Ernsthafter Rivale auf dem Golfplatz
Die dritte Generation des Hyundai i30 tritt in der Kompaktklasse an und muss sich nicht verstecken
Natürlich kennt die griechische Mythologie keine modernen Kraftfahrzeuge. Und doch drängt bei der Vorstellung des neuen Hyundai i30 im Golf & Eventpark in Aschheim das Bild der Sisyphusarbeit wie von selbst ins Bewusstsein: Zwar wuchten die Koreaner hier am Stadtrand von München keinen Felsblock einen Berg hinauf. Nein, ihre Aufgabe erscheint beinahe noch anspruchsvoller. Schließlich soll der i30 ausgerechnet dem Platzhirsch, dem VW Golf, in die Parade fahren. Ein wahrlich schwieriges Unterfangen ohne absehbares, gutes Ende. Dabei muss sich die dritte Generation des kompakten Asiaten keineswegs verstecken. Die Neuauflage des wichtigsten Hyundai-Modells darf nämlich im Großen und Ganzen als gelungen bezeichnet werden.
„Wir wollen auf die Einkaufsliste der Familien“, sagt Bernhard Voß, der Leiter der Pressestelle, während der Präsentation des Fünftürers. Und: „Das Design eines Autos ist der Kaufgrund Nummer eins.“Da trifft es sich wahrscheinlich ganz gut, dass die neue Karosse gerade erst mit zwei renommierten Design-Awards ausgezeichnet wurde. Schauen wir also einmal etwas genauer hin.
Herzrasen – pardon, werte Zeichner in Rüsselsheim – verursacht der 4,34 Meter lange i30 nun wirklich nicht. Eher unauffällig und zeitlos elegant fügt er sich ins Straßenbild, besticht allenfalls durch seine markanten Scheinwerfer, die langgezogene Haube sowie den neuen Kaskaden-Kühlergrill, der an herabfließenden Stahl erinnern soll. Gut und schön wirkt all das schon auf uns, nicht mehr und nicht weniger, aber eben nicht besonders originell. Es wird also wohl seinen Grund haben, dass wir keine Design-Awards verleihen dürfen. Und ehe wir’s vergessen: Auch die Linien des erfolgreichen Golf sind nicht gerade berühmt dafür, Autonarren um den
„Wir wollen auf die Einkaufsliste der Familien.“Pressesprecher Bernhard Voß über die Zielgruppe des i30
Schlaf zu bringen. So betrachtet, haben die Koreaner wahrscheinlich alles richtig gemacht.
Werfen wir vor dem ersten Druck auf den Startknopf noch rasch einen Blick auf die Ausstattungsliste. In fünf Varianten – Pure, Select, Trend, Style und Premium – ist der Fronttriebler ab 17 450 Euro lieferbar. Sehr löblich: Mitlenkender Spurhalteassistent, Berganfahrhilfe, City-Notbremsfunktion, Fernlichtassistent, Lichtsensor, Tempomat, Klimaanlage und Multifunktionslenkrad sind unter anderem bereits in der Basisversion serienmäßig an Bord. Weitere Annehmlichkeiten wie beispielsweise Bluetooth-Freisprechanlage, Einparkhilfe und Rückfahrkamera, LED-Scheinwerfer, Abstandsradar, Navigationssystem mit 8-ZollTouchscreen oder schlüsselloser Zugang gibt’s dann bei den höheren Varianten oder gegen Aufpreis. Sechs Motoren – drei Benziner und drei Diesel, allesamt mit einem 6-GangHandschaltgetriebe (7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe für die stärkeren Aggregate gegen Aufpreis) sowie einer Start-Stopp-Automatik ausgerüstet – leisten zwischen 95 und 140 PS. Wer’s eine Spur rasanter mag, muss sich noch ein wenig gedulden und auf das N-Sportmodell warten, das 250 oder 275 Pferde auf die Straße schicken wird. Ein kleiner Gruß an den Golf GTI.
Jetzt aber endlich los! Schließlich haben die Koreaner ein „agileres und direkteres Fahrverhalten, einen verbesserten Abroll- und Federungskomfort sowie ein präziseres Handling, erprobt auf der NürburgringNordschleife“, versprochen. Und sie halten Wort. Die Dämpfer schaffen den Spagat zwischen sportlicher und kommoder Abstimmung, die Lenkung reagiert exakt, das Gefühl für die Straße ist jederzeit gegeben, Kurven geraten beinahe schon zum Freund des i30. Ein bisschen Vergnügen darf also auch in der Kompaktklasse durchaus sein.
Fein abgestimmte Automatik
Recht gut zu diesem Anspruch passt übrigens der nagelneue Turbobenziner im 1.4 T-GDI, den die Macher – selbstverständlich – in den höchsten Tönen loben. Unrecht haben sie gewiss nicht. Der Vierzylinder mit seinen 140 PS beschleunigt angemessen und passabel – insbesondere im Zusammenspiel mit der sehr fein abgestimmten Automatik – und schont dabei auch noch das empfindliche Gehör des Testfahrers. 7,3 Liter Durchschnittsverbrauch stehen schließlich nach einer zugegeben flotten Runde auf dem Display des Bordcomputers. Und wir bezweifeln ernsthaft, dass bei moderaterer Fahrweise die versprochenen 5,5 Liter zu schaffen gewesen wären.
Problemlos geschafft haben wir es hingegen, uns im neuen i30 mit seinem aufgeräumten, weitgehend selbsterklärenden Cockpit zurechtzufinden. Unangenehme Überraschungen bleiben im Innenraum erspart: der Überblick gut, das Gestühl bequem, die Materialanmutung keineswegs billig, die Platzverhältnisse für vier Erwachsene allemal ausreichend. Dazu ein Kofferraum (Achtung, hohe Ladekante!), der mindestens üppige 395 Liter schluckt und über einen praktischen, variablen Boden verfügt. Ganz ehrlich: Wir haben uns schon wesentlich ungemütlicher fortbewegt. Von Sisyphus mal ganz zu schweigen.