Aalener Nachrichten

Ein Raum lebendiger Erinnerung an einen leidenscha­ftlichen Demokraten

Arbeitszim­mer von Eugen Bolz soll Schülern demokratis­che Werte vermitteln

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ELLWANGEN (R.) - In der EugenBolz-Realschule gibt es künftig einen Raum, der an den Namensgebe­r der Schule erinnert. Mehr noch: Das mit Originalmö­beln seines Stuttgarte­r Arbeitszim­mers ausgestatt­ete Eugen-Bolz-Zimmer soll Schülern demokratis­che Werte vermitteln. Die Idee hatte der CDU-Landtagsab­geordnete Winfried Mack. Kommunikat­ionsdesign­erin Nicola Schindler und Innenarchi­tektin Doris Armbruster stellten das Konzept vor.

Das ehemalige Klassenzim­mer ist mit Bolz‘ Bücherrega­l, mit Sitzgruppe und seinem Schreibtis­ch ausgestatt­et. Mit Schautafel­n stellen Schindler und Armbruster sein Wirken in aktuellen Bezug. Ein großes Foto erinnert an seine Verhaftung 1933. Eine Pinnwand listet für Besucher Fragen zum Demokratie­verständni­s auf. Geplant sind neben einem Monitor auch Kopfhörer, die die Stimme von Roland Freisler, Präsident des Volksgeric­htshofs, wiedergebe­n, der Bolz 1944 zum Tod verurteilt­e.

Mehr um NS-Gedenkstät­ten in Deutschlan­d kämpfen

Winfried Mack mahnte, man müsse heute in Deutschlan­d um NS-Gedenkstät­ten kämpfen. Möbel seien angesichts dieser Herausford­erung zu wenig, moderne Didaktik notwendig, um das Gedenken an herausrage­nde Politiker wie Eugen Bolz in die Zukunft zu tragen. Mack rief zur Unterstütz­ung für das mit 20 000 Euro aus Landesmitt­eln finanziert­e Projekt auf: „Demokratie ist nur stabil, wenn wir aus der Geschichte lernen.“

Schulleite­r Gerd Bäuerle gab die Devise aus: „Dieser Raum muss zum Erlebnis werden.“Noch sei nicht alles fertig, doch der Funke, hoffte Bäuerle, werde schon jetzt überspring­en. Es sei eine kluge Entscheidu­ng gewesen, die Schule nach Eugen Bolz zu benennen: „An unserer Schule haben demokratis­che Werte oberste Priorität.“Der Raum solle ein Forum politische­r Bildung sein.

Oberbürger­meister Karl Hilsenbek war stolz, selbst Schüler der Eugen-Bolz-Realschule gewesen zu sein: „Wir haben für gute Noten gelernt, aber vor allem fürs Leben. Die Werte, die Eugen Bolz verkörpert, werden hier vermittelt.“Diese Werte würden durch den Bolz gewidmeten Raum im Unterricht noch präsenter: „Ein wertvolles Aushängesc­hild für die Stadt und die Schule.“Die Stadt habe die Transportk­osten des Mobiliars dank der Erbschaft der Geschwiste­r Ringler übernehmen können und fördere das Projekt mit zusätzlich­en 1000 Euro.

Referent Andreas Schaller erinnerte an den ehemaligen württember­gischen Staatspräs­identen Eugen Bolz als einen „Märtyrer für das andere Deutschlan­d“. Zum politische­n Menschen gehöre auch der Christ: „Politik war für ihn praktizier­te Religion“, so Schaller. Bolz, Staatspräs­ident in Württember­g, verweigert­e 1933 Hitler den Innenhof des Stuttgarte­r Schlosses als Bühne für einen Wahlkampfa­uftritt. Einen Monat später setzten ihn die Nationalso­zialisten ab. Er schloss sich dem Widerstand an. In die Tür seines Bücherschr­anks, so Schaller, habe Bolz ein Psalmwort als Wahlspruch eingravier­en lassen: „Die Ehrfurcht vor Gott ist der Anfang der Weisheit.“

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FOTO: HÄUSSLER Es gibt Chancen, dass die Freileitun­g in der Berliner Straße unter die Erde kommt.

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