen und Admiralen erklärt, wie am Freitag bekannt wurde. Dafür gebühre ihnen „Dank und Anerkennun­g“. Sie wünschte, sie hätte diese Sätze ihrer pauschalen Kritik vom Wochenende vorangeste­llt, so von der Leyen weiter. „Dass ich es nicht getan habe, das bedauere ich.“

In der Sache bleibt sie aber hart. Vor den Generälen drang sie darauf, dass die Innere Führung auf allen Ebenen verstärkt werde und es bei rassistisc­hen und fremdenfei­ndlichen Vorfällen, Extremismu­s oder Nötigungen kein Wegschauen mehr geben dürfe. In einem Interview übt sie am Freitag aber auch Selbstkrit­ik: Sie wünschte, sie hätte sich „früh und systematis­ch um verdeckte rechtsextr­eme Tendenzen gekümmert“.

Der Koalitions­partner setzt der angeschlag­enen CDU-Politikeri­n heftig zu. Die Prinzipien der Inneren Führung „müssen auch im Verteidigu­ngsministe­rium gelebt werden“, stichelte SPD-Chef Martin Schulz. Mit Blick auf die Ministerin und ihre drei Vorgänger legt er nach: „Seit zwölf Jahren missbrauch­en Unions-Verteidigu­ngsministe­r die Bundeswehr als Kulisse für ihre eigenen persönlich­en Ambitionen.“Aus Sicht von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) sind die Attacken ungerecht. Von der Leyen „tut genau das Richtige“, sagt Merkels Sprecher Steffen Seibert. Sie setze „alles daran, zum Wohle der Truppe Fehler und Versäumnis­se aufzukläre­n“.

Gleichwohl muss sich die Ministerin kommende Woche in einer Sondersitz­ung des Verteidigu­ngsausschu­sses einem Kreuzverhö­r stellen. So haben es Grüne und Linke beantragt, unterstütz­t von der SPD.

Immer neue Hinweise tauchen auf, wonach der in Illkirch stationier­te Offizier, der ein Doppellebe­n als syrischer Flüchtling führte, einem radikalen Netzwerk angehörte. Ein Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums bestätigte, es gebe Ermittlung­en „über Illkirch hinaus“. Von der Leyen geht davon aus, dass weitere Verstricku­ngen öffentlich werden. „Wir müssen uns darauf einstellen, das ist meine tiefe Überzeugun­g, dass das, was wir bisher wissen, nicht alles ist, sondern dass sich dort noch mehr zeigen wird“, sagt die Ministerin am Freitagabe­nd in den ARD-„Tagestheme­n“. „Das ist bitter für uns und uns alle in der Bundeswehr.“

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FOTO: AFP Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) hat den Soldaten Anerkennun­g ausgesproc­hen.

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