Landwirtschaftsministerium will Tierwohl-Siegel fördern
Insgesamt 70 Millionen Euro eingeplant – Kritik nicht nur an der Freiwilligkeit des Labels
BERLIN (AFP) - Mit 70 Millionen Euro will das Bundeslandwirtschaftsministerium in den kommenden Jahren die Markteinführung des umstrittenen staatlichen Tierwohl-Siegels fördern. Für die Unterstützung der Tierhalter bei der Anpassung an die Label-Standards sind im Haushalt 2018 jedoch nur sieben Millionen Euro eingeplant, wie aus einer Antwort des Ministeriums an den Grünen-Abgeordneten Friedrich Ostendorff hervorgeht, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt.
Ostendorff kritisierte die für Tierhalter eingeplante Summe am Freitag als unzureichend. Der GrünenAgrarpolitiker erklärte, die finanzielle Unterstützung der Tierhalter sei entscheidend, um das Siegel zum Erfolg zu führen. Sieben Millionen Euro seien da „ein Tropfen auf den heißen Stein“. So hätten Tierhalter weiterhin keine Planungssicherheit und könnten „kein Vertrauen in die Politik setzen“. Ostendorff zufolge handelt Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) konzeptlos, die bisher vorgeschlagenen Haltungskriterien seien eine „Farce“.
Ein Kriterium des geplanten Tierwohl-Labels ist, dass Schweine mehr Platz im Stall haben sollen. Dass Vollspaltenböden aus Beton, kupierte Schwänze und vierwöchige Kastenstandhaltung in der Säugezeit weiterhin möglich sein sollen, sei Ostendorff zufolge den Verbrauchern nicht vermittelbar. Das zweistufige Label soll mit Schweinefleisch starten, später sollen Geflügel und Rindfleisch dazukommen. Schmidt will den Gesetzesentwurf noch vor der Bundestagswahl vorlegen, sagte er den „Ruhr Nachrichten“vom Freitag. Das Tierwohl-Label stößt grundsätzlich auf Zustimmung bei Verbrauchern und Tierschützern, Kritik regt sich aber an der Freiwilligkeit des Siegels. Viele Organisationen und Umweltschützer fordern daher verbindliche Vorgaben, die deutlich über dem gesetzlichen Mindeststandard liegen. Schmidt verteidigte das Label am Freitag abermals gegen Kritik. Die geplanten Vorgaben seien nicht zu weich, sondern sicherten den Erfolg des Siegels bei den Verbrauchern, sagte Schmidt den „Ruhr Nachrichten“. „Ein Wettbewerb ,höher, schneller, weiter’“werde beim Tierwohl nicht funktionieren, „weil das Pfund Schweinefleisch dann ein Vielfaches mehr kostet.“