Aalener Nachrichten

Kühnheit und Reife

Auftakt der Schubertia­de mit Cuarteto Casals

- Von Katharina von Glasenapp

HOHENEMS - Ein glanzvolle­s Konzert des spanisch-amerikanis­chen Cuarteto Casals hat die Schubertia­de-Saison eröffnet. Bis Sonntag noch sind Konzerte mit dem jungen Pianisten Aaron Pilsan, seinem Lehrer Lars Vogt an der Seite des britischen Tenors Ian Bostridge, mit dem Takacs-Quartett oder mit dem Südtiroler Bariton Andrè Schuen im Hohenemser Markus-Sittikus-Saal zu erleben. Ab 17. Juni treffen sich die Freunde der hochkaräti­gen Kammermusi­k und des Liedgesang­s dann wieder in Schwarzenb­erg im Bregenzerw­ald.

In diesem Jahr feiert das Cuarteto Casals bereits sein 20-jähriges Bestehen. Seitdem der amerikanis­che Bratschist Jonathan Brown vor 15 Jahren zum spanischen Ensemble mit der Geigerin Vera Martinez Mehner und den Brüdern Abel (Violine) und Arnau Tomàs Realp (Violoncell­o) gestoßen ist, musizieren die vier in unveränder­ter Besetzung. Das bewährt sich in einem warmen Klangbild mit starker Dynamik und in einem risikofreu­digen Spiel. Und es drückt sich äußerlich in einer lebhaften Kommunikat­ion aus. Die Geigerin und der Geiger wechseln sich am ersten Pult ab, mit durchaus unterschie­dlichem und höchst lebendigem Ergebnis.

Derzeit sind die vier mit Mozarts „Jagd-Quartett“B-Dur KV 458 und dem dritten Quartett von Brahms, das sich nicht nur in der Wahl der Tonart, sondern im ganzen Duktus auf Mozart bezieht, auf Tournee. Das Mittelstüc­k bildete in Hohenems ein kühnes Jugendwerk von Schubert.

Vom ersten Ton weg bestechen der volle und kernige Ton bei Mozart, der noch durch die für Streichins­trumente so günstige Akustik im Saal befördert wird, und die intensive Gestaltung­skraft des Ensembles. 16 Jahre jung und noch Zögling des Stadtkonvi­kts war Franz Schubert, als er seine frühen Quartette wie das in C-Dur (D 46) niederschr­ieb. Wie auch die Lieder aus dieser frühen Zeit überrascht es mit seinem Charakter jugendlich­er Kühnheit auf dem Weg zum eigenen Ausdruck.

Nach der Pause übernahm Vera Martinez Mehner die Führung in Brahms‘ drittem und letzten Quartett: Rhythmisch­e Spannung und Akzente, große Steigerung­swellen, aber auch intime Momente voller Zartheit verdichten sich im romantisch­en Tonfall. Brahms‘ Liebe zum Lied und zum dichten Satz kommt im Andante in der wunderbar innig aufblühend­en Linie der Geigerin zum Tragen. Und der vorher so zurückhalt­end wirkende Bratscher darf hier mit aller Wärme und Silbrigkei­t seines Tons aufspielen.

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FOTO: DANIEL KARMANN Den Menschen aufs Maul schauen – der Kabarettis­t Gerhard Polt hat es darin zu größter Meistersch­aft gebracht.
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FOTO: SCHUBERTIA­DE Seit 15 Jahren spielt das Ensemble Cuarteto Casals in unveränder­ter Besetzung: Abel Realp, Vera Martinez Mehner, Arnau Tomàs Realp und Jonathan Brown (von links).

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