„Mission Rapunzel“für Giers-Museum
Dem Gmünder Pionier der elektronischen Kunst wird zum 80. Geburtstag im Schmiedturm eine Dauerausstellung gewidmet
SCHWÄBISCH GMÜND - Der vor einem Jahr verstorbene Gmünder Designer, Stadtgestalter und vor allem Elektronikkünstler Walter Giers ist schon zu Lebzeiten ein Mythos gewesen. Dem rastlos Kreativen wird nun im historischen Schmiedturm eine Erinnerungsstätte und eine Dauerausstellung gewidmet. Die treibende Kraft dazu ist im Hinblick auf die Gartenschau 2019 auch OB Arnold.
Nur sechs von ursprünglich 26 Stadt- und Wehrtürmen haben jene „Stadtväter-Banausen“stehen lassen, die Mitte des 19. Jahrhunderts bestimmten: Den Reisenden auf der neuen Eisenbahn durchs Remstal dürfe der altmodische Anblick der Gmünder Stadtmauer mit ihren wehrhaften Bastionen nicht länger zugemutet werden. Abriss! Sie hatten die Rechnung ohne den Zeitgeist und die neuen Visionäre des 20. Jahrhunderts gemacht. Der frühere, kulturbegeisterte OB Wolfgang Schuster schuf viel, darunter auch das Kirchenmusikfestival. Weitblickend garantierte er auch dem international erfolgreichen Künstler Walter Giers bis ans Lebensende ein Nutzungsrecht im mittelalterlichen Schmiedtorturm.
Sein Lebenswerk schlummert im 32 Meter hohen Stadtturm
Vergangenes Jahr verstarb Walter Giers. Dort im Schmiedturm, bis zu 32 Meter über den Dächern Gmünds, hat sich eine einzigartig-wertvolle Sammlung angehäuft. Petra und Victor Giers, Frau und Sohn, kümmern sich um dieses Erbe. Bisweilen eine Last, jedoch absolute Kunstgeschichte. Walter Giers gilt weltweit als Wegbereiter der Kunstrichtung „electronic art“. Der ihm von OB Schuster überlassene Schmiedturm zeigt den ganzen Giers-Mythos auf: Ein Falke zwitschert vor einem historischen Synthesizer, der vor 40 Jahren die Popmusik revolutionierte. Und weiter: Die berühmten Kugellautsprecher, die Walter Giers entwickelte und gestaltete, baumeln im Treppenhaus.
Ein Meisterwerk befindet sich ganz oben im „Turm- und Denkstüble“von Walter Giers. Es handelt sich um die „Zeitmaschine“, die Giers eineinhalb Jahre Entwicklungsarbeit und einige Magengeschwüre abverlangt habe, wie sich Weggefährtin Petra Giers erinnert. Nicht ohne Grund, befindet sich diese Arbeit ganz oben in der Turmstube. Jetzt am 10. Mai hätte Mythos Walter Giers auf der diesseitigen Welt seinen 80. Geburtstag feiern können. Im Schmiedturm wird dazu nicht nur die Dauerausstellung eröffnet (aus Sicherheitsgründen voraussichtlich nur begehbar auf Voranmeldung und für höchstens 15 Personen gleichzeitig). Auch in der Galerie im Prediger wird an diesem Tag eine Ausstellung über das Lebenswerk von Walter Giers präsentiert. Petra Giers zeigte sich dankbar, wie Oberbürgermeister Richard Arnold das Vorhaben unterstütze. Sie und Sohn Victor hätten schmunzelnd das Vorhaben im Sinne des zu jedem kreativen Klamauk aufgelegten Vaters unter den Arbeitstitel „Mission Rapunzel“gestellt. Ein angedachter, schöner „Zopf“, um – getreu des gleichnamigen Turm-Märchens – an die Leidenschaft des Kunst-Prinzen Walter Giers zu erinnern.